Es war eine Hiobsbotschaft, die uns am Mittwochabend erreichte. Boris Cespedes wird von der FIFA für zwei Jahre aus dem Verkehr gezogen (wir berichteten).
Die Disziplinarkommission des Weltfussballverbands ahndete damit die positiven Dopingtests, welche der Ex-Servettien im März abgegeben hatte. Das Urteil ist noch nicht definitiv. Der Spieler kann beim Sportgericht in Lausanne (= "TAS") Beschwerde einreichen. Dies will Cespedes tatsächlich tun. Der 30-jährige wehrt sich gegen die Vorwürfe und spricht, gegenüber Le Matin, von einer "Ungerechtigkeit".
Cespedes streitet nicht ab, dass es zur Einnahme eines Medikaments kam. Doch er fühlt sich noch immer getäuscht. "Ich kenne die Wahrheit und ich weiss, dass dies eine Ungerechtigkeit ist. Ich bin mir durchaus bewusst, dass das Reglement den Sportlern auferlegt, zu überprüfen, was sie zu sich nehmen. Aber ich war Teil der Nationalmannschaft Boliviens. Ich war in einer Blase, krank wie ein Hund, und mir wurde von einem Arzt ein Medikament verschrieben. der vom bolivianischen Fussballverband zugelassenen worden ist!", erklärt sich der 19-fache Nationalspieler. Das WM-Qualifikationsspiel gegen Uruguay, nach welchem die Dopingprobe abgegeben wurde, verfolgte Cespedes von der Bank aus. Krankheitsbedingt war ein Einsatz nicht möglich. Dies passt zu seiner Erklärung.
Die Mitglieder der Disziplinarkommission sehen zwar ein, dass seitens Spieler keine Absicht vorlag, eine verbotene Substanz einzunehmen. Für eine Reduktion der zweijährigen Sperre reicht dies allerdings noch nicht. Es braucht Beweise seitens der "Federación Boliviana de Fútbol", dem bolivianischen Fussballverband, welche Cespedes entlasten. Laut Aussagen des Mittelfeldakteurs hüllen sich die Verantwortlichen und der Teamarzt aber in Schweigen. Cespedes spricht gar von einer "Omerta", einem im Mafia-Jargon bekannten Ehrenkodex, der so etwas wie eine "Schweigepfllicht gegenüber Dritten" bedeutet. "Die Ärzte, die ebenfalls mit einer Strafe rechnen müssen, und der Verband schützen sich gegenseitig. Ich bin vom Verband enttäuscht. Ich bin im Rahmen meiner Arbeit nach Bolivien gereist, um die Farben meines Landes zu vertreten. Und der Verband versucht nicht einmal, mir zu helfen...", beklagt sich der Beschuldigte.
Eine Sperre könnte drastische Folgen für den ehemaligen Servette-Junioren haben. Es kommt einem Berufsverbot gleich. Auch deshalb wollen Cespedes und sein Anwalt, Pierre-Xavier Luciani in den nächsten Tagen gegen das Urteil rekurrieren. Weil der Vertrag des Schweiz-Bolivianers beim Yverdon Sport FC Ende Juni ausgelaufen ist, steht er derzeit ohne Arbeitgeber da. Offensichtlicherweise gestaltete sich die Klubsuche im Sommer als äusserst harzig. Kein Sportchef dieser Welt möchte sich an so einer Akte die Finger verbrennen. Bitter für Cespedes. Denn mit 8 Toren und einem Assist in 26 Einsätzen gehörte er zu den wenigen Lichtblicken im Kader des Super-League-Absteigers. Bereits im Winter sollen ihm lukrative Angebote vorgelegen haben. Gemäss 4-4-2.com bot ihm der Neftchi PFK aus Baku (Aserbaidschan) einen Vertrag mit einem jährlichen Nettogehalt von rund CHF 300'000.-. Ein Vielfaches von dem, was er am Neuenburgersee verdient hatte.
Nun hofft Cespedes auf einen Freispruch, beziehungsweise auf eine Reduktion der Strafe, in zweiter Instanz. Es bleibt ihm zu wünschen, dass alles gut ausgeht.
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