Kaskadenmodell kommt auf die neue Saison hin

15.03.2024 00:18:39 | maroons

Umstrittenes Modell gegen Fangewalt kommt: Liga übt scharfe Kritik

 

Jetzt ist es Tatsache. Ab der nächsten Saison wird das Kaskadenmodell in der Schweiz eingeführt. Mit diesem wollen die Behörden die Fangewalt eindämmen. Die Swiss Football League (SFL) ist aber dagegen.

Die SFL hatte sich an der Erarbeitung des Kaskadenmodells intensiv beteiligt und konnte zahlreiche Änderungen bewirken. So sind nun beispielsweise keine Forfait-Niederlagen mehr vorgesehen. Bei Stufe vier kommt es nun zu einem Geisterspiel (siehe Grafik unten). Sie hat aber an der Sitzung am Donnerstag beschlossen, das Ergebnis letztendlich doch nicht mitzutragen.



«Einseitig und unverhältnismässig»

Die Behördenvertreterinnen und -vertreter bedauern dies ausserordentlich und halten daran fest. «Die Öffentlichkeit und auch friedliche Fussballfans würden nicht verstehen, wenn die Behörden auf massive Ausschreitungen lediglich mit einer Intensivierung des Dialogs reagieren» erklärte Regierungsrätin Karin Kayser-Frutschi, Co-Präsidentin der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren KKJPD.

Die Liga teilt mit: «Aus Sicht der SFL und der Clubs ist das Kaskadenmodell nicht zielführend, einseitig und unverhältnismässig.» Es vermische Prävention und Repression und fokussiere nicht auf die Verhinderung zukünftiger Gewalttätigkeiten, wie es das Konkordat über Massnahmen gegen Gewalt anlässlich von Sportveranstaltungen mit seinem präventiven Charakter vorsehe.

Auch Fans protestierten in der Vergangenheit gegen das umstrittene Modell. Zu diesen meint Kayser-Frutschi: «Die Fans haben sich bei der Erarbeitung durch Fanvertreter vertreten lassen, bis sie am Schluss gar nicht mehr am Tisch sassen.»

Kritik von YB-CEO Wanja Greuel

Claudius Schäfer, CEO der SFL, erklärt: «Wir verurteilen Sachbeschädigungen und Gewalt mit aller Deutlichkeit.» Das «Gesamtschweizerische Lagebild Sport» der Polizeilichen Koordinationsplattform Sport (PKPS) zeige allerdings, dass es in der Super League seit Beginn der Erhebung dieser Zahlen im Jahr 2018 noch nie so wenige Fälle von schweren gewalttätigen Auseinandersetzungen gab wie in der abgelaufenen Saison 2022/23.

Wanja Greuel, der CEO von YB, sagt: «Es ist nicht realistisch, dass wir die Gewalt gänzlich aus dem Fussball verbannen können.» Die Einzeltäterverfolgung müsse absolut grösste Priorität haben. Das Kaskadenmodell sei nicht zielführend. Er kritisiert, dass man dabei eine Gruppe wegen einer Straftat von Einzelnen bestrafe.

Man setzt auf Austausch

Immerhin: Man verfolgt zwei Projekte. Um Ausschreitungen vor den Stadien zu minimieren, wurde vor einiger Zeit das Projekt «Progresso» lanciert. In diesem Rahmen haben sich die SFL und die SBB auf eine partnerschaftliche Weiterentwicklung im Bereich Transport/Fanreisen geeinigt. «Die SFL und die Clubs beteiligen sich unter anderem direkt oder über Marketingleistungen an den Kosten der SBB», so Schäfer.

In einem zweiten Projekt stimmten die Vereine dem Antrag der SFL zu, lokale Stadionallianzen zu etablieren. Damit soll sichergestellt werden, dass alle Beteiligten im konstruktiven Dialog sinnvolle und zielführende Lösungen im Sicherheitsbereich entwickeln können.


Quelle: (20min.ch / 14.03.2024 14:36 Uhr / Nils Hänggi & Nino Vinzens)