Unser Weg in eine europäische Ligaphase
Diese Aufgaben erwarten die Häberli-Truppe nach der Sommerpause
Mit dem zweiten Tabellenplatz qualifiziert sich der Servette FC für das internationale Geschäft. Um sich dort aber an den grossen Honigtöpfen laben zu können, müssen mehrere Quali-Runden absolviert werden. Wir bringen etwas Licht ins Dunkel.
Im Gegensatz zum BSC Young Boys, der auf einen Cup-Triumph des FC Basels hoffen muss, ist bei den Grenats schon alles klar. Sie starten in der zweiten Qualifikationsrunde zur UEFA Champions League. Somit kann man am kommenden Sonntag getrost dem Underdog aus Biel die Daumen drücken.
In der CL-Qualifikation wird Servette den sogenannten "League Path" bestreiten. Dabei kann man nur auf Mannschaften treffen, die in ihren Ligen nicht Meister geworden sind. Das klingt im ersten Moment einfach. Beim genaueren Hinsehen entpuppt sich der League Path aber als echte Knacknuss, weil diverse Teams aus stärkeren Ligen diesen Weg zur "Könnigsklasse" bestreiten müssen. Benfica SL (Portugal), der Rangers FC (Schottland) oder Feyenoord Rotterdam (Niederlande) teilen das gleiche Schicksal, wie die Calvin-Städter. Der FC Basel 1893 misst sich, als Schweizermeister, mit anderen Erstplatzierten aus "kleineren" Ligen wie Finnland, Lettland oder Slowenien. Klar gibt es auch dort schwierigere Aufgaben, wie der FC Kopenhagen (Dänemark) oder Ferencváros (Ungarn). Die Basler können sich aber auf ihren Koeffizienten aus der 5-Jahreswertung der UEFA verlassen. Dies ist ein Punktewert, der misst, wie gut eine Mannschaft in europäischen Wettbewerben performt hat. Anhand dieser Punkte werden die Klubs, je Qualifikationsrunde, in "gesetzt" und "ungesetzt" unterteilt. Die besser klassierten Vereine werden somit für ihre guten Leistungen belohnt, und spielen ihre Qualifikationspartien gegen tendenziell schwächere Teams. Innerhalb Europas liegt der Servette FC mit 11'500 Punkten auf dem 139. Rang der Rangliste. Die Ligakonkurrenten YB (34'500 Pkt. / Rang 62), der FC Basel (33'000 Pkt. / Rang 66) und der FC Lugano (19'250 Pkt. / Rang 90) liegen allesamt vor den Grenats. Auf Rang 1 des UEFA-Rankings liegt übrigens der Real Madrid CF (143'500 Pkt.).
Qualifikationsphase zur UEFA Champions League
Wenn wir auf die anstehenden Paarungen in der 2. Qualifikationsrunde zur UEFA Champions League kommen, gilt Servette als "ungesetzt". Damit ist klar, dass der Gegner aus dem Trio FC Red Bull Salzburg (Österreich), Rangers FC (Schottland) oder dem FC Viktoria Pilsen (Tschechien) kommen wird. Der SK Brann Bergen (Norwegen) und der Panathinaikos FC (Griechenland) gelten ebenfalls als "ungesetzt" und könnten erst in einer späteren Phase auf die Häberli-Elf treffen. Bis letzten Samstag durfte man als Servette-Fan mit dem FC Baník Ostrava mitfiebern. Wenn der Verein, aus dem Osten Tschechiens, Viktoria Pilsen in der Meisterschaft auf den dritten Platz verdrängt hätte, wäre der SFC mit dem drittbesten Koeffizienten "gesetzt" gewesen. Offensichtlich trat dieses Szenario nicht ein.
Eine kleine Hoffnung bestünde für die 3. Qualifikationsrunde. Weil diese ausgelost wird, bevor die vorherige Runde ausgetragen wurde, rechnet die UEFA automatisch mit dem Koeffizienten der besser klassierten Teams. Würde Servette in Q2 gegen die Glasgow Rangers antreten und weiterkommen, würde man in Q3 den Koeffizienten der Rangers erben. Mit 71'250 Punkten wäre man somit in dieser Quali-Runde "gesetzt". Bei einem Weiterkommen gegen Pilsen (39'250 Pkt.) oder Salzburg (48'000 Pkt.) hätte man zwar ebenfalls einen höheren Koeffizienten. Dieser reicht aber nicht aus, um eine andere Mannschaft vom Topf der "Gesetzten" zu verdrängen. Der Koeffizient der Rangers würde nur für Q3 gelten. In den Play-Offs müsste dann wieder neu gerechnet werden.
Übrigens, bei einem Überstehen der 2. Qualifikationsphase nehmen die Rhône-Städter mindestens an der Ligaphase (früher Gruppenphase) der UEFA Conference League teil. Sollten sie in ihrer Paarung den Kürzeren ziehen, geht es in der 3. Quali-Runde der UEFA Europa League weiter.
Qualifikationsphase zur UEFA Europa League
Frenetisch feierte Thomas Häberli am letzten Samstag den Einzug ins internationale Geschäft. "Gemeinsam reisen wir durch Europa!" schrie der Übungsleiter an der Saisonabschlussfeier ins Mikrofon. Ab der dritten Qualifikationsrunde zur UEFA Europa League kann der SFC auch auf "exotische" Mannschaften treffen. Im Falle eines Scheiterns in der CL-Quali würde man in den "Main Path" der EL-Qualifikation integriert. Dort ist der Setzstatus noch unbekannt. Im "Main Path" tummeln sich Vereine aus mittleren und kleineren Ligen, welche den Meistertitel verpasst haben. Hinzu kommen die Gewinner aus nationalen Pokalwettbewerben wie Dänemark, Kroatien oder Schweden. Auch der BSC Young Boys (bei Cup-Sieg FC Biel-Bienne) oder der FC Lugano (bei Cup-Sieg FC Basel 1893) wären hier eingeteilt, würden aber schon ab der 2. Quali-Stufe mittun. Die UEFA verbietet Duelle zwischen zwei Vertretern aus demselben Land, weshalb man den Ligakonkurrenten dennoch aus dem Weg gehen würde.
Weil auch die 3. Qualifikationsrunde der Europa League vor den sportlichen Entscheidungen ausgelost wird, kommt wieder eine Spezialrechnung zum Tragen. Weil die UEFA in der CL-Quali vom Weiterkommen des Favoriten ausgeht, wird in der EL mit dem Koeffizienten des CL-Quali-Verlierers gerechnet. Der Servette FC müsste in diesem Wettbewerb fix mit den eigenen 11'500 Punkten an den Start gehen. Im "Main Path" werden 14 Partien ausgetragen. Servette müsste einen der sieben besten Koeffizienten in Q3 aufweisen, um "gesetzt" zu sein. Mindestens vier Klubs sind heute schon besser klassiert. Für die Genfer wäre es deshalb auch besser, wenn YB als schweizerisches Team erst in den Play-Offs einsteigen würde. Die Gelbschwarzen haben bekanntlich den höchsten Koeffizienten der Schweiz. Auch die Luganesi könnten die Servettiens aus dem "gesetzten" Lostopf kegeln. In der Europa League darf aber gesagt werden, dass auch "gesetzte" Vereine durchaus schlagbar sind. Einige Exponenten, wie der NK Celje (Slowenien) oder der FC Sheriff Tiraspol (Moldawien) qualifizieren sich regelmässig für Europa und sammeln dann Punkte in Qualifikationsspielen.
Übersteht man das Q3, winkt ein fixer Startplatz in der Ligaphase der UEFA Conference League. Bei einem weiteren Sieg in den Play-Offs wäre man für die Ligaphase der UEFA Europa League qualifiziert. Sollten die Servettiens auch auf dieser Stufe scheitern, rutschen sie in die Play-Offs zur UEFA Conference League.
Qualifikationsphase zur UEFA Conference League
Die Play-Offs zum dritten UEFA-Wettbewerb wären die letzte Chance, sich für einen Startplatz in einer Ligaphase zu sichern. 19 Partien werden im "Main Path" ausgetragen. Das heisst, dass man mit seinem Koeffizienten in die vordere Hälfte der 38 Mannschaften kommen muss, welche an dieser Runde teilnehmen. Hier ist momentan alles möglich, ausser ein Aufeinandertreffen mit einem anderen Super-League-Vertreter (FC Lugano oder FC Lausanne-Sport). Wie man letzte Saison mit dem Kracher gegen den Chelsea FC schmerzlich zu spüren bekam, können in der Conference League auch Grossklubs oder Überraschungsteams aus den Top-5-Ligen zu finden sein. Die AC Fiorentina (Italien) oder der Nottinham Forest FC (England) würden in diese Kategorie gehören.
Gewinnt man seine Paarung, dann darf man sich auf einen Herbst mit internationalem Fussball freuen. Denn dann würde der SFC definitiv in der Ligaphase der UEFA Conference League mittun. Wenn die Häberli-Truppe zum dritten Mal einem Gegner den Vortritt gewähren müssen, ist die europäische Spielzeit bereits wieder vorbei.
Als Zusatzinfo - in allen drei Wettbewerben gibt es kein automatisches Heimrecht. Bei jeder Auslosung wird der erstgezogene Klub zuerst ein Heimspiel austragen dürfen. Dabei spielt es keine Rolle, wie hoch der Koeffizient ist, oder ob man vom nächsthöheren Wettbewerb nach unten gereicht wird.
Weitere Infos folgen, selbstverständlich, schnellstmöglich.
Als kleine Merkhilfe für intensive Pausengespräche haben wir hier die wichtigsten Daten grafisch zusammengestellt: