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Abwehrzentrum als Fragezeichen für die Zukunft

24.05.2025 00:59:22 | Peter

Welche Personalmutationen erwarten uns in der Verteidigung?

 

Über die letzten Jahre hinweg hat sich das Duo Rouiller-Severin im Abwehrzentrum der Grenats etabliert. Die beiden Defensivsäulen harmonieren bestens miteinander. Was passiert aber, wenn das Zweiergespann auseinanderbricht?

Diese Frage stellt sich wahrscheinlich seit Rouillers Verletzung im April durch den ein- oder anderen Kopf gegangen sein. Denn erst dann wurde so richtig ersichtlich, wie verwundbar die Häberli-Elf ohne den gebürtigen Walliser ist. Steve Rouiller wechselte 2018 in die Calvin-Stadt. Seither bestritt er knapp 250 Pflichtspiele für den SFC und schaffte es gar auf die Pikettliste der Nati. Im Juli wird er 35 Jahre alt. Sein Vertrag läuft übernächste Saison aus. Ganze 12 Tore fing man sich in den drei Spielen ein, in welchen Rouiller vor seiner Verletzung gefehlt hat. In den sechs Partien danach blieb man nur gegen YB ohne Gegentor. Es wäre naiv, wenn man keinen mittelfristigen Plan hat, um den Abwehrchef zu ersetzen.

Yoan Severin, Rouillers Partner in der Innenverteidigung, lieferte die letzten beiden Saisons Topleistungen ab. Aus dem, fast schon abgeschriebenen, Ergänzungsspieler ist eine unbestrittene Stammkraft geworden. Mit 28 Jahren ist er noch etwas jünger als sein Kollege. Das heisst jedoch nicht, dass man langfristig mit dem Franzosen planen kann. Wenn der einstige Juventus- und Lyon-Junior noch einmal eine andere Destination in seiner Vita stehen haben möchte, sollte er nicht mehr zu lange mit einem Wechsel warten. Danke seinem langfristigen Vertrag (bis 2028) würde der SFC gar noch etwas an einem Transfer verdienen.

Adams ist keine Alternative, Baron ist zu alt

Allein wenn es um kurzfristigen Ersatz geht, stehen Thomas Häberli keine grossen Alternativen zur Verfügung. Das "Experiment Adams" ist gescheitert. Der Ghanaer konnte seine Form aus YB-Zeiten selten bis nie abrufen. Man wunderte sich gar, wie es der Ex-Hoffenheimer zu 42 Einsätzen in der deutschen Bundesliga brachte. Sein im Sommer auslaufender Vertrag dürfte nicht mehr verlängert werden.

Der zweite Notnagel im Abwehrzentrum heisst Anthony Baron. Der Kapitän der Nationalmannschaft von Guadeloupe ist der Defensivallrounder in der Mannschaft. Ob hinten links, im Zentrum oder im defensiven Mittelfeld. Der 32-jährige zeigt überall Leistung. Doch beim Alter zeigt sich auch, dass Baron nur eine kurzfristige Lösung sein kann. Trotz ansprechender Leistungen wird auch er leider nicht jünger.

Gibt es interne Lösungen?

Die Nachwuchsakademie des Servette FC gehört zu den besseren im Land. Dennoch scheinen keine herausragenden Defensivtaletente an der Tür zur 1. Mannschaft zu klopfen. Im Herbst debütierte Samuel Fankhauser im Schweizer Cup für das Profiteam. In der Rückrunde schaffte es der 21-jährige kein einziges Mal ins Aufgebot. Als es, zum Beispiel in Sion, personell brannte, durfte Leart Zuka mit dem Fanionteam mitreisen. Der albanische U21-Internationale schnupperte auch nach dem Rhône-Derby Super-League-Luft. Dies allerdings immer von der Bank aus. Mahir Rizvanovic, ein weiteres Abwehrtalent, verbrachte die gesamte Saison beim FC Biel-Bienne in der Promotion Leage (wir berichteten). Was bei all diesen Nachwuchshoffnungen zusammenkommt ist die Tatsache, dass ihre Verträge Ende Juni auslaufen. Sofern man mit ihnen planen wollte, müssen die Arbeitspapiere dringend verlängert werden. Zuka soll sogar Interesse bei anderen Vereinen geweckt haben. Nebst den Grasshoppers hoffen auch Challenge-League-Vertreter auf einen ablösefreien Wechsel des 19-jährigen (wir berichteten).

Grösste Talente spielen bereits im Ausland

Zu Zeiten, als Alain Geiger an der Seitenlinie im Stade de Genève stand, sorgten zwei Verteidiger für glänzende Augen. Das Negative, sie beide wurden bereits ziehen gelassen. Roggerio Nyakossi zog es in den Nachwuchsbereich von Olympique Marseille. Seit Januar steht er beim OH Leuven in Belgien unter Vertrag (wir berichteten). Dort musste er sich bis April gedulden, ehe er in der Jupiler Pro League debütieren konnte. Gleich in seinem ersten Einsatz durfte der 21-jährige seinen ersten Torerfolg feiern (wir berichteten). Seither kommt der Schweiz-Togolese immer wieder zum Zug. Wenn er so weiter macht, wird er sich nächste Saison zur Stammkraft in Flandern mausern. Eine Rückkehr zum SFC scheint utopisch.

Anders sieht es beim anderen Abwehrjuwel aus, das die Grenats frühzeitig verlassen hatte. Im Norden Englands wartet Diogo Monteiro noch immer auf sein Debüt beim Leeds United FC. Der heute 20-jährige packte 2023 seine Koffer und zog nach West Yorkshire. Schon kurz nach dem Transfer schien die Rechnung aufzugehen. Monteiro durfte in der Premier League auf der Ersatzbank Platz nehmen. All dies knapp einen Monat nach seinem 18. Geburtstag. Leider lief es der Mannschaft nicht wunschgemäss. Leeds kämpfte um den Klassenerhalt und es war kein Platz da, um zu experimentieren. Monteiro wurde schnell in die U21 geschoben. Die "Peacocks" stiegen trotzdem ab.
In der U21 gehörte der junge Mann aber zum Stammpersonal. Bis zum September 2024 sammelte er Spielpraxis in der Premier League 2, der höchsten Juniorenliga des Landes. Dann folgte ein verhängnisvolles Spiel gegen die U21 vom Tottenham Hotspur FC. Monteiro setzte zu einem Tackling an und brachte seinen Gegenspieler zu Fall. Dieser stürzte unglücklich auf den Leeds-Verteidiger und brach ihm das Schlüsselbein. Die Hinrunde war gelaufen. Und damit auch die Hoffnungen, sich für Einsätze in der Championship bei den Profis aufzudrängen. Erst im Januar kehrte er auf den Platz zurück. Seither kommt Monteiro aber wieder regelmässig zum Zug. Auch in der U20-Nationalmannschaft Portugals hatte der Innenverteidiger einen Einsatz. Doch wie geht es nun weiter?

Kommt es dennoch zu einer Rückkehr?

Jüngst feierte Leeds den Aufstieg in die Premier League. Red Bull, der neue Hauptsponsor, dürfte in die Mannschaft investieren wollen. Bleibt da Platz für einen Nachwuchsspieler, der nur noch für eine Saison an den Verein gebunden ist? Vielleicht wäre es die Chance für den SFC, den verlorenen Sohn in die Heimat zu lotsen. Als Nummer Drei könnte der Youngster an die Startelf herangeführt werden und, spätestens im kommenden Sommer, zu den arrivierten Kräften gehören. Gut möglich aber auch, dass die "Whites" ihre Nachwuchshoffnung an ihren Partnerklub, den FC Red Bull Salzburg weitervermitteln. In der Mozartstadt soll ein Umbruch stattfinden. Noch nie war man, seit dem Einstieg des Energydrink-Herstellers, in der österreichischen Bundesliga derart schlecht platziert. Mit dem vierten Platz, einen Spieltag vor Schluss, würde eine Spielzeit ohne Teilnahme am europäischen Geschäft drohen. Die Salzburger haben Glück, dass der Wolfsberger AC den ÖFB-Cup gewinnen konnte. So rutscht eine weitere Mannschaft aus der Liga in die Qualifikationsphase zur UEFA Conference League.