Erst der FC Lugano, dann der BSC Young Boys - der FC Biel-Bienne lehrt den Super-League-Vertretern als "Cup-Gespenst" das Fürchten. Die Seeländer kicken gleich zwei Titelanwärter aus dem Rennen und sind die grosse Überraschung der diesjährigen Cup-Kampagne.
Nun wartet am 01.06.2025 der FC Basel im Final. Man mag sich kaum ausdenken, was in der Uhrenstadt am Jurasüdfuss los ist, wenn man auch diesen Brocken aus dem Weg räumt. Jetzt aber mal Spass bei Seite - was ist, wenn die Bieler wirklich als Cup-Sieger aus Bern abreisen?
Wird die Lizenz zum Verhängnis?
Biel steckt derzeit mitten im Rennen um den Aufstieg von der Promotion League in die Challenge League. Momentan liegt man einen Punkt hinter Leader Rapperswil-Jona, hat aber auch ein Spiel weniger ausgetragen. Logisch, dass die Verantwortlichen einen Lizentantrag bei der Swiss Football League eingereicht haben. Der Antrag auf eine sogenannte "Lizenz III" wurde in erster Instanz bewilligt. Für eine Teilnahme an UEFA-Wettbewerben ist allerdings eine Lizenz I nötig. Servette, und die anderen Spitzenteams der Super League, haben diese beantragt und erhalten (wir berichteten). Als Sieger im Schweizer Cup winken die Play-Offs zur UEFA Europa League. Bei einem Versagen in dieser Runde wäre aber ein Platz in die Gruppenphase der UEFA Conference League gesichert. Verhindert der Lizenzantrag ein Europamärchen? Nein, denn der FCBB könnte im Nachgang einen Antrag auf eine ausserordentliche Lizenz stellen. Dies soll, gemäss unseren Informationen, auch den Plänen des Vereins entsprechen. Mit der modernen Tissot Arena oder dem naheliegenden Stade de la Maladière in Neuchâtel dürfte das Stadionthema schnell geklärt sein. Auch finanzielle Themen sollten zu klären sein. Schliesslich würde eine Teilnahme an Europa- oder Conference League einen Millionenbetrag an den Bielersee schwemmen.
Einfluss auf die Super League
Wer international antreten möchte, der muss sich unter den ersten Vier klassieren. Dieses Credo gilt für alle Vertreter der Super League. In der Vergangenheit durfte sich jeweils der Tabellenfünfte ebenfalls auf europäische Nächte freuen. Dies, weil mit Lugano, YB oder Servette immer Teams aus dem Spitzenquartett die Cup-Trophäe hochhalten durften. Im Falle eines "perfekten Cup-Märchens" würde das fünfte Europa-Ticket aber effektiv an den Cup-Sieger gehen. Dies könnte für eine brisante Schlussphase in der Meisterschaft sorgen. Weil das Endspiel erst nach der letzten SL-Runde steigt, muss jeder Verein versuchen, sich unter den Top 4 zu klassieren. Der Cup-Sieger spielt generell das Zünglein an der Waage, wenn es um die Verteilung der europäischen Startplätze geht (wir berichteten).
Was bedeutet dies für den Servette FC?
Vorneweg muss gesagt werden, dass sich die Genfer im Saisonendspurt auf sich selbst konzentrieren müssen. Gewinnt man keine Spiele, droht ein Absturz in der Tabelle. Würde man auf dem fünften Platz landen, muss man sich selbst an der Nase nehmen, wenn das europäische Geschäft flöten geht. Beim SFC ist Devise allerdings klar. Man will sich nach vorne orientieren und den FC Basel in der Meisterschaft fordern. Man will zwingend ins internationale Geschäft. Nur dann locken die Honigtöpfe der UEFA. Wie süss diese schmecken, konnte man vor ein paar Wochen sehen, als der europäische Fussballverband seinen "Financial Report" zur Spielzeit 2023/2024 veröffentlichte (wir berichteten). Hinzu kommt, dass die Fondation 1890 eine Budgeterhöhung zugesprochen habe, wenn man sich unter den Top 3 klassiere. Dies verkündete SFC-Präsident Hervé Broch vor ein paar Tagen in einem Interview mit der Tribune de Genève. Um auf nationaler Ebene vorne mitreden zu können, sind Einnahmen aus den UEFA-Wettbewerben Pflicht. Zu guter Letzt spielt man aber auch um die Zukunft von Thomas Häberli. Der Kontrakt des Trainers soll sich automatisch verlängern, wenn man die Saison unter den ersten Vier abschliesst (wir berichteten).
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