Sieg gegen Lugano! Wir sind im europäischen Geschäft!
Europa wir kommen!
Spielt er, oder spielt er nicht? Dies war die Frage, welche sich der Servetten-Anhang in Bezug auf Dereck Kutesa stellte. Thomas Häberli stellte sich, im Vorfeld des Spiels, vor seinen Spieler und erklärte den Medien, dass der Flügelläufer bis Saisonende für den SFC auflaufen wolle. Wenn Kutesa nicht von Beginn weg spiele, dann sei dies aufgrund einer Entscheidung des Trainers. Der 27-jährige sei nach dem Medizincheck in Athen schnellstmöglich nach Genf zurückgekehrt und nahm bereits am Mittwoch wieder am Training der 1. Mannschaft teil. Kutesa will sich mit erhobenem Haupt vom Servette FC verabschieden.
Spätestens beim Anpfiff der gestrigen Partie war dann klar, dass Kutesa (noch) nicht spielt. Häberli setzte seinen besten Torschützen auf die Ersatzbank und brachte erneut den jungen Varela. Dieser scheint der designierte Nachfolger auf dem linken Flügel zu sein, sofern man nicht auf dem Transfermarkt zuschlagen sollte.
Zuschlagen wollte auch der Gast auf dem Tessin. Dies mit einem Auswärtssieg im Stade de Genève. Bottani gab schon in den Startminuten die Richtung vor, in welche die Partie gehen sollte. Gejubelt wurde dann aber auf der anderen Seite. In der 9. Minute landete eine Douline-Flanke auf dem Kopf von FCL-Verteidiger Hajdari. Dieser versuchte zu klären, nickte aber unhaltbar ins eigene Tor ein. Beim SFC nahm man das Geschenk dankend an. Es stand 1:0. "United by Music" ist das Motto des Eurovision Song Contests, der gerade in Basel läuft. Europa rückt zusammen und hat sich lieb. Das liessen die Servettiens die Bianconeri spüren. Denn sie revanchierten sich direkt für das geschenkte Führungstor. Tsunemoto wollte eine Zanotti-Hereingabe vor dem einschussbereiten Vladi klären. Der Japaner grätscht in den Ball und versenkt ihn gleich selber. Es waren die schnellsten zwei Eigentore in einem Super-League-Spiel, die es je gab.
Nach fulminantem Start in die Partie, flachte das Gezeigte ab. Umso überraschender war es, als Varela in der 38. Spielminute alleine auf das gegnerische Tor losziehen konnte. Das Eigengewächs zeigte sich abgezockt und schiebt zum 2:1 ein. Stark die Vorarbeit von Crivelli, der noch immer dahin geht, wo es weh tut. Ihn wird man nächste Saison vermissen.
Bis zur Pause blieb es bei der Führung der Genfer. Das Spiel haute bislang niemanden vom Hocker.
Auch der Start in den zweiten Durchgang war eher verhalten. Immerhin kam Varela zu einem Abschlussversuch aus spitzem Winkel. Osigwe im Lugano-Tor stellte dies aber nicht vor grosse Probleme.
Nach einer guten Stunde hallte Applaus durch das Stade de Genève. Nicht wegen einer schönen Offensivaktion, sondern wegen der Einwechslung von Dereck Kutesa. Und der Offensivakteur brachte sich gleich in Spiel ein. Ein Distanzversuch von ihm sauste knapp am Ziel vorbei. Nun war plötzlich Zunder im Spiel - aber auf beiden Seiten! Denn nach 75 Minuten zog Cimignani für die Gäste davon. Sein Schuss wird von Tsunemoto leicht abgefälscht und zwingt Mall zu einer akrobatischen Parade. Der SFC-Goalie hielt den Vorsprung fest.
Nun waren die Grenats wieder an der reihe. Dank schnellem Umschaltspiel kam Stevanovic auf der rechten Seite unbedrängt zum Flankenball. Der Routinier zirkelt die Kugel auf den eingewechselten Guillemenot. Dieser wird von Zanotti in den Rücken gestossen und geht zu Boden. Schiedsrichter Cibelli hat freie Sicht und entscheidet sofort auf Elfmeter. Ein dämliches Foul des Italieners.
Für den Strafstoss setzte sich Kutesa den Ball. Er wollte unterstreichen, dass er bis zur letzten Sekunde Verantwortung übernehmen möchte. Kutesa trat den Ball in die linke Ecke. Osigwe war schnell unten und wehrte ab! Zum Glück war Kutesa für den Abpraller zur Stelle. Diesen drückt er zum 3:1 über die Linie.
War das dritte Tor der Gnadenstoss für die Luganesi? Nein! Denn diese zündeten nochmals eine Schlussoffensive. Aliseda konnte beinahe verkürzen. Mall und Baron retteten mit viel Teamarbeit. Nur einige Minuten musste Mall die Beinschere auspacken, um Koutsias' Abschlussversuch zu blocken.
Ausser einer guten Chance von Guillemenot, welche Osigwe mit der Hand zunichte machen konnte, hatten die Servettiens offensiv wenig gegen den tessiner Andrang zu bieten. Immerhin konnten sie den Gegner mit Karma bestrafen. Denn kurz vor Ende der regulären Spielzeit prallte Tsunemoto mit dem Oberkörper in den Pfosten. Während sofort Mediziner angefordert wurden, hatte Hajdari kein Verständnis für die Verletzung seines Gegenspielers. Der Schweiz-Kosovare versuchte Tsunemoto vom Feld zu werfen, damit es zu keinem Pflegeunterbruch kommt. Sofort kam es zur Rudelbildung. Cibelli verwarnte den Provokateur der Szene. Den fälligen Eckball klärte Mall mit der Faust. Damit löste der zypriotische Nationalgoalie direkt den Gegenangriff aus. Cognat trieb das Leder nach vorne und spielte dann einen Traumpass auf Stevanovic. Der Bosnier vollendete den Konter mit einem Schuss durch Osigwes Hosenträger. Das 4:1 war der Schlusspunkt in einer Partie, deren hitziges Ende man zur Pause niemals prophezeit hätte.
Mit dem Sieg gegen Lugano und der gleichzeitigen Niederlage des FC Luzerns in Bern ist nun klar, dass der SFC nicht mehr vom Treppchen zu stossen ist. Die Mannschaft wird mindestens in der Qualifikationsphase zur UEFA Europa League stehen. Mit dieser Klassierung erübrigen sich auch die Diskussionen um die vorzeitige Vertragsverlängerung mit Thomas Häberli. Eine Vertragsklausel hätte den Kontrakt des Trainers sowieso um ein Jahr verlängert, wenn man die Saison in den Top 3 abschliesst. Noch wichtiger als die Vertragsverlängerung ist jedoch die Tatsache, dass die Fondation 1890 nun den Zuschlag zu einer Budgeterhöhung geben dürfte. Ein wichtiges Signal an den Verein, der das Geld nun geschickt im Sommertransferfenster investieren soll.
Servette FC – FC Lugano 4:1 (2:1)
Stade de Genève : 7'831 Zuschauer
Schiedsrichter : Luca Cibelli ; Matthias Sbrissa, Noël Lötscher
VAR : Urs Schnyder ; Tobias Thies
Tore : 9' Hajdari (Eigentor) (1:0), 12' Tsunemoto (Eigentor) (1:1), 38' Varela (2:1), 84' Kutesa (3:1), 90' Stevanovic (4:1)
Servette FC : Mall ; Tsunemoto, Severin, Baron, Mazikou ; Douline, Cognat ; Stevanovic (90'+2 Ouattara), Antunes (74' Guillemenot), Varela (62' Kutesa) ; Crivelli (74' Ondoua)
FC Lugano : Osigwe ; Papadopoulos, Hajdari, El Wafi (56' Valenzuela) ; Zanotti, Doumbia (77' Koutsias), Grgic (68' Mahou), Bislimi, Cimignani (77' Macek) ; Bottani ; Vladi (56' Aliseda)
Verwarnungen : 44' Häberli, 56' Bislimi, 82' Zanotti, 84' Bottani, 89' Hajdari, 89' Guillemenot
Bemerkungen : Servette ohne Rouiller, von Moos (Verletzt), Aubert, Baron, Beniangba, Besson, Diallo, Dias, Fankhauser, Nonge, Salihi, Scandurra (Nicht im Aufgebot), 84' Kutesa verschiesst Foulpenalty ; Lugano ohne Saipi (Krank), Mahmoud, Mai, Steffen (Verletzt), Arigoni, Babic, Maslarov, Mina, Ndiaye, Przybylko, Ryter, Sbai (Nicht im Aufgebot)