Es ist kein ganz neues Thema. Dennoch erhitzt alle paar Jahre die Kunstrasendebatte im Stade de Genève die Gemüter.
So stellt sich die Frage nach der synthetischen Unterlage auch in diesem Jahr. Laut Enthüllungen der Tribune de Genève sollen, innerhalb der "Groupe Grenat", anhaltende Gespräche zu dem Thema geführt werden. Die "Groupe Grenat" kümmert sich um die ganzen administrativen und organisationellen Themen rund um den Servette FC, den Servette FCCF, den Servette RC und den Genève-Servette HC. Ein Teil der Verantwortungsträger soll sich klar für eine Plastikunterlage aussprechen. Andere halten wiederum dagegen.
Dennoch soll es in den letzten Tagen zu einer Dienstreise nach Frankreich gekommen sein. Mehrere Vertreter der "Groupe Grenat" sollen sich in der Region Paris verschiedene Kunstrasenvarianten angesehen haben. Auch ein Besuch der Trainingsanlage des französischen Fussballverbands in Clairefontaine stand auf dem Programm. Man wollte sich Erfahrungen einholen und Möglichkeiten eruieren, wie Fussball und Rugby auf demselben Platz gespielt werden könnte.
Warum flammt die Diskussion gerade jetzt auf?
Der Vertrag zwischen dem Stadionbesitzer, der "Fondation du Stade de Genève", und dem Servette FC läuft aus und wird derzeit neu verhandelt. In den Verhandlungen soll es um mehrere Kostenpunkte gehen. Momentan soll der SFC einen jährlichen Betrag von CHF 250'000.- an die Fondation überweisen. Weitere CHF 300'000.- stellt die Firma Realsport dem Fussballklub in Rechnung. Realsport kümmert sich um den Unterhalt des Rasens.
In der Stadionmiete sind Strom- und Wasserkosten enthalten. Diese scheinen nun das Hauptthema in den Verhandlungen zu sein. Denn der verlegte Hybridrasen verschlingt ordentlich Geld. Der Platz wird regelmässig einer energieintensiven Lichttherapie unterzogen. Zudem wird das Grün mit einer wasserbetriebenen Rasenheizung erwärmt. Das soll Kosten von rund CHF 600'000.- pro Jahr verschlingen.
Mit einem Kunstrasen wären die Kosten wesentlich tiefer. Der Verantwortliche bei Realsport, Adrien Vabre, fasst gegenüber der genfer Tageszeitung zusammen: Mit der Verlegung eines Kunstrasens würde der Wasserverbrauch im Stadion sinken. Dies, weil die Beheizung reduziert werden könnte. Die Kosten für den Strom und die Instandhaltung der Gerätschaften für die Lichttherapie würden komplett wegfallen. Zudem greifen die alten Argumente, dass man das Stade de Genève auch intensiver nutzen könne. Das Frauen- und das Rugbyteam könnten so ebenfalls in "la Praille" antreten. Das künstliche Grün könnte, wie in Bern bei YB, auch für Trainingseinheiten genutzt werden. Aktuelle Probleme wie die Durchlöcherung des Grüns durch Ratten, oder Pilzinfektionen, seien mit einem Kunstrasen ebenfalls gelöst.
Offenbar wird von Servette eine höhere Beteiligung an den Kosten der "Fondation du Stade de Genève" erwartet. Diese Beteiligung könnte aber an eine freie Wahl der Unterlage geknüpft sein, um die Ausgaben selbst zu drücken. Das soll wiederum der Stadionbesitzer nicht wollen. Laut Informationden der TdG möchte dieser, seit jeher, einen Natur- oder Hybridrasen behalten. Verhandlungen laufen - über den aktuellen Stand wolle man nicht informieren. "Man führe einen konstruktiven Austausch", hiess es gegenüber dem Lokalblatt.
Auch der Verband mischt mit
Seitens des SFV wäre ein Kunstrasenentscheid in Genf ein Fiasko. Präsident Peter Knäbel bekräftigte, dass die Nationalmannschaft in der Westschweiz präsent sein will. Ein Kunstrasen im Stade de Genève würde die Möglichkeit auf Länderspiele in der Romandie stark einschränken. Die Nati will nicht auf Kunstrasenplätzen spielen. In der französischsprachigen Schweiz würde dann aber nur noch Sion als Austragungsort für Länderspiele in Frage kommen. Dort sei die Infrastruktur jedoch nicht so gut wie in der Calvin-Stadt. Knäbel verstehe die Gedanken der Verantwortlichen in Genf. Für ihn wäre der Entscheid "pro Kunstrasen" eine Katastrophe.
Grätscht die SFL dazwischen?
Fürsprecher einer natürlichen Unterlage dürfen noch darauf hoffen, dass die Swiss Football League die Diskussion erübrigt. Offenbar soll sich eine Projektgruppe der Liga damit auseinandersetzen, ob ein Verbot von Kunstrasen in der höchsten Spielklasse eingeführt werden soll. Diese Regelung ist in anderen europäischen Ländern bereits Tatsache. Aufgrund der breiten Anzahl Kunstrasenplätze in den obersten zwei Ligen (Bern, Carouge, Lausanne, Neuchâtel, Thun, Wil), dürfte die SFL bei der Einführung eines Verbots auf Widerstand stossen. Setzt sich das "Contra-Lager" aber auch hier durch, werden der SFC und die "Fondation du Stade de Genève" zwingend mit einem Natur- bzw. Hybridrasen budgetieren müssen.

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