Nach dem Ende der Posse um Dereck Kutesa wollten die Grenats gestern in Zürich in die Normalität zurückfinden. Gegen GC stand der Topskorer wieder in der Startformation. Eine andere Absenz, die ins Auge stach, war wiederum die von Timothé Cognat. Diese kam allerdings nicht ganz freiwillig zu Stande. Der Franzose sass eine Gelb-Sperre ab. Gaël Ondoua übernahm Cognats Platz im Servette-Mittelfeld.
Die Partie startete mit einem Knall. Nicht wegen Einsatz pyrotechnischer Gegenstände, oder eines Distanzhammers aus der zweiten Reihe. Nein, ein Ellbogenschlag von GC-Schmitz an Alexis Antunes. Der Aussenverteidiger des Heimteams traf den SFC-Akteur unfreiwillig im Gesicht. Dabei brach Antunes' Schneidezahn ab und segelte, wie man sogar auf den TV-Bildern sah, durch den zürcher Luftraum. Antunes biss, im wahrsten Sinn des Wortes, auf die Zähne und spielte mit einem Tuch im Mund weiter. Dieses dürfte ihm vor Schreck fast aus dem Mund gefallen sein, als er mitansehen musste, wie eine Persson-Flanke von Irankundas Kopf an die Latte klatschte. Die Bayern-Leihgabe liess Adams im Luftduell alt aussehen.
Es lief noch immer die Startfviertelstunde, da warf Antunes das Handtuch. Enzo Crivelli musste ihn ersetzen. Somit war Thomas Häberli schon zur ersten Rochade gezwungen. Denn Crivelli platzierte sich, neben Startelf-Debütant Ndoye, im Angriff.
Gestürmt wurde vorerst aber nur auf der anderen Seite des Platzes. Die Hoppers traten mutig auf. Nach 21 Minuten schlug Irankunda gegen Nonge einen Haken. Der Australier suchte den Abschluss und zwang Mall zu einer Glanzparade. Der Aargauer in Diensten der Genfer rettete gegen seinen Ex-Klub. Nur ein paar Zeigerumdrehungen später standen wieder die beiden Akteure im Fokus. Irankunda wird in die Tiefe angespielt. Mühelos enteilt er Bewacher Adams und stürmt in Richtung Tor. Mall verkürzt den Winkel, räumt dann aber den Angreifer ab, als dieser ihn umkurven will. Für Schiedsrichter Piccolo gab es keine zwei Meinungen. Er zeigte auf den Elfmeterpunkt. Ndenge übernahm die Ausführung und stellte kaltblütig auf 1:0 für die Grasshoppers.
Dabei blieb es bis zur Pause. Servette wirkte blass und ideenlos. Cognats Kreativität fehlte an allen Ecken und Kanten.
Pünktlich zum Start der zweiten Hälfte kehrte Häberli zum Matchplan zurück. Mit Magnin und Ouattara für Ondoua und Ndoye stellte er auf ein 4-2-3-1 um. Einen extrem positiven Einfluss auf das Geschehen hatte die erneute Anpassung des Spielsystems nicht. Die Heimmannschaft blieb die bessere Elf, wenn auch sie bei den eisigen Temperaturen nicht warm wurde. Als bei Servette dann auch Kutesa verletzt vom Platz musste, hatte man die Partie innerlich schon fast abgehakt. Doch plötzlich lief es. Magnin erobert sich die Kugel im Mittelfeld zurück. Das Eigengewächs passt zu Ouattara. Der spielt Stevanovic mustergültig in den Lauf an. Unsere Nummer 9 zeigte sich abgezockt und schloss direkt ab. GC-Torwart Hammel konnte nicht mehr reagieren und musste sich geschlagen geben. 1:1 - aus dem Nichts heraus. Und die Grenats legten gleich nach. Tsunemoto schlägt einen Freistoss in den gegnerischen Sechzehner. Rouiller verlängert mit dem Hinterkopf und markiert, via Lattenunterkante, das 1:2! Was für eine verrückte Wendung! Da bringen die Servettiens keinen Fuss vor den anderen und plötzlich stellen sie das Geschehen auf den Kopf!
Die Grasshoppers, zuletzt seit neun Partien ungeschlagen, können in der Schlussphase nicht mehr reagieren. Der SFC nimmt die drei Punkte mit!
Mit dem Triumph im Letzigrund rücken die Grenats wieder an die Tabellenspitze heran. Leader Lugano hat nur noch drei Punkte Vorsprung. Am kommenden Sonntag kommt mit dem FC Winterthur eine Pflichtaufgabe nach Genf. Dort muss es für die Häberli-Truppe auch ohne Glück funktionieren. Gegen den Tabellenletzten wird Timothé Cognat ins Team zurückkehren. Mit Sicherheit fehlen wird Enzo Crivelli. Der Stürmer sah seine vierte gelbe Karte und wird die Partie auf der Tribüne mitverfolgen.
Grasshopper Club Zürich – Servette FC 1:2 (1:0)
Stadion Letzigrund : 3'653 Zuschauer
Schiedsrichter : Luca Piccolo ; Devi Dettamanti, Ilco Jancevski
VAR : Mirel Turkes ; Michèle Schmölzer
Tore : 28' Ndenge (Foulpenalty) (1:0), 76' Stevanovic (1:1), 79' Rouiller (1:2)
Servette FC : Mall ; Tsunemoto, Adams, Rouiller, Mazikou ; Nonge, Ondoua (46' Magnin) ; Stevanovic, Antunes (16' Crivelli), Kutesa (55' Guillemenot) ; Ndoye (46' Ouattara)
Grasshopper Club Zürich : Hammel ; Schmitz, Paskotski, Seko, Persson ; Irankunda (80' Verón Lupi), Abrashi (89' Schürpf), Ndenge, Maurin (80' Bojang( ; Meyer (89' Kittel), Muci (80' Turhan)
Verwarnungen : 27' Mall, 39' Irankunda, 6' Ndenge, 64' Crivelli, 74' Magnin
Bemerkungen : Servette ohne Cognat (Gesperrt), Douline, Frick, Severin, von Moos (Verletzt), Aubert, Diallo, Dias, Fankhauser, Salihi (Nicht im Aufgebot) ; GC ohne Choinière, Lasme, Lee, Morandi (Verletzt), Bettkober, Decarli, de Carvalho, Glaus, Kabashi, Seji, Stroscio, Williamson (Nicht im Aufgebot), 12' Lattenschuss von Irankunda

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