Von Genf nach Brasilien…
Zum heutigen Start der Weltmeisterschaft in Brasilien stellen wir euch die fünf WM-Fahrer vor, welche in der Vergangenheit das Trikot unseres Servette FC getragen haben. Mit dabei sind zwei Schweizer, ein Algerier und zwei Chilenen.
Philippe Senderos
Er ist das nationale SFC-Aushängeschild der letzten Jahre. Philippe Senderos zog 2003 in die weite Fussballwelt hinaus, um gegen die stärksten Spieler des Planeten anzutreten.
Arsenal London, AC Milan, FC Everton, FC Fulham und Valencia CF hiessen die Arbeitgeber des Schweiz-Serbisch-Spanischen-Dreifachbürgers. Und ab nächster Saison wird Senderos bei Aston Villa um einen Stammplatz kämpfen.
Für den SFC stand der Abwehrhühne von 2001 bis 20013 in knapp 30 Spielen auf dem Platz und erzielte 3 Tore. Noch heute steht der 29-jährige in Kontakt mit seinem Stammverein und ist ab und zu im Stade de Genève anzutreffen. Ebenfalls steht sein Name an der „Mur de la solidarité“ vor den Toren des Stadions. Um seinem Ex-Klub etwas zurückzugeben, organisierte Senderos für Kinder aus der Region Trainingstage in der La Praille.
Mit einem U17-EM-Titel, über 50 A-Länderspielen, zwei WM-Teilnahmen und einem Aufgebot für die Euro 08, bringt Senderos sehr viel Erfahrung in die Mannschaft von Othmar Hitzfeld. Wir sind gespannt darauf, zu wie vielen Einsätzen unser einstiges Jungtalent an seinem vierten grossen Turnier kommt.
Reto Ziegler
Der zweite „Servettien“ in der Schweizer Nati ist Reto Ziegler. Der Aussenverteidiger durchlief mehrere Juniorenmannschaften des Servette FC, ehe ihm der Durchbruch als Profi bei den Grasshoppers in Zürich gelang.
Wie Senderos gilt auch Ziegler als Weltenbummler. Mit seinen Engagements bei Tottenham Hotspur, Hamburger SV, Wigan Athletic, Sampdoria Genua, Juventus Turin, Fenerbahçe Istanbul, Lokomotive Moskau und Sassuolo Calcio, lässt der 28-jährige viele „Groundhopper“ neidisch werden.
Trotz der Tatsache, dass er nie zu den unumstrittenen Stammkräften der A-Nati gehört hatte, schaffte es Ziegler bisher auf 35 Länderspieleinsätze. Zudem stand er, wie auch Senderos, in der U17-Auswahl, welche 2002 den EM-Titel in die Schweiz holte.
Nach der Euro 08 und der WM 2010, freut sich Ziegler auf die dritte Teilnahme an einem Grossanlass.
Djamel Mesbah
Im Kader von Algerien figuriert ebenfalls ein Name, welcher dem Servette-Fan bekannt vorkommt. Djamel Mesbah (29) wechselte 2001 von Annecy-le-Vieux in die Juniorenabteilung des SFC. Bei den Grenats debütierte er 2003 in der 1. Mannschaft, für welche er in 11 Einsätzen 3 Tore schoss. Als Servette immer mehr auf den Konkurs zusteuerte, sprang Mesbah im Jahr 2004 ab und schloss sich dem FC Basel an. Bald musste er aber erkennen, dass die Konkurrenz am Rheinknie zu stark war. Nach einem halben Jahr auf Leihbasis beim FC Lorient in Frankreich, verliess Mesbah die „Bebbi“ in Richtung Aarau. Bei den Aargauern blühte der Mittelfeldspieler auf und hatte massgeblichen Anteil daran, dass der FCA erstklassig blieb. Im Sommer 2008 probierte es Mesbah beim FC Luzern – scheiterte aber erneute am nächsten Karrieresprung. Wieder folgte eine Ausleihe. Diesmal nach Italien zur AS Avellino. Dem Franko-Algerier gefiel es im Land von Calcio, Pasta und Pizza. Mesbah löste sich von Luzern und ging 2009 zur US Lecce. Dieses Mal sollte es endlich klappen mit dem Durchbruch. Es gelang Mesbah, ins WM-Aufgebot Algeriens zu kommen. In Südafrika kommt er gar auf einige Minuten Einsatzzeit.
2012 kam der Wechsel zur AC Milan, wo Mesbah seine ersten Schritte in der Champions League. Im Hinblick auf die WM 2014, wollte Algeriens Nummer 6 wieder zu mehr Spielzeit kommen. Es kam ein Transfer zur AC Parma zu Stande, ehe er im Winter wieder auf Leihbasis abgeschoben wurde. Nach einer starken Rückrunde bei der AS Livorno in der Serie A, erhielt Mesbah erneut die Chance, sich an einer Weltmeisterschaft einem breiten Publikum zu beweisen und sein Länderspielkontingent von 25 Partien auszubauen.
Jean Beausejour
Wenn man den Namen des chilenischen Nationalstürmers in Genf hört, denkt man nicht gerade an einen abgebrühten Goalgetter.
Lediglich ein „Törchen“ in 11 Einsätzen brachte Beausejour 2004 in der Schweiz zu Stande. Nach dem Konkurs in der Winterpause zog es ihn nach Brasilien zu Grêmio Porto Alegre, was als notfallmässige Zwischenstation diente. Bereits im Sommer 2005 schnürte der Angreifer seine Schuhe wieder in Europa. KAA Gent aus Belgien hiess seine zweite Station ausserhalb Südamerikas. Und auch hier „floppte“ das viel verschriene Talent. Es folgte eine Rückkehr in die Heimat. Gereift gelangte der heute 30-jährige via Club América (Mexiko) zurück nach Europa. Birmingham City rief und Beausejour folgte. Der „Wuschelkopf“ avancierte zu den Stammkräften und ging im Sommer 2012 zum Ligarivalen Wigan Athletic, wo er noch heute spielt.
Im Dress der Nationalmannschaft bestritt Beausejour bislang 51 Spiele. Nach der WM 2010 und der Copa América 2011, blickt er auf seinen dritten Grossevent voraus. Dabei kann er sich beim Verbandspräsidenten bedanken, dass er dabei sein darf. Beusejour war 2011 an einer Sauftour während einer Nationalmannschaftszusammenkunft beteiligt und intern für 20 Länderspiele gesperrt worden. Später wurde die Sperre auf 10 Partien runtergesetzt.
Jorge Valdivia
30 Jahre hat Jorge Valdivia mittlerweile auf dem Buckel. Der in Chile als Skandalnudel bekannte Mittelfeldregisseur zählt diesen Sommer zu den Hoffnungsträgern einer ganzen Nation.
2004 wollte Marc Roger um ihn herum das „neue Servette“ aufbauen. Zarte 20 Jahre war Valdivia damals alt, als ihn Chiles Rekordmeister Colo-Colo nach Genf auslieh. Mit der Nummer 22 auf dem Rücken schaffte er es damals auch, das Genfer Publikum in seinen Bann zu ziehen. Kabinettstückchen, Zuckerpässe, Valdivia brachte das volle Programm mit. Unvergessen auch das vielleicht dämlichste Gelb-Rot der Schweizer Fussballgeschichte, als er im Spiel gegen Thun, mit gelb vorbelastet, seinen Siegestreffer in den Schlussminuten mit nacktem Oberkörper feierte. (Hier das Video)
Nach der Verhängung des Konkurses, brach Valdivia seine Zelte in der Schweiz ab und ging nach Brasilien zu Palmeiras São Paulo, wo er sich im Vergleich zu seiner Servette-Zeit nochmals verbessern konnte.
2007 stand mit der Copa América in Venezuela der erste grosse internationale Auftritt vor der Tür. Nach dem Erreichen des Viertelfinals folgte aber der Eklat. Valdivia feierte mit einigen Mitspielern, darunter auch Juventus‘ Arturo Vidal, den Sieg im Hotel. Dabei floss viel Alkohol. Zudem wurden Möbel zerstört, Mitarbeiterinnen des Hotels sexuell Belästigt. Gar von einer Prügelei war die Rede. Valdivia wurde für 20 Spiele aus der „Roja“ verbannt, wurde dann aber nach einigen ausgesetzten Spielen begnadigt.
2008 schlug Valdivia ein Angebot von Hertha Berlin aus und folgte dem Geld in die Vereinigten Arabischen Emirate. Vor der WM 2010 kehrte Valdivia aber wieder zu Palmeiras zurück, wo er zu den Attraktionen der Liga gehört.
Anlässlich der oben bereits erwähnten Sauftour von Jean Beausejour, wurde Valdivia 2011 ein zweites Mal aus dem Nationalteam suspendiert.
Mit zwei Copa Américas (2007 & 2011) und einer Weltmeisterschaft als Erfahrungspolster – Jorge Valdivia ist heiss auf die WM in Brasilien und kann sich hoffentlich diesmal auch benehmen.
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