Der fast in Vergessenheit geratene Pascal Zuberbühler ist auch heute noch innig mit dem Fussball verbunden. Der frühere Nationaltorhüter hat als Goalietrainer und technischer Direktor mit dem Traditionsclub Servette Grosses vor.
Es ist 22.30 Uhr, als der frühere Fussballprofi Pascal Zuberbühler wie vereinbart am vergangenen Donnerstagabend das Telefon abnimmt. Der 44jährige Frauenfelder ist noch hellwach, seine Stimme ist klar. Mit zwei Arbeitskollegen – seit Sommer 2013 ist er im Challenge-League-Club Servette angestellt – hat er sich im Stade de Suisse das 1:4 der Young Boys gegen Everton angeschaut. Zubi, wie sich Zuberbühler selber nennt, ist auf dem Rückweg nach Genf. Er sagt: «Die Einstellung der Engländer hat mich enorm beeindruckt.» Unweigerlich wird deutlich, dass er immer noch brennt für seinen Sport, den er 20 Jahre lang als Goalie ausgeübt hat.
Zuberbühler war einer, der polarisierte und alle Facetten des Fussballs bediente. Kaum ein anderer löste beim Zuschauer – im besonderen in den 51 Auftritten mit der Nationalmannschaft – derart ambivalente Gefühle aus; Alex Frei davon einmal ausgenommen. Nur, Zuberbühler war als Torhüter überaus erfolgreich. Alleine die sechs Schweizer-Meister-Titel und die WM 2006 in Deutschland mit null Gegentreffern zeugen davon. «Die WM war mein Karrierehöhepunkt», sagt er. «Und der Tiefpunkt zugleich, ich konnte ja kein Gegentor analysieren. Unser Ausscheiden in den Achtelfinals war hart, es warf mich ziemlich zurück.»
Positives Naturell
Nach dem Rücktritt im Sommer 2011 ist es ruhig geworden um Zuberbühler. Das mag paradox klingen, denn in seiner Aktivzeit war der Thurgauer ein Lauter im positiven Sinne. Jemand, der das funktionierende Innenleben einer Mannschaft auf und neben dem Platz verantwortete. Es war gerade diese Qualität, gepaart mit der schier unerschöpflichen Motivationskunst eines ehrgeizigen Alphatiers, weshalb ihn die Trainer und Mitspieler so sehr schätzten.
Auch jetzt verläuft das Leben des gelernten Spengler-Installateurs alles andere als ruhig. Er stehe ständig unter Strom und habe viel zu tun, sagt Zuberbühler, der vor sechs Monaten Vater von Zwillingen geworden ist. In den drei Jahren im zweiten Glied bei Fulham – es war die letzte Station als Aktiver – habe er sich ideal auf die nächste Lebensphase vorbereiten können.
Schliesslich kehrte er als Goalietrainer der Young Boys unter Coach Christian Gross im Sommer 2011 in die Super League zurück. Aber der Erfolg blieb aus in Bern, Gross musste im April 2012 gehen, und mit ihm auch Zuberbühler. Ein Jahr später lernte er Servettes Präsident Hugh Quennec kennen. Zuberbühler verstand sich gut mit dem Kanadier, der Anfang 2012 die Westschweizer noch vor dem finanziellen Kollaps gerettet hatte. Also entschied der Thurgauer, das Angebot als Goalietrainer und technischer Direktor anzunehmen. «Servette ist ein Traditionsverein, der 17mal Schweizer Meister war. Ich will beim Wiederaufbau helfen. Das ist meine Mission.»
Der Club besitze alles, um erfolgreich zu sein: Jugendakademie, ein schmuckes Stadion, perfekte Trainingsbedingungen. Aber in den vergangenen 10 bis 15 Jahren sei in Genf wegen vieler Querelen einfach fast alles schiefgelaufen, was schieflaufen konnte, sagt Zuberbühler. «Ich bin mir für nichts zu schade, organisiere im Hintergrund und arbeite überall mit, wo ich kann: Bei Transfers, mit Sponsoren, in der Konzeption. Und natürlich trainiere ich die Goalies.»
Mentalität der Genfer verändert
Die Mentalität im Genfer Club wurde auch dank ihm verändert, man setze nun vermehrt auf den eigenen Nachwuchs. Mit dem englischen Coach Kevin Cooper harmoniere er prächtig, alles werde gemeinsam entschieden. «Es geht vorwärts mit uns. Aber wir sind noch lange nicht da, wo wir hin wollen», sagt Zuberbühler. Noch hinke man in Genf dem Eishockeyclub hinterher, fügt er an. «Das wollen wir ändern.» Der Mitarbeiterstab im Club sei zwar gross. Doch dieses Konzept sei extra so angelegt, damit die bestmögliche Basis für den künftigen Erfolg geschaffen werde.
Nebenher trainiert Zuberbühler die Goalies der U20-Nationalmannschaft und ist zudem als Torhütertrainer-Instruktor für die Fifa unterwegs – sei es in Hanoi oder in Qatar. «Das sind schon Erlebnisse. Ich habe heute noch das riesige Glück, meine Passion Fussball zu leben.»

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