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SFL äussert sich zum Kunstrasenverbot

07.11.2025 00:52:47 | Peter

Was ist an den Gerüchten dran?

 

Ein Kunstrasen für das Stade de Genève? Diese Frage wurde vor ein paar Tagen wieder aus der Schublade geholt (wir berichteten). Während es bei den Entscheidungsträgern Pro- und Contra-Stimmen gibt, könnte die Swiss Football League die Entscheidungsfindung erleichtern. Es soll ein Verbot von synthetischen Unterlagen in der Planung sein.

"Ja, das Komitee der SFL wird im nächsten Jahr eine Strategie für das Jahr 2028 und die darauffolgenden Jahre erarbeiten", gibt Claudius Schäfer, Präsident der SFL gegenüber der Tribune de Genève preis: "Wir werden demnächst mit unseren Mitgliedern eine Diskussion zu diesem Thema führen." In der Vergangenheit sollen auch die Vertreter der Vereine immer wieder auf die Plastikunterlage zu sprechen gekommen sein. Von verschiedenen Seiten wurde, unter Einhaltung einer Übergangsfrist, ein Verbot von 100% künstlichem Rasen gefordert. Gleichzeitig stellt sich aber auch die Kostenfrage. Muss die SFL die Klubs finanziell unterstützen, wenn sie ihnen einen teureren, pflegeintensiven Naturrasen vorschreibt? Auch in Genf sind es primär die Unterhaltskosten, die klar für einen synthetischen Rasen sprechen. Fehlende Trainingsplätze wären ein zusätzliches Argument, das in den grösseren Städten gegen ein Verbot sprechen würde.

Die (alte) Mär mit dem Verletzungsrisiko

Gegner der Kunstrasenplätze werfen oftmals den Begriff "Verletzungsrisiko" in die Runde, wenn über das Thema debattiert wird. Dr. Finn Mahler wird von der TdG mit dem Vorwurf konfrontiert. Der Arzt, der den Servette FC und seine Spieler bertreut, hält nichts von diesem Gegenargument. Er erklärt, dass Kunstrasenplätze der neusten Generation kein höheres Risiko darstellen, als ein Natur- oder Hybridrasen. Inhaltlich sehr gute Studien aus Finnland und Schweden sollen dies belegen. Das Vorurteil kommt aus der Zeit, als die Kunstrasenplätze ganz frisch aufgekommen seien.
Wissenschaftlich gäbe es auch keine Beweise dafür, dass die wöchentliche Umstellung von Kunst- auf Naturrasen (und zurück), Adaptionsschwierigkeiten hervorrufen, die sich dann in Blessuren widerspiegeln. Dieser Punkt könne aber mental zu einem Wettbewerbsvorteil werden. Dies, wenn man sich die Umstellung gewohnt ist, weil man bei einem Klub mit Plastikbelag spielt.

In Westeuropa sterben die Kunstrasenplätze aus

Wer den internationalen Fussball in Westeuropa verfolgt, der schaut sich vorwiegend Spiele auf Natur- oder Hybridrasen an. Trotz technologischem Fortschritt präferiert die überwältigende Mehrheit der Akteure einen "echten" Rasen, wenn die Wahl bestünde. In den grösseren Ligen, wo mehr monetäre Mittel bereitstehen, kann man sich getrost eine solche Unterlage leisten. Kunstrasenplätze leistet man sich maximal auf dem Trainingsgelände.

Die UEFA hält sich aus der Diskussion raus - die EU nicht

55 Landesverbände sind der UEFA angeschlossen. So wie in der Schweiz, hält sich der europäische Fussballverband auch im Ausland aus der Rasendiskussion raus. Besonders im Norden des Kontinents wäre ein Kunstrasenverbot schwierig umzusetzen, wo die Temperaturen öfters in den Minusgraden liegen, als hierzulande. Auf den Färöer Inseln trägt gar die Nationalmannschaft ihre Länderspiele auf Kunstrasen aus.
Grösseren Einfluss auf die Diskussion hat die europäische Union. Auch dort mischt man sich nicht direkt in die Geschäfte der Vereine ein. Über Gesetze und Verbote hat sie dennoch Einfluss auf die Finanzplanung der Klubs. Ab 2031 verbietet die EU den Verkauf des Füllgranulats, das auf den meisten Kunstrasenplätzen verteilt wird. Das Granulat wird aus alten Pneus hergestellt und kann gesundheitsschädlich sein. Zudem gelangt der "Mikroplastik" auch in die Umwelt. Spätestens bei Umsetzung des Verbots, stehen die Klubs in der Pflicht, alternatives Füllmaterial zu verwenden, oder auf Naturrasen umzurüsten. Die Schweiz gehört nicht zur EU. Dennoch dürfte man sich auch hierzulande, ob früher oder später, in irgendeiner Form nachziehen.

Wären Subventionen seitens der SFL möglich?

Dies wird die zentrale Frage sein, wenn die Ligavertreter ihre Strategie ausarbeiten. Laut Gerüchten, welche die Tribune de Genève aufgeschnappt hat, dürfte dies schwierig sein. Der Fernsehvertrag, den die SFL ausgehandelt hat, ist bei weitem nicht so lukrativ wie in anderen Ländern. Es wird sogar darüber gemunkelt, dass der nächste Deal noch weniger Geld abwerfen werde. Seit der Aufstockung der Super League muss der "zuckerarme Honigtopf" durch zwölf Klubs aufgeteilt werden. Die zehn langjährigen Vertreter der obersten Spielklasse haben damals schon Ausschüttungsprozente verloren. Man stelle sich nur die Diskussionen vor, wenn subventionierte Vereine dann plötzlich finanzielle "Risikotransfers" tätigen würden. Das Geschrei wäre gross.

Man kann es drehen und wenden, wie man will. Die Kunstrasendebatte wird uns sicherlich in den nächsten Monaten begleiten."Koste es, was es wolle."


Foto: R.B.