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Ein Weltenbummler aus der Calvin-Stadt

05.04.2025 01:34:10 | Peter

Dritter Kontinent für Maxime Domínguez

 

Eine gefühlte Ewigkeit ist es her, da verzückte ein junges Eigengewächs die Fans im Stade de Genève. Der Name dieses Talents war Maxime Domínguez (29). Nach einem unschönen Abgang und einem späteren Wechsel ins Ausland, geriet sein Name hierzulande etwas in Vergessenheit. Doch wer seine Karriere verfolgt, der könnte gerne auch Mal vom Fernweh gepackt werden.

Denn der offensive Mittelfeldspieler lernt die Welt durch den Fussball kennen. Gestern unterschrieb er einen Vertrag beim Toronto FC in Kanada. Damit wird Domínguez seine Fussballschuhe auf drei verschiedenen Kontinenten geschnürt haben.

Von Jean-Michel Aeby in die 1. Mannschaft beordert

Doch blicken wir zuerst zurück auf die Zeit in Genf. In der Vorbereitung zur Rückrunde der Saison 2013/2014 liess sich SFC-Coach Jean-Michel Aeby von den Qualitäten des Jungspunds überzeugen. Schon am zweiten Spieltag nach der Winterpause durfte Domínguez Luft im Fanionteam schnuppern. Beim Heimspiel gegen den FC Vaduz kam der Juniorennationalspieler für Xavier Margairaz ins Spiel. Zwei Runden später fehlte der Routinier in Chiasso verletzungsbedingt. Der 18-jährige Domínguez erbte seinen Platz in der Startelf. Die Erfolgsgeschichte schien so richtig zu starten. Nach durchzogenen Resultaten musste Aeby seinen Platz auf der Bank räumen. Doch, nebst Interimstrainer Mario Cantaluppi, setzte auch Aebys Nachfolger Kevin Cooper auf den Filigrantechniker. Regelmässig durfte Domínguez in der Challenge League ran. Doch dann folgte der Bruch. Es war wohl jugendlicher Leichtsinn, der den Servettien mit drei Teamkollegen (darunter Jérémy Guillemenot) angetrieben hat. An einem freien Nachmittag im Trainingslager in der Türkei, unternahmen die vier Jungprofis eine Quad-Tour. Dabei trugen sie keine Helme, was Cooper gar nicht gefiel (wir berichteten). Während drei Spieler die interne Strafe akzeptierten und zurück in die Schweiz reisten, bäumte sich Domínguez auf. Er stänkerte öffentlich gegen den Trainer und forcierte seinen Abgang. Im Februar 2015, quasi ein Jahr nach seinem Profidebüt, wurde der Schweiz-Spanier an den FC Zürich verliehen. (wir berichteten). Einige Monate später übernahm ihn der FCZ definitiv.

Kurzer Abstecher in die Deutschschweiz

Das Kapitel in Zürich ist relativ schnell erzählt. Im Letzigrund war die Konkurrenz zu gross. Nur drei Pflichtspieleinsätze absolvierte das einstige Servette-Talent für den FCZ. Im Sommer 2016 wechselte Domínguez zurück in die Westschweiz. Ausgerechnet beim FC Lausanne-Sport, einem der grössten Rivalen seines Stammklubs, wollte der Offensivakteur seine Karriere neu lancieren. Seine Startzeit im Waadtland gestaltete sich wiederum als kompliziert. Lange kam Domínguez nicht auf Touren. Dann bremste ihn eine Verletzung aus. Nach Lausannes Abstieg in die Challenge League konnte sich die einstige Nachwuchshoffnung als Stammkraft durchsetzen. Endlich etablierte sich der Mann mit dem feinen Füsschen im Profigeschäft. Ein Transfer zum Neuchâtel Xamax FCS sollte ein kluger nächster Karriereschritt sein. Im Corona-Jahr endete die Zeit am Neuenburgersee im desaster. Zum Saisonende wurde der Vertrag mit Domínguez nicht mehr verlängert. Wie sollte es weitergehen?

Auslandtransfer als neue Chance?

Die Lösung kam aus dem Osten. Unter dem Motto "Fussballglück im Osten" heuerte Domínguez beim MKS Miedź Legnica in der zweiten polnischen Liga an. In Schlesien entpuppte sich der Neuzugang aus der Schweiz als Glücksgriff. Schnell rief der Neuankömmling sein Potential ab. 31-Mal durfte Domínguez in seiner Startsaison ran. Mit 6 Toren und 7 Assists belebte er das Angriffspiel der "Miedzianka". Der Verein feierte den Aufstieg in die Ekstraklasa, der höchsten Liga des Landes. Nach einer starken Spielzeit im Oberhaus (29 Spiele, 1 Tor, 6 Vorlagen) zog Domínguez innerhalb Polens weiter. Er verliess Miedź Legnica, das auf einem Abstiegsplatz gelandet ist, und unterschrieb beim RKS Raków Częstochowa - dem damaligen Meister. Gespielt hat der gebürtige Genfer nur einmal. Mitte Juli bestritt er den polnischen Superpokal, den Raków gegen Legia Warschau verlor. Nur einige Tage später, und zur Überraschung vieler, kratzte Domínguez die Kurve. Zum zweiten Mal innert eines Transferfensters wechselte er den Klub.

Portugal als Zwischenstation

Es scheint, als sei der Mann mit andalusischen Wurzeln extrem ungeduldig und unentschlossen. Dennoch schien der Poker mit einem Wechsel zum Gil Vicente FC aufzugehen. Beim Erstligisten aus dem Norden Portugals konnte Domínguez ohne Druck aufspielen. In der Hinrunde brillierte der Ex-Servettien. Schon nach zehn Spieltagen standen 5 Tore und 3 Vorlagen auf dem Konto des Mittelfeldakteurs. Schnell wurden auch die Grossklubs aus Lissabon und Porto auf den "Alpen-Zauberer" aufmerksam. Sogar Murat Yakin soll sich mit dem Spieler auseinandergesetzt haben. Da die Rückrunde etwas weniger spektakulär ausfiel, blieb Domínguez Gil Vicente treu. Die Frage war jedoch nur - wie lange?

An der Seite von Coutinho und Payet

Die Antwort gab Domínguez im September letzten Jahres. Völlig unerwartet verliess er Europa. Im Gegensatz zu anderen Akteuren, welche dem Ruf der Saudi-Millionen nicht widerstehen können, unterschrieb der damals 28-jährige in Brasilien! Denn ab diesem Zeitpunkt war der CR Vasco da Gama sein neuer Arbeitgeber. An der Seite von internationalen Stars wie Philippe Coutinho oder Dimitri Payet kam er zu 14 Auftritten im Vasco-Dress. Damit ist er der erste Schweizer, der in der brasilianischen Série A auflief. Gegen den AC Goianiense, dem späteren Absteiger, feierte Domínguez sein Premierentor.
Weitere Treffer werden vorerst keine dazukommen. Denn, wie eingangs erwähnt, brach der Wandervogel seine Zelte in Rio de Janeiro bereits wieder ab. Seit Tagen zeichnete sich ein neues Engagement in Nordamerika ab. Nun ist der Medizincheck durch und die Modalitäten bekannt. Toronto lotst Domínguez auf Leihbasis in die MLS. Darüber hinaus besitzen die Kanadier eine Kaufoption für den Offensivkünstler. Am Ufer des Lake Ontario trifft Domínguez auf bekannte Gesichter. Mit Theo Corbeanu (Ex-GC) und Raoul Petretta (Ex-Basel) stehen andere Super League erprobte Kräfte im Kader. Mit Federico Bernardeschi und Lorenzo Insigne hat der TFC auch zwei Spieler von Italiens Europameisterteam auf der Lohnliste.

Wir sind gespannt, wohin es Welternbummler Domínguez in Zukunft hinziehen wird. Vielleicht berichten wir schon nächstes Jahr von Freistosstoren in Japan oder Vertragszoff in Marokko. Seien wir gespannt.


Foto: facebook.com/torontofc

Auch das SRF widmete Maxime Domínguez, vor ein paar Wochen, einen Beitrag.