Jérémy Guillemenot war eine der tragischen Figuren im Hinspiel vor einer Woche. Das SFC-Eigengewächs kam zu mehreren guten Chancen, konnte diese aber nicht in bare Münze umwandeln. Für das Rückspiel durfte der einstige Barça-Junior von Beginn weg ran. Auf ein Duell mit Marc Cucurella, seinem ehemaligen Teamkollegen, wartete Guillemenot aber vergeblich. Der spanische Nationalspieler nahm auf der Ersatzbank Platz.
Ebenfalls neu in der Startelf war Joël Mall. Der Aargauer übernahm den Platz von Jérémy Frick. Und der Torhüter wurde sogleich geprüft. Fernández feuerte das Leder in den Startminuten auf das genfer Tor. Mall musste ein erstes Mal intervenieren.
Die Gäste aus England erwischten den besseren Start. Und sie profitieren von der Anfangsnervosität der Calvin-Städter. Mit einer verunglückten Ballannahme legte Tsunemoto ideal für Mudryk auf. Der Japaner versuchte zu reagieren, holte bei seinem Befreiungsversuch aber den Gegenspieler von den Beinen. Für Schiedsrichter Di Bello war das Verdikt klar. Foulpenalty für die "Blues". Wie schon im Hinspiel legte sich Nkunku das Spielgerät zurecht. Ebenfalls wie vor Wochenfrist wählt der Schütze die linke Ecke - und wieder trifft er! Das 0:1 war die vermeintliche Vorentscheidung in dieser Qualifikationspaarung.
Nach dem Rückstand schien sich die Häberli-Elf zu fangen. Bis zur 32. Minute schien man den übermächtigen Gegner im Griff zu haben. Dann zündete man den Turbo. Kutesa marschiert zielstrebig und mit viel Zug durch das Mittelfeld. Mit einem guten Zuspiel lanciert er Guillemenot, der allein vor Jørgensen völlig cool bleibt und zum 1:1 einschiebt.
Chelsea musste nun wieder einen Gang höher schalten. Und der Premier-League-Vertreter tat dies. Nkunku und Madueke kamen zu zwei guten Möglichkeiten. Mall hielt den Spielstand ausgeglichen. Seine Mitspieler spekulierten auf Konterchancen. So wie in der 43. Minute. Dann schnappt sich Kutesa einen Befreiungsschlag Tsunemotos und lanciert den Gegenangriff. Aus spitzem Winkel versucht der Schweiz-Angolaner Jørgensen zu düpieren. Der Däne kann blocken und hat Fortuna zur Seite, dass Guillemenot den Abpraller nicht über die Linie drücken kann. Es blieb beim 1:1.
In der zweiten Halbzeit startete die Heimmannschaft mit einem Freistoss. Diesen spediert Cognat aus der Platzhälfte an den Rand des Sechzehners. Dort verlänert Ondoua mit dem Kopf zu Guillemenot. Dieser hat das Führungstor auf dem Fuss. Nur mit viel Glück rutscht die Kugel nicht zwischen Jørgensens Beinen hindurch.
Die Kräfteverhältnisse schienen zu kippen. Nun war Servette am Drücker, während die Gäste auf Kontersituationen lauerten. Mudryk konnte nach 53 Minuten seine Geschwindigkeit ausspielen. Der einstige 70-Millionen-Euro-Mann kommt bis in den Servette-Strafraum. Dort heisst es "Endstation Mall". Der rechtfertigte seine Startelfnomination mit einer weiteren, starken Parade.
Die Partie schritt voran und Häberli brachte Routinier Stevanovic. Der Bosnier wird in der 72. Minute auf dem rechten Flügel angespielt. Mit einem hohen Ball sucht Stevanovic den Kopf von Crivelli. Der Franzose profitiert davon, dass Jørgensen einen Schritt zuweit vorne steht. Crivelli trifft zum 2:1 und lässt das Stade de Genève explodieren!
Liegt da noch etwas drin? Die Grenats glaubten zumindest daran. Rouiller kam nach einem Corner zum Abschluss. Adarabioyo kann den Versuch gerade noch blocken. Chelsea wankte, aber fiel noch nicht. In der Schlussphase wollten die Briten ihrer Favoritenrolle wieder gerecht werden. Dies demonstrierten sie mit einer schönen Kombination, an deren Ende Jackson stand. Der Joker überwindet Mall zum 2:2, muss seinen Jubellauf aber wegen einer signalisierten Abseitspositon abbrechen. Servette blieb in Front! Doch die Gäste aus London drückten auf den Ausgleich. Allen voran Nkunku. Der Angreifer weiss sich gegen die genfer Defensive durchzusetzen. Mit einem Steilpass findet er Palmer. Der englische Nationalstürmer haut die Kugel an die Latte! Da hätte er mehr daraus machen können.
Die Stimmung im Rund knisterte, ja sie knallte sogar. Auf der Tribune Nord zündeten die Ultras das sprichwörtliche "Offensivfeuerwerk". Wie viel die Aktion der Mannschaft gebracht hat, darüber lässt sich streiten. Denn Schiedsrichter Di Bello musste die Partie kurzzeitig unterbrechen. Die Zeit, für ein letztes Aufbäumen, war knapp. Doch der SFC wusste diese zu nutzen. Ondoua packte eine riskante Grätsche aus und eroberte seinen Farben den Ballbesitz zurück. Von Moos hat viel Raum auf dem linken Flügel. Der Neuzugang findet Cognat, der per Schlenzer sein Glück versucht. Es schien, als würde die Welt einen kurzen Moment stillstehen. Dann schlug Cognats Abschlussversuch neben dem Tor ein. Das Tor hätte das Tor zur Verlängerung geöffnet.
So zitterte sich Chelsea in die Ligaphase der UEFA Conference League. Servette gelingt ein nennenswerter Exploit, auf den man Stolz sein darf. Wir dürfen zweifelsohne gespannt sein, wohin die Reise für Thomas Häberli und sein Team gehen wird. Vielleicht könnte das frühe Ausscheiden in Europa ein Vorteil sein, wenn es um das Abschneiden in der Super League geht.
Servette FC – Chelsea FC 2:1 (1:1)
Stade de Genève : 28'000 Zuschauer
Schiedsrichter : Marco Di Bello ; Alessandro Giallatini, Giovanni Baccini (Italien)
VAR : Gianluca Aureliano ; Roasrio Abisso (Italien)
Tore : 14' Nkunku (Foulpenalty) (0:1), 32' Guillemenot (1:1), 72' Crivelli (2:1)
Servette FC : Mall ; Tsunemoto, Rouiller, Severin, Mazikou ; Cognat, Ondoua, Douline (85' Ouattara), Kutesa (78' von Moos) ; Antunes (62' Crivelli) ; Guillemenot (62' Stevanovic)
Chelsea FC : Jørgensen ; Veiga, Badiashile, Adarabioyo, Disasi ; Fernández (63' Caicedo), Dewsbury-Hall ; Madueke (63' George), Nkunku, Mudryk (73' Palmer) ; Guiu (63' Jackson)
Verwarnungen : 9' Severin, 18' Badiashile, 64' Crivelli, 65' Douline, 74' Jackson, 85' Veiga
Bemerkungen : Servette ohne Beniangba, Bouzamoucha (Verletzt), Aubert, Behrami, Diallo, Dias, Fankhauser, Salihi (Nicht im Aufgebot) ; Chelsea ohne James, Lavia (Verletzt), Ampah, Angelo, Antwi, Arrizabalaga, Austin, Bergström, Broja, Casadei, Chalobah, Chilwell, Chukwuemeka, Curd, Dyer, Emenalo, Félix, D. Fofana, W. Fofana, Gusto, Kellyman, McMahon, Mheuka, Murray-Campbell, Olise, Petrovic, Rak-Sakyi, Sterling, Walsh, Washington, Wilson (Nicht im Aufgebot), 77' Abseitstor von Jackson, 83' Lattenschuss von Palmer

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