Chelsea FC - das heisst Tradition, das heisst England und das heisst Premier League. Mit ensprechend viel Gänsehaut betraten die Gästefans, und wohl auch die Servettiens, den Rasen der Stamford Bridge. Noch bevor das Spiel angepfiffen wurde, präsentierten die Londoner mit João Félix ihren neusten Stareinkauf. Knapp 53 Millionen Euro blätterte man für den Portugiesen hin. Das ist fast das Doppelte des Marktwerts des ganzen Servette-Kaders. Gigantismus in Reinform.
Gegen den haushochen Favoriten mussten sich die Grenats zuerst finden. Mit einer kompakt stehenden Defensive gelang es, das gegnerische Starkader auf Distanz zu halten. Ondoua und Kutesa kamen sogar zu Abschlussversuchen. Torwart Jørgensen sah sich allerdings noch mit keinen grossen Problemen konfrontiert. Chelsea selbst kamm nach einer knappen halben Stunde durch Mudryk zu einer guten Möglichkeit. Der Flachschuss des Ukrainers sauste nur knapp am genfer Gehäuse vorbei.
Man rieb sich die Augen, aber der SFC hatte, trotz weniger Spielanteilen, die besseren Torraumszenen. Vor der Pause wuchtete Rouiller das Leder mit der Stirn aufs Tor. Jørgensen hielt die Null fest. Ohne Tore ging es in die Pause.
Wir können das Klischee nicht beweisen, gehen aber davon aus, dass in englischen Stadien ebenfalls Tee serviert wird. Dieser schien Servette-Goalie Frick (zu sehr) entspannt zu haben. Denn der Kapitän zeigte nach Wiederanpfiff eine Unkonzentriertheit, die eiskalt ausgenützt worden ist. Nkunku kommt im Strafraum an den Bal. Frick stürmt hinaus und bringt den Angreifer zu Fall. Elfmeter für das Heimteam! Wenn auch Nkunku keine Anzeichen zeigte, irendwie standhaft zu bleiben. Der Gefoulte übernahm die Angelegenheit gleich selbst. Trocken versenkt der französische Nationalspieler in die linke Ecke. Der Goliath führt mit 1:0.
Und kaum rollte der Ball wieder, leistete sich Frick den nächsten Aussetzer. Guiu stibitzt dem Torwart das Leder vom Fuss. Der Spanier hat das leere Tor vor sich. Guiu versucht einzuschieben, bleibt aber am zurückeilenden Frick hängen. Auch die beiden Nachschussversuche parierte der Genfer mit viel Körpereinsatz. Frick zieht seinen Kopf aus der Schlinge.
In der Folge beruhigte sich das Geschehen an der Stamford Bridge wieder. Eine Viertelstunde vor Ende der ordentlichen Spielzeit, hebelten zwei Einwechselspieler der "Blues" den schweizer Abwehrriegel aus. Fernández "chippt" den Ball in den freien Raum hinter Mazikou. Dort nimmt Madueke sein ganzes Tempo mit. Kompromisslos hämmert der Joker das Spielgerät unter die Latte. Beim 2:0 gab es für Frick absolut nichts zu halten.
Mit dem ausgebauten Vorsprung wähnte sich Chelsea in falscher Sicherheit. Denn die Gäste steckten nicht zurück und warteten auf ihre Chancen. In der 80. Minute kam Guillemenot an der Strafraumgrenze in Ballbesitz. Der Servettien fackelte nicht lange und drückte ab. Jørgensen muss sich ganz lang machen, um zur Ecke klären zu können. Der Abschluss schien bestätigend zu wirken. Hier war noch nicht alles verloren! Häberli brachte nun den jungen Ouattara. Und das Eigengewächs setzte gleich ein dickes Ausrufezeichen! Nur Sekunden nach seiner Einwechslung treibt der Junioreninternationale den Ball nach vorne. Aus gut zwanzig Metern hält Ouattara einfach mal drauf. Adarabioyo fälscht das Geschoss noch leicht ab. Dieses klatscht an die Latte und von dort ins aus. Im Gästesektor, der stimmlich dem Rest des Stadions deutlich überlegen war, ging ein Raunen durch die Fans. Ein Ehrentreffer wäre mittlerweile nicht mehr gestohlen gewesen.
Zum Beginn der Nachspielzeit kam der SFC nochmals zu einem Eckball. Diesen bringt von Moos mit viel Zug vors Tor. Rouiller streift das Leder mit dem Hinterkopf. Dies ermöglicht Guillemenot am zweiten Pfosten alle Möglichkeiten! Der Stürmer verfehlt! Das hätte das Anschlusstor sein müssen! Vorbei war die Partie damit aber noch nicht. In den Schlusssekunden kam nochmals Guillemenot in Ballbesitz. Wieder verschafft sich das Eigengewächs Platz und geht in den Abschluss. Diesmal ist Jørgensen zur Stelle. Der Keeper sichert sich den Shutout.
Mit Pech aber viel Leidenschaft müssen sich die Servettiens in London geschlagen geben. Überraschend gut bot man dem übermächtigen Gegner Paroli. Noch besteht eine kleine Chance auf das Weiterkommen in der Conference-League-Quali. Packen wir sie nächste Woche im Stade de Genève!
Chelsea FC – Servette FC 2:0 (0:0)
Stamford Bridge : 37'902 Zuschauer
Schiedsrichter : Jérémie Pignard ; Aurélien Drouet, Laurent Coniglio (Frankreich)
VAR : Benoît Millot ; Mathieu Vernice (Frankreich)
Tore : 50' Nkunku (Foulpenalty) (1:0), 76' Madueke (2:0)
Servette FC : Frick ; Tsunemoto, Rouiller, Severin, Mazikou ; Douline (69' von Moos), Ondoua ; Stevanovic (61' Antunes), Cognat (85' Ouattara), Kutesa (69' Magnin) ; Crivelli (61' Guillemenot)
Chelsea FC : Jørgensen ; Veiga, Badiashile, Adarabioyo, Disasi (78' Gusto) ; Dewsbury-Hall, Caicedo (84' Lavia), Neto (57' Madueke) ; Nkunku (57' Fernández), Guiu (57' Palmer), Mudryk
Verwarnungen : 53' Cognat, 90'+3 Dewsbury-Hall
Bemerkungen : Servette ohne Beniangba, Bouzamoucha (Verletzt), Aubert, Behrami, Camara, Diallo, Dias, Ndema, Salihi, Simbakoli (Nicht im Aufgebot), 86' Lattenschuss von Ouattara ; Chelsea ohne James (Verletzt), Acheampong, Ampah, Angelo, Anjorin, Antwi, Arrizabalaga, Austin, Bergström, Broja, Casadei, Chalobah, Chilwell, Chukwuemeka, Curd, Dyer, Emenalo, Félix, D. Fofana, W. Fofana, George, Kellyman, Lukaku, McMahon, Mheuka, Murray-Campbell, Olise, Penders, Petrovic, Rak-Sakyi, Sterling, Walsh, Washington, Wilson (Nicht im Aufgebot)
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