Aeby äussert sich zum Trainingsauftakt in der französischsprachigen Ausgabe der 20 Minuten
Jean-Michel Aeby glaubt noch immer an die Chancen seines Servette FC in diesem Frühling und hat Gefallen daran gefunden, wie seine Mannschaft am Ende des letzten Jahres die Tabelle hochgeklettert ist.
Ein paar Worte und schon verlassen die Servettiens diesen Freitag ihr Trainingsgelände in Richtung Bois-de-Frères (ein nahegelegener Wald). Der SFC startet die Wiederaufnahme des Trainings in Balexert, wo die 1. Mannschaft von nun an trainiert. Eine Aktion um alle im Verein etwas näher zusammenzubringen und den Vereinsgeist aufleben zu lassen.
„Heute werden sie rennen. Das ist ein „süsser“ Trainingsauftakt“, erklärt Jean-Michel Aeby. Der ehemalige Verteidiger des SFC begleitet seine Spieler nicht. Wäre dies keine Möglichkeit um sich selbst in Form zu halten? „Ich? Nein danke! Ich habe das schon als Spieler nicht gemocht!“, scherzt Aeby, während er zusieht, wie seine Spieler sich im Genfer Regen für 45 Minuten davon machen. Der Moment für „JMA“ um sich für ein Interview mit uns (20 Minuten) hinzusetzen und auf die Vorbereitung, sowie den Schlusssprint vorauszuschauen. Das Ziel? Selbstverständlich der sofortige Wiederaufstieg in die Super League. Servette ist bis auf 4 Punkte an den Leader, den FC Vaduz, herangerückt.
Jean-Michel Aeby, am 3. Januar ein Trainingsstart in der Schweiz, etwas ungewöhnlich, nicht?
Wir fangen dieses Jahr etwas früher an mit unserer Vorbereitungszeit, da diese aufgrund der WM in Brasilien etwas verkürzt wird, das ist wahr. Wir beginnen am 2. Februar mit einem schwierigen Auswärtsspiel im Tessin. Chiasso ist nicht so stark, wie auch schon, doch auswärts im Februar bei ihnen, das wird keine leichte Aufgabe zum Rückrundenstart.
Ein erstes Erfolgsergebnis wäre wichtig, denn danach kommen die direkten Konkurrenten in die La Praille!
Ja, wir empfangen zuerst Schaffhausen (3. Platz) und gleich danach Vaduz, den Leader. Gerade deshalb legen wir sehr viel Wert auf eine gute Vorbereitung, da wir im Februar bereit sein müssen. Da lässt uns der Spielplan keine andere Wahl. Wir müssen sofort unsere gute Ausgangslage sichern, damit wir bei den Leuten bleiben. Das werden wir unseren Spielern in den Trainings einhämmern, obwohl sie sich das bereits bewusst sind. (lächelt)
Der Fakt, dass man den Trainingsauftakt bereits an einem Freitag, noch vor einigen Mannschaften der Super League, angesetzt hat, ist dabei ein starkes Signal, das ihre Aussage unterstreicht, oder?
Ja, das kann man so ansehen. Aber wir haben halt nun mal nicht mehr, als einen Monat Zeit, um uns vorzubereiten! Jetzt nähern wir uns einander erstmals bis Sonntag. Es liegt noch viel Arbeit im Bereich der Ausdauer vor uns, an welche wir uns danach ranmachen werden. Die Idee besteht darin, eine Intensität an den Tag zu legen und diese dann bis zum Rückrundenstart aufrecht zu erhalten.
Mit einem angesetzten Testspiel in Vevey gegen den FC Sion am 11. Januar!
Ja, gleich danach kommt mit den Genève Indoors ein weiterer wichtiger Moment für uns. Nach den Indoors verreisen wir ins Trainingslager nach Málaga, wo wir uns in Testspielen nochmals mit zwei sehr starken Mannschaften messen werden.
Welche?
Wir stehen da noch in der letzten Phase der Planung. Es werden aber zwei gute Teams sein, das kann ich euch versichern. Zurück in der Schweiz spielen wir gegen Basel (26. Januar in Basel gem. fcb.ch) und Carouge. Danach sind wir bereit.
Nach der Ankunft von Korede Aiyegbusi bleibt noch eine freie Lizenz zur Verfügung. Wie werdet ihr diese verwenden?
Wir suchen eine hängende Spitze oder einen Spielmacher. Aber wir werden da nichts überstürzen…wenn ihr wüsstet, wie viele Telefonate wir diesbezüglich schon erhalten haben! Wir suchen aber vor allem jemanden, der in die Philosophie des Klubs passt. Einen Spieler, der kurz vor dem Ruhestand steht wollen wir nicht. Wir suchen jemanden junges, mit Ambitionen, der mit uns „wachsen“ will.
Ein ähnliches Profil also, wie euer letzter Neuzugang…erzählen Sie uns von ihm!
Korede? Er ist schon etwas in die Jahre gekommen, wenn ich etwas übertreibe! Er ist 25-jährig und bringt viel Erfahrung mit. Er hat uns Ende letzten Jahres während eines Probetrainings überzeugt. Er hat einen ausgezeichneten Charakter und ist ein richtiger Profi. Persönlich hat er mir sehr gefallen.
Spielerisch gesehen, birgt dieser Transfer ein gewisses Risiko, da der Schuss auch nach hinten losgehen könnte. Aber mir gefällt seine Einstellung. Er war sehr motiviert zu uns zu kommen. Er kennt Servette und seine Geschichte.
Er kennt den Namen Servette?
Ja, das kann ich euch versichern. Er hat sich für unser Projekt, insbesondere aber auch sehr für die Geschichte des Klubs interessiert.
Wollen Sie damit sagen, dass er beispielsweise nicht nach Vaduz gegangen wäre, auch wenn ihm dieselben Konditionen angeboten worden wären?
Nein, ich denke nicht. Wirklich. Nun muss er seine Einstellung aber bestätigen. Er wird uns aber weiterhelfen, da er ein polyvalenter Spieler ist.
Wie erklären Sie sich den exzellenten Jahresabschluss? Gab es in der Mannschaft plötzlich ein „Klick“, oder hat sich das Team Schritt für Schritt weiterentwickelt?
Das ist progressiv gekommen. Wir haben angefangen Spiele zu gewinnen, dann ist die Hoffnung zurückgekommen und mit ihr noch bessere Resultate, welche eine gute Gruppendynamik ausgelöst haben. Ja, die Mannschaft ist weitergekommen, das ist sicher, aber das ging nicht einfach so. Während meiner 13 Spiele an der Seitenlinie habe ich eine Entwicklung miterlebt. Es gibt innerhalb der Mannschaft einen Konkurrenzkampf, der aber stets fair geblieben ist, sodass jeder den anderen zu besseren Leistungen angespornt hat. Trotzdem kann es mal vorkommen, dass etwas mal nicht passt und wir verlieren. Man fühlt aber, dass etwas geht. Wir haben in der zweiten Hälfte der Hinrunde gute Leistungen gezeigt und ich glaube, dass die Zuschauer dieses „Etwas“ auch spüren können.
Wirklich?
Ja, die Mannschaft ist nun richtig sieghungrig und bereit zu kämpfen, wenn sie auf das Spielfeld geht. Sie festigt eine Identifikation mit der Region, welche die Genfer sehen wollen. Wisst ihr, die Genfer wollen Spieler sehen, die sich zerreissen. Sie wollen Spieler mit Talent, das ist klar. So war es schon immer bei Servette, doch man wollte hier immer „Kämpfer“ sehen, welche in den „grossen“ Mannschaften Servettes immer zu finden waren. Die aktuelle Mannschaft geniesst auch eine gewisse Sympathie der Genfer. Ich weiss das, denn ich bin einer.
Sie sind doch aus Fribourg, nicht?
Ja, aber ich wurde zum Genfer ausgebildet! Achtet doch nicht auf die Kleinigkeiten! (lacht)
Wisst ihr, als Genfer ist man oft am nörgeln oder sonst irgendwie unzufrieden. Man erkennt als Genfer aber, wenn seine Mannschaft alles gibt, und das ist eine Stärke unserer Gruppe.
Denken Sie, dass diesen Frühling ein Elan in der Bevölkerung entfacht wird? Werden viele Fans in die La Praille strömen?
Ja, ich denke schon. Wenn wir gegen Chiasso gewinnen, hoffe ich auf 6‘000 bis 7‘000 Zuschauer für die Begegnungen gegen Schaffhausen und Vaduz. Aber für all das braucht es eine gute Vorbereitung, Härte und Professionalismus. Wenn all dies passt, dann können wir hier sehr schöne Momente zusammen erleben. / http://www.20min.ch

Jean-Michel Aeby zeigt sich Zuversichtlich, was die kommende Rückrunde angeht. /20min.ch
Übersetzung: Peter

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