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Cespedes kämpft gegen Dopingsperre

20.11.2025 18:31:47 | Peter

Der Ex-Servettien wehrt sich gegen Betrugsvorwürfe

 

Die Nachricht kam unerwartet. Im letzten Mai wurde publik, dass Boris Cespedes in einer Dopingkontrolle hängen geblieben soll. Im September sprach die FIFA eine Sperre aus. Wie bereits angekündigt, legte der frühere Servette-Akteur Berufung gegen das Urteil ein (wir berichteten).

Die Tribune de Genève traf sich in diesen Tagen mit Boris Cespedes. Im Gespräch mit der Lokalzeitung nahm der Genfer kein Blatt vor den Mund, als er sich zu den Geschehnissen äusserte. Noch immer wehrt er sich gegen die Betrugsvorwürfe und die Sperre des Weltverbands. Zusammen mit seinem Anwalt bereitet er sich auf die nächste Anhörung vor. Diese wird diesmal vor dem TAS in Lausanne stattfinden.

Gegenüber der Zeitung blickt Cespedes auf den Zeitpunkt zurück, der ihm seine Karriere kosten könnte. "Wir sind von einem WM-Qualifikationsspiel in Peru zurückgekehrt. Als nächstes stand ein Heimpiel gegen Uruguay auf dem Programm. Dieses fand in El Alto statt - auf über 4'150 Metern über Meer", erinnert sich der defensive Mittelfeldspieler, der schon kurz nach der Ankunft in Bolivien gesundheitliche Probleme bemerkt haben soll. Brechreiz stellte sich ein. "Drei Tage vor dem Spiel habe ich den Teamarzt gebeten, mich zu untersuchen. Dieser verabreichte mir verschiedene Medikamente. Tags darauf kam ein weiterer Arzt, der mir ebenfalls Medikamente verschrieb", fasst Cespedes zusammen. "Als Sportler stehst du in der Verantwortung, welche Medikamente du einnimmst. Wenn dir aber ein offizieller Arzt vom bolivianischen Fussballverband ein Medikament verschreibt, dann hintefrägst du dies nicht bis ins Detail. Insbesondere, wenn es dir schlecht geht. Dann nimmst du, was sie dir geben. Du gehst ja davon aus, dass sie die Anti-Dopingregeln kennen, wenn sie für einen nationalen Sportverband arbeiten", fährt er fort.

Im besagten Spiel gegen Uruguay stand Cespedes im Aufgebot. Aufgrund der Beschwerden der vorigen Tage liess ihn der Trainer auf der Bank. Dennoch wurde er für die Dopingkontrolle ausgewählt. Das sei ihm in seiner Karriere schon diverse Male passiert. Ohne schlechtes Gewissen gab er die beiden Proben ab und reiste am Folgetag in die Schweiz zurück. Wenig später erhielt er einen Anruf von einem Vertreter des bolivianischen Fussballverbands. "Ich war geschockt, als ich von der positiven Probe erfahren habe. Ich habe dem Vertreter gesagt, dass ich nur Medikamente eingenommen habe, welche mir der Mannschaftsarzt verschrieben hatte. Ich hatte zig Fragen", so der 30-jährige. Seine Ansprechperson beim Verband mahnte zur Ruhe. Fast zeitgleich erhielt Yverdon Sport, der damalige Arbeitgeber des Schweiz-Bolivianers, per Mail die Info zum positiven Testresultat. Cespedes kontaktiert nochmals seine Ansprechperson beim Verband. Er beteuert wieder, dass er die verbotene Substanz nicht wissentlich eingenommen habe. Bereits da soll sich abgezeichnet haben, dass sich die verantwortlichen Funktionäre aus der Verantwortung ziehen möchten. "Ich habe auch den Teamarzt angerufen, der mich als zweites untersucht hat. Er beantwortete jedoch keinen Anruf", beklagt das vermeintliche "Bauernopfer". 

Nachdem auch die B-Probe positiv ausfiel, liess sich Cespedes selbständig sperren, um eine Strafmilderung zu erwirken. Es soll ihm aber auch darum gegangen sein, seinem Team keinen Schaden zuzufügen, wenn er im Saisonendspurt noch eingesetzt worden wäre. Entsprechend schwer wurde es schwer, mit dem laufenden Verfahren im Rücken, einen neuen Klub zu finden. Dies, obschon noch vorher Interessenten aus dem Ausland angeklopft hätten. Am 17. September entschied die Disziplinarkommission der FIFA zu Ungunsten des "Angeklagten". "Das war ein Gefühl der Leere", blickt das SFC-Eigengewächs zurück. Nach zwei guten Saisons im Waadtland steht er plötzlich ohne Verein und ohne Vertrag da. Quasi über Nacht wurde er zum "Hausmann", wie er es nennt. Er versuche das ganze zu relativieren und geniesst nun die Zeit, die er mit seine Frau und den beiden Töchtern geniessen kann. Unter dem Strich lebe er aber von seinen Ersparnissen. Die verhängte Sperre wirke sich aber auch auf die mittelfristige Zukunft aus. Schliesslich gilt sein "Berufsverbot" auch für Amateurfussballvereine. Er darf also weder bei einem Profiverein, noch in einer Amateurliga gegen den Ball treten. Falls die Sperre bestätigt würde - wer sollte einen Spieler unter Vertrag nehmen, der zwei Jahre lang nicht mehr als private Fitnesseinheiten absolvieren durfte. Eine bittere Erkenntnis, weil Cespedes noch ein paar gute Jahre im Profigeschäft gewunken hätten.

Kürzlich wurde beim TAS der Richter ausgewählt, der sich mit dem Fall befassen muss. Zusammen mit seinem Anwalt arbeitet Cespedes an seinen Unterlagen. Er muss beweisen können, dass ihm die Medikamentation von einem Arzt verschrieben worden ist. Auf ein Eingeständnis seitens der Teamärzte ist nicht zu hoffen. Dies, weil diese ebenfalls mit einer happigen Strafe rechnen müssten. Fest steht jedoch, dass das Thema Nationalmannschaft abgehakt sei. Auch wenn die Sperre aufgehoben oder reduziert werden würde, würde der Mittelfeldmann nicht mehr für den bolivianischen Verband auflaufen wollen. "Das ist vorbei", schliesst er ab.