Furioser Endspurt gegen Winterthur
Entfesselte Schlussphase beschert dem SFC die nächsten drei Punkte
Wenn jemand vor ein paar Wochen erzählt hätte, dass die Servettiens bis Ende Februar an der Tabellenspitze stehen würde, man hätte ihn wahrscheinlich nicht für voll genommen. Doch nun ist genau dies eingetroffen. Die Häberli-Truppe ist Teil eines Quartetts, das die Tabellenführung nur über das Torverhältnis unter sich aufteilt! Dem Heimsieg gegen Winti sei Dank!
Thomas Häberli überraschte die 7'812 Zuschauer mit mehreren Personalrotationen. Während mit Guillemenot als Crivelli-Ersatz gerechnet werden durfte, überraschten die Startelfnominationen von Anthony Baron und Tiemoko Ouattara. Defensivspezialist Baron durfte im zentralen Mittelfeld mittun, weil Magnin und Ondoua nicht zu 100% fit waren. Ouattara ersetzte Topskorer Kutesa, der zu Hause eine Grippe auskurierte. Das genfer Eigengewächs war es denn auch, das die erste gute Möglichkeit hatte. Nach einem kurzen Slalomlauf durch die gegnerische Abwehrkette fehlte es dem Abschlussversuch noch an "Wumms".
So dauerte es bis zur 23. Minute, ehe dem FCW-Gehäuse Unheil drohte – und wie! Nach einem hohen Zuspiel von Nonge kommt Arnold mit dem Arm an den Ball. Schiedsrichter Fähndrich zeigte unmissverständlich auf den Penaltypunkt. Die Servettiens hatten die Riesenmöglichkeit, in Führung zu gehen. Guillemenot schnappte sich die Kugel. Er wollte die Chance nutzen, sich den Frust des Formtiefs von der Seele schiessen. Es kam anders. Kapino roch den Braten und parierte den Schuss des Genfers ohne Probleme. Es war der letzte grosse Aufreger der ersten Hälfte. Der SFC zeigte sich im Angriffsaufbau als zu wenig kreativ, um die gegnerische Defensive auszuhebeln. Mit einem anderen Versuch blieb Guillemenot vor der Pause am gegnerischen Keeper hängen. Zur Halbzeit hiess es denn auch "Feierabend" für Winti-Goalie Kapino. Verletzungsbedingt machte der griechische Ex-Nationalspieler Platz für Markus Kuster.
Nach der Pause wehte ein anderer Wind. Vorbei war der müde Nachmittagskick aus der ersten Hälfte. Durrer brachte, mit einem Kopfball, Gefahr vor das Tor von Joël Mall. Der Versuch des Flügelspielers landete aber im Toraus. Die "Beinahe-Führung" der Gäste war wie ein Weckruf für die Servettiens. Diese versuchten immer wieder über links zu Chancen zu kommen. Ouattara rackerte und wollte zeigen, dass er zurecht in der Startelf stand. Richtig gefährlich wurde es, als Nonge von links zur Mitte flankte. Winterthur bringt den Ball nicht aus der Gefahrenzone. Guillemenot konnte beinahe profitieren. Kuster rettete mit einer spektakulären Parade. Highlights verzeichnete der Tabellenletzte vor allem im Defensivbereich. Vorne flachten die Offensivbemühungen immer mehr ab. Eine gute Stunde war gespielt, da wagte sich Winterthur nach vorne. Di Giusto preschte in den Strafraum und ging zu Boden. Wieder gab es für den Unparteiischen keine zwei Meinungen. Er entschied auf Elfmeter. Tsunemoto soll den Angreifer zu Fall gebracht haben. Mit Luca Zuffi trat ein erfahrener Mann zum Penalty an. Routiniert verlädt er Mall und verwandelt zum 0:1. Ein, zu diesem Zeitpunkt, überraschender Spielstand. Servette musste reagieren. Häberli brachte Ndoye und Varela, um der Offensive neuen Schwung zu verleihen.
Nach 69 Spielminuten kamen die Grenats zu einem Eckball. Cognat führte kurz aus und suchte den Doppelpass mit Baron. Im zweiten Anlauf bringt Cognat das Leder zur Mitte, wo Ndoye goldrichtig steht und zum 1:1 einnickt! Eine wichtige Reaktion der Heimmannschaft! Und die powerte weiter! Es spielten nur noch die Calvin-Städter, bei welchen Rouiller sogar seine technischen Fähigkeiten zeigte und die Bicicletta und einen Fallrückzieher auspackte. Das 2:1 lag in der Luft. Häberli wechselte noch einmal und brachte Beniangba für den glücklosen Guillemenot. Der Fehlschütze des Elfmeters aus der ersten Hälfte wurde vom eigenen Publikum mit Pfiffen eingedeckt - eine unnötige Aktion von den Zuschauern auf den Rängen.
Mit Beniangba bewies Coach Häberli ein glückliches Händchen. Die Genk-Leihgabe brachte noch mehr Dynamik ins Angriffsspiel. Kurz vor Ende der ordentlichen Spielzeit Segelte ein Eckball in den Winterthurer Strafraum. Rouiller verlängerte mit dem Nacken auf Beniangba. Der Joker traf erst den Pfosten und schob dann ein! 2:1! Oder doch nicht? Fähndrich gab das Tor, aufgrund einer Abseitsposition des SFC-Stürmers, nicht. Das Bibbern ging weiter - doch nicht lange. Nur wenige Zeigerumdrehungen später zeigt das hohe Pressing seine Wirkung. Cognat und Mazikou nahmen Schneider in die Mangel. Die Kugel sprang zu Varela, der sofort Mazikou mitnahm. Der aufgerückte Aussenverteidiger stürmte an den Sechzehnerrand, wo er zurück zu Varela spielte. Der 18-jährige hält mutig drauf und versenkt eiskalt zum 2:1! Ekstase pur auf der Tribune Nord! Zum zweiten Mal in sieben Tagen stehen die Grenats wieder von den Toten auf! Und das Spiel war noch nicht fertig. Mit schönen Ballstafetten und überraschenden Ausbrüchen drückte man den FCW hinten rein. Magnin sorgte beinahe für die Vorentscheidung. Nach kurzem Antritt landete sein Abschluss nur im Aussennetz.
Tief in der Nachspielzeit nahmen die Grenats einen letzten Anlauf. Ndoye treibt die Kugel bis in den Strafraum, wo ihm Mühl das Bein stellt. Der Senegalese fällt geschickt über die gegnerische Extremität und holte den nächsten Penalty raus. Der Gefoulte nahm gleich selbst Anlauf. Ohne Blösse stellte er, mit dem Schlusspfiff, auf 3:1!
Mit dem Sieg gegen Winterthur bleibt der Servette FC die einzige Mannschaft, die im Jahr 2025 noch ungeschlagen ist. Eine Serie, die hoffentlich auch im Léman-Derby vom kommenden Samstag nicht reissen wird. Je nach Ergebnissen der Konkurrenz, könnte mit einem Sieg im Stade de la Tuilière die alleinige Tabellenführung winken.
Servette FC – FC Winterthur 3:1 (0:0)
Stade de Genève : 7'812 Zuschauer
Schiedsrichter : Lukas Fähndrich ; Guillaume Maire, Nicolas Müller
VAR : Stefan Horisberger ; Tobias Thies
Tore : 63' Zuffi (Foulpenalty) (0:1), 69' Ndoye (1:1), 89' Varela (2:1), 90'+5 Ndoye (Foulpenalty) (3:1)
Servette FC : Mall ; Tsunemoto, Adams, Rouiller, Mazikou ; Stevanovic, Cognat, Baron (85' Magnin), Ouattara (68' Varela) ; Nonge (64' Ndoye) ; Guillemenot (85' Beniangba)
FC Winterthur : Kapino (46' Kuster) ; Sidler, Arnold, Lüthi, Ulrich (90'+2 Buess) ; Zuffi ; Schneider (90'+2 Bajrami), Durrer (67' Stillhart) ; Frei (79' Mühl) ; Di Giusto, Gomis
Verwarnungen : 8' Adams, 52' Durrer, 87' Sidler
Bemerkungen : Servette ohne Crivelli (Gesperrt), Kutesa (Krank), Douline, von Moos (Verletzt), Aubert, Besson, Diallo, Dias, Fankhauser, Ondoua, Salihi (Nicht im Aufgebot), 23' Guillemenot verschiesst Handspenalty, 87' Abseitstor von Beniangba ; Winterthur ohne Forte (Gesperrt), Burkart, Jankewitz, Rohner (Verletzt), Barletta, Baroan, Fofana, Krasniqi, Lekaj, Romano, Sahitaj, Spagnoli (Nicht im Aufgebot)