Winterthur erlebt Auferstehung
Zwei Schritte nach vorne, einen zurück
Zwei Siege reihte die Gourvennec-Elf zuletzt aneinander. Die Aufgabe "Auswärtssieg beim Tabellenletzten" schien, auf dem Papier, einer absolute Pflichtaufgabe zu sein. Wie so oft war der SFC auch gestern Abend ein idealer Aufbaugegner für einen strauchelnden Konkurrenten.
In den Startminuten hatte Servette leichte Vorteile. Zu einer ersten guten Möglichkeit kamen die Gäste allerdings erst nach zwanzig Minuten. Dann konnte Stevanovic ungestört zur Mitte flanken. Den halbhochen Ball lenkte Ayé per Direktabnahme aufs Tor. Kapino parierte mit einem guten Reflex. Damit war die Partie eröffnet. Cognat feuerte, ein paar Minuten später, das nächste Geschoss auf den FCW-Kasten. Wieder rettete Kapino mit einer Flugeinlage.
Der Tabellenletzte konzentrierte sich vorwiegend auf die Defensivarbeit und versuchte, den Grenats das Leben so schwer wie möglich zu machen. Erst nach 40 Minuten fanden diese, trotz klarer Überlegenheit, ein Wundermittel gegen das Heimbollwerk. Dieses wurde von einem hohen Ball in die Spitze ausgehebelt. Ayé brachte sich, nach dem Baron-Zuspiel, in Abschlussposition und verwandelte herrlich zum 0:1. Unmittelbar danach rollte noch ein Angriff der Genfer heran. Am Ende einer schönen Ballstafette stand Magnin, der den gegnerischen Goalie aber zu wenig fordern konnte.
Es ging mit dem 0:1 in die Pause.
Gleich in der Kabine blieb Servettes Rouiller. Er musste sich verletzungsbedingt auswechseln lassen. Der wiedergenesene Severin nahm seinen Platz in der Innenverteidigung ein. Für die zweite Hälfte schien das Credo dennoch klar zu sein: "Schnell das 0:2 suchen und dann die Punkte nach Hause bringen!" Gekommen ist es jedoch ganz anders. Denn im Gegenzug zur ersten Halbzeit kam Winterthur nun mit Offensivdrang aus der Kabine. 52 Minuten waren gespielt, da stocherte Dansoko die Kugel zu Golliard. Der offensive Mittelfeldspieler hielt sofort drauf und erwischte Mall zwischen den Beinen. Die Eulachstädter bejubelten den Ausgleich - und es kam, aus ihrer Sicht, sogar noch besser. Denn nur zwei Minuten später kombinierten sich die Hausherren in den gegnerischen Sechzehner. Jankewitz legt für Golliard auf, der das Leder kompromisslos unter die Latte zimmert. Riesiger Jubel bei den Heimfans.
Beim Servette FC brannte nun der Baum. Gourvennec wechselte. Antunes und Douline sollten neue Impulse bringen. Der FCW hatte aber noch mehr Schwung drauf. In der 69. Minute landete ein Jankewitz-Pass in den Füssen von Schneider. Dieser nahm Mass und schlenzte die Kugel ins Netz! 3:1 - die gnadenlose Antwort auf eine schlechte Viertelstunde der Servettiens.
Mit dem Rücken zur Wand ging es nun in die Schlussphase. Und diese beinhaltete eine sehr strittige Szene. Torwart Kapino führt einen Abstoss kurz aus. Durrer stoppt diesen - und nimmt den Ball in die Hand! Der Verteidiger setzt sich den Ball neu und will den Abstoss selbst ausführen. Zum Entsetzen der Servette-Spieler tolerierte Schiedsrichter Dudic diese Szene und entschied sich gegen den fälligen Strafstoss. Dudic bewertete Kapinos ersten Pass nicht als Abstoss und sah das Spiel noch immer als unterbrochen an. Die Körpersprache des FCW-Schlussmanns zeigte jedoch, dass die Kugel aus seiner Sicht im Spiel gewesen wäre. Ohne Penalty ging es in den Enspurt.
Dort liess Antunes den Gästesektor aufschreien. Der Joker drückte eine Stevanovic-Flanke mit viel Körpereinsatz aufs Gehäuse. Wieder hatte Kapino das Glück auf seiner Seite. Der Grieche stand goldrichtig und lenkte den Abschlussversuch ins Toraus.
Die Zeit lief den Servettiens davon. Noch war die Partie aber noch nicht aus. Njoh kann Douline in Szene setzen. Der Franzose grätscht in den Ball und drückt ihn zum 3:2 über die Linie. Liegt da doch noch etwas in der Luft? Nein - denn der SFC warf alles nach vorne. Dabei gingen im Räume auf, die man nicht mehr absichern konnte. Beyer konnte genau so einen Raum ausnutzen, als er sich von seinen Bewachern lösen konnte. Wohlüberlegt bedient er Maluvunu. Dieser zeigt sich abgezockt und entscheidet die Partie mit seinem Tor zum 4:2.
Beim Servette FC wird man sich so richtig ärgern. Mit einem Sieg hätte man in die vordere Tabellenhälfte vorpreschen können, was Druck vom Trainer und seinem Team genommen hätte. Nun strauchelt man erneut und kommt nich richtig vom Fleck. Eine Woche lang hat man nun Zeit, um sich auf die nächste Partie vorzubereiten. Überraschungsleader Thun gastiert kommenden Samstag im Stade de Genève.
FC Winterthur – Servette FC 4:2 (0:1)
Stadion Schützenwiese : 7'200 Zuschauer
Schiedsrichter : Alessandro Dudic ; Pascal Hirzel ; Leroy Hartmann
VAR : Lukas Fähndrich ; Logan Berchier
Tore : 40' Ayé (0:1), 52' Golliard (1:1), 54' Golliard (2:1), 69' Schneider (3:1), 90'+1 Douline (3:2), 90'+3 Maluvunu (4:2)
Servette FC : Mall ; Magnin (59' Antunes), Rouiller (46' Severin), Bronn, Mazikou ; Baron (59' Douline) ; Stevanovic, Cognat (88' Guillemenot), Morandi (72' Mráz), Njoh ; Ayé
FC Winterthur : Kapino ; Sidler, Martins, Durrer, Diaby (88' Ulrich) ; Jankewitz, Zuffi ; Dansoko (81' Momoh), Golliard (73' Kasami), Schneider (81' Maluvunu) ; Hunziker (73' Beyer)
Verwarnungen : 31' Magnin, 66' Morandi, 90'+3 Maluvunu
Bemerkungen : Servette ohne Fomba (Gesperrt), Atangana, Jallow, Srdanovic, Varela, Vincent (Verletzt), Anselme, Aubert, Scandurra, Zuka (Nicht im Aufgebot) ; Winterthur ohne Arnold, Burkart, Citherlet, Lüthi, Rohner, Sahitaj, Spagnoli, Stillhart (Verletzt), Brogli, Camara, Chiappetta, Diethelm, Holder, Maksutaj (Nicht im Aufgebot)