Mit 356 Pflichspieleinsätzen für den Servette FC braucht man nicht weiter zu erklären, weshalb Lionel Pizzinat in Genf Legendenstatus geniesst. Heute arbeitet der ehemalige defensive Mittelfeldspieler als Teammanager für die Grenats. Gegenüber der Tribune de Genève erklärte er seine Aufgaben und plauderte aus dem Nähkästchen.
Nach seinem Rücktritt im Sommer 2013 versuchte sich Lionel Pizzinat zuerst in der Privatwirtschaft. Sein ehemaliger Trainer João Alves schlug ihm schon zu Aktivzeiten eine Rolle als Teammanager (o.ä.) vor. Zu der Zeit gab es jedoch keinen Platz als Funktionär, den er beim SFC hätte besetzen können. Erst 2015, als sich der Verein wiederinmal neu aufstellen musste, erinnerte man sich an den einstigen Kapitän. Pizzinat wurde die neu geschaffene Funktion angeboten - und er sagte zu.
Was macht eigentlich ein Teammanager?
Pizzinat sieht sich als "grossen Bruder" für die Spieler der Grenats. Offiziell ist er das Bindeglied zwischen der Mannschaft und dem Management. "Ich kümmere mich zum Beispiel um die neuen Spieler und nehme sie in Empfang. Ich bin sozusagen der Erstkontakt", erzähtl Pizzinat der TdG. Daneben laufen viele organisatorische Themen bei ihm zusammen. Darunter auch die Hotelbuchungen bei Auswärtsreisen. Zuletzt konnte er in Pilsen von seiner Arbeit im Frühjahr 2024 profitieren. Man buchte einfach dasselbe Hotel wie beim letzten Mal.
In Bezug auf die Hotels - was waren High- und Lowlights?
Mit einem Schmunzeln im Gesicht meint der 47-jährige, dass das schlechteste Hotel dasjenige in Rasgrad gewesen wäre. Der SFC gastierte 2024 in Bulgarien, wo man in der Zwischenrunde der UEFA Conference League auf Ludogorez Rasgrad traf. Pizzinat erinnert sich, dass sich im Erdgeschoss des Hotels ein Casino befunden hat. Dieses habe mit seinen grossen Waffenverbotsschildern einen "speziellen" Eindruck gemacht. Schlussendlich habe man sich aber arrangiert und es sei ok gewesen. Man hätte in Rasgrad auch nicht viele andere Optionen gehabt.
Als Highlight bezeichnet Pizzinat das Hotel, in dem man für das CL-Qualifikationsspiel beim KRC Genk einquartiert war. Dieses hätte super schöne Zimmer gehabt und laf idyllisch in einem Waldstück. Auch das Essen war super, was den Aufenthalt abgerundet habe. Mit einem Augenzwinkern fügt der Schweiz-Italiener an, dass er vielleicht auch wegen dem sportlichen Aspekt so gute Erinnerungen an Genk habe.
Geheimnisse aus der Kabine
Selbstverständlich wollte das genfer Lokalblatt auch wissen, ob Pizzinat einige "Schmankerl" erzählen könne. Natürlich kam er der Bitte nach:
Jérémy Frick: Für Pizzinat ist Frick der wahre Kapitän. "Er ist genial, aber verrückt - wie alle Torhüter", liess sich der Teammanager zitieren. Einmal, das sei noch zu Zeiten in der Challenge League gewesen, habe man vor einem Auswärtsspiel einen Spaziergang in der Region Schaffhausen gemacht. Plötzlich habe sich Frick ausgezogen, sei auf ein Feld gerannt und habe ein Pferdt imitiert. "Voià, ça c'est Frick!", meinte "Pizzi" mit einem Grinsen.
Miroslav Stevanovic: Es ist bekannt, dass der Bosnier eher als zurückhaltend gilt. Fünf Jahre lang habe er herumgejammert, dass er zu schlecht sei. Stevanovic habe gar angeboten, den Verein deswegen zu verlassen. Heutzutage ist er noch nicht viel lauter geworden. Doch er scheint selbtsbewusster zu sein. Und wenn er den Mund öffnet, das tue er in der Kabine tatsächlich, dann merke man, dass "Mica" Ahnung vom Fussball habe. Auch seine Analysen beim Debriefing eines Spiels scheinen immer überlegt und präzise zu sein.
Thomas Häberli: "Mit ihm arbeite er eng zusammen", lässt Pizzinat sofort verlauten. Die öffentliche Wahrnehmung des Trainers sei ganz anders, als wie er ihn erlebe. Häberli habe einen trockenen Humor, mache oft Spässe und käme, mit seiner menschlichen Art, gut beim Team an.
Joseph Nonge: Der Belgier kam letzten Winter nach Genf und hat den Klub bereits wieder verlassen. Pizzinat verrät, warum der talentierte Mittelfeldspieler keine Zukunft bei Servette gehabt habe. "Ich bin immer sehr aufmerksam, wenn ich mich zum ersten Mal mit einem neuen Spieler treffe", verrät Pizzinat. "Bei ihm habe ich sofort gemerkt, dass er einen speziellen Charakter hat. Doch schon da viel mir seine Arroganz auf. Als ich ihn begrüssen wollte, hatte er einen Zahnstocher im Mund. Er hat es während dem gesamten Gespräch nicht für nötig gehalten, diesen zu entfernen." Der erste Eindruck habe nicht getäuscht. Es gab Probleme mit Mitspielern. Es gab Beschwerden seitens Hotelpersonal. Nonge habe gar ein Hotelzimmer demoliert. "Viele Leute haben immer wieder das Gespräch mit ihm gesucht. Er hat es nie verstanden", führt Pizzinat aus.
Werden die Grenats bald Meister?
Pizzinat gibt zu, dass in den letzten beiden Spielzeiten Hoffnungen aufgeflammt seien. Doch er weist gleichzeitig daruf hin, dass sich ein Meistertitel nich planen lässt. "Wir müssen ambitioniert sein und alles dafür geben, dann ist alles möglich!", schliesst er ab.
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