Karim Benzema, Sadio Mané oder Cristiano Ronaldo – die Akteure, welche in Saudi-Arabien Fussball spielen, tragen grosse Namen. Seit knapp zwei Jahren boomen die Transfers in den Wüstenstaat. Einer, der den Aufschwung auf der arabischen Halbinsel hautnah miterlebt hatte, ist Ex-Servettien Karim Abdoul Yoda.
Von seinem Werdegang mit mehreren exotischen Destinationen hätte "klein Yoda" wohl kaum geträumt, als er im Alter von zwölf Jahren zum Servette FC stiess. Geboren in Annemasse, mit Wurzeln in Burkina Faso und der Elfenbeinküste, deutete Yoda schon früh sein Talent an. Mit seiner schlacksigen Art und mit technisch feiner Klinge dribbelte er sich in die 1. Mannschaft, wo er am 01.04.2007 beim Heimspiel gegen den FC Chiasso sein Debüt gab. Für den Servette FC war es die erste Saison nach dem Aufstieg in die Challenge League. Für Yoda der ideale Zeitpunkt, um auf sich aufmerksam zu machen. Denn die klammen Grenats waren gezwungen, auf den eigenen Nachwuchs zu setzen. Zwar spülte Julian Esteban einen Millionenbetrag in die Vereinskasse, für einen nachhaltigen Wachstum brauchte es jedoch mehr als Geldscheine.
Erste Jahre als Nachwuchshoffnung
Während es im Frühling 2007 nur zu einigen Teileinsätzen im Fanionteam gereicht hatte, sollte der Franzose schon in der Folgesaison eine Teamstütze im Offensivspiel der Genfer werden. Die ganze Vorrunde der Spielzeit 2007/2008 regelmässig als Joker eingesetzt, konnte Yoda Trainer Jean-Michel Aeby von seinen Qualitäten überzeugen. Schon in der Rückrunde zählte der Filigrantechniker zum fixen Stammpersonal, welches der Übungsleiter auf den Platz beorderte. Zum Saisonende standen 25 Einsätze und 4 Tore zu Buche.
Auch in der Folgesaison setzte Aeby auf das Eigengewächs. Leider gaben ihm die Resultate nicht recht. Die Vereinsführung reagierte und installierte Gérard Castella als neuen Kopf der 1. Mannschaft. Der Trainerwechsel wurde von Verletzungsproblemen begleitet. Yoda verlor seinen Stammplatz. Zu allem Überfluss knallte es im März erneut und auch Castella musste seinen Platz räumen. Mit William Niederhauser, dem damaligen Nachwuchschef, übernahm ein Mann, der Disziplin und Engagement verlangte. Denn der SFC stand mitten im Abstiegskampf. Mit seiner Ballverliebtheit und der "Nonchalance" beeindruckte Yoda zwar junge Zuschauer, seinen Trainer allerdings überhaupt nicht. Auch als Fan verzweifelte man ab und zu an seiner Eigenwilligkeit. Schnell wurde die Nachwuchshoffnung zum Joker degradiert.
Umzug ins Wallis
Nachdem Servette den Kopf aus der Schlinge zog und sich in Challenge League halten konnte, beteuerten die Verantwortlichen, mit Niederhauser weitermachen zu wollen. Dies sorgte nicht bei allen jungen Servettiens für Jubelstürme. Eine Situation, die man am anderen Ende des Genfersees gerne zur Kenntnis nahm. Christian Constantin startete Abwerbungsversuche und war gleich doppelt erfolgreich. Zum einen verpflichtete er Karim Yoda für fünf Jahre, zum anderen konnte er auch Anthony Sauthier in den Tourbillon locken.
Zum grossen Erstaunen vieler, stand Yoda gleich zu Saisonbeginn gegen GC in der Startfelf. Didier Tholot schien den Dribbelkünstler als belebendes Element in seinem Angriffsspiel zu sehen. Der Sprung in die Super League war dann aber doch eine Nummer zu gross. Yoda wurde bis zur Winterpause in die U21 der Sittener zurückgestuft. Eine Massnahme, die dem oft zu eigensinnigen Jungspund guttat. Denn in der Rückrunde war Yoda wieder regelmässig auf den Plätzen der Super League zu sehen. Bis zum Saisonende folgte ein Tor gegen den FC Aarau sowie drei Assists. Auch in der Saison 2010/2011 behauptete sich Yoda in einem turbulenten Umfeld. Hätte er sich im Mai keine Adduktorenverletzung zugezogen, wäre er wahrscheinlich auch im Cup-Final auf dem Platz gestanden, den Sion gegen Neuchâtel Xamax heimschaukelte.
Der Körper spielt verrückt
Beim FC Sion schien der offensive Mittelfeldspieler angekommen zu sein. Doch in der dritten Saison ging es plötzlich bergab. Die im Frühling zugezogene Adduktorenverletzung verhinderte Ernstkämpfe zu Saisonbeginn. Nach einem Comeback im Herbst und einigen Einsätzen vor der Winterpause, haderte Yoda anfangs 2012 mit Krankheitssorgen. Das Pfeiffersche Drüsenfieber hatte ihn erwischt und für mehrere Wochen flachgelegt. Zwar gewährte ihm Coach Vladimir Petkovic nochmals zwei Teileinsätze zum Saisonende, so richtig angekommen war der Kreativkopf dabei nicht.
Die Saison 2012/2013 entpuppte sich als dunkelstes Kapitel in Yodas Karriere. Erst zog er sich einen Armbruch zu, dann kehrte das Pfeiffersche Drüsenfieber zurück. Bis Mitte April wartete der Rechtsaussen auf bessere Zeiten. Dann meldete er sich mit einem Tor gegen die Grasshoppers im hiesigen Spitzenfussball zurück. Es war ein kurzer Aufschwung. Denn Meinungsverschiedenheiten mit Trainer Decastel beförderten den einstigen Servette-Junior aufs Abstellgleis.
Vom abgestempelten Super-League-Kicker in die Primera División
Wie schon einige Jahre zuvor, sah sich der mittlerweile 24-jährige mit einem Trainer konfrontiert, der nicht auf ihn zu setzen schien. Es musste eine Lösung her – auch wenn sie unkonventionell erscheint. Der FC Astra Giurgiu übernahm den Franzosen aus der Schweiz. Kaum einer hätte gedacht, dass der Wechsel nach Rumänien zum grossen Sprungbrett für Yoda werden würde. Astra erlebte den grossen Aufschwung im rumänischen Fussball. In der Meisterschaft schloss man die Saison hinter Rekordmeister Steaua Bukarest auf dem zweiten Platz ab. Mit Yoda, der das ganze Jahr hindurch als wichtige Teamstütze galt, zog man auch ins Pokalfinale ein. In diesem konnte man den Meister ärgern und gar bezwingen. Im Elfmeterschiessen gewann der Aussenseiter (Yoda wurde in der 106. Minute ausgewechselt) und holte die Cupa României in die Walachei. Ein Achtungserfolg, der Interesse weckte.
In Giurgiu flatterte alsbald ein Angebot vom Getafe CF aus der obersten spanischen Liga rein. Für Rund 850'000 Euro wechselte Yoda die Farben und heuerte beim Vorortklub aus Madrid an. Auch auf einem erneut höheren Niveau schien sich der Ex-Servettien sofort behaupten zu können. Als Stammkraft schnürte, der zum Flügelspieler umfunktionierte, Franzose einen Last-Minute-Doppelpack gegen Real Sociedad, punktete gegen Lionel Messis FC Barcelona und stand Cristiano Ronaldo und Real Madrid gegenüber. Ein Bubentraum ging in Erfüllung.
Erneut vom eigenen Körper aussgebremst
Der Junge aus Annemasse war drauf und dran, sich einen Namen in Spanien zu machen, da bremsten ihn eine Knöchelverletzung und ein Patellasehnenriss erneut aus. Erst im Frühjahr 2016 durfte Yoda wieder regelmässig das tun, was er am liebsten machte – kicken! Wieder sammelte er Erfahrungen, die sein fussballerisches Schaffen prägen werden. Dennoch blieb die Verletzungshexe ein steter Begleiter in seiner Karriere. Bei Getafe schien er im Herbst aus der Mannschaft zu fallen. Eine Leihe zur UD Almería sollte ihn zurück in die Spur befördern. Es kam aber nur noch schlimmer – Kreuzbandriss! Es war gleichzeitig das Ende seiner Chance bei Almería sowie das Ende seiner Zeit bei Getafe. Yoda wurde, mit Kaufoption, in die Segunda División an den CF Reus Deportiu verliehen.
Turbulenzen in Spanien
In Katalonien schien der Mittelfeldakteur überzeugen zu können. Reus zog die Kaufoption, schlitterte aber noch im selben Sommer in bürokratische Querelen. Die Konsequenz war eine besonders bittere. Yoda erhielt keine Spielberechtigung und durfte den Verein erst in der darauffolgenden Winterpause verlassen. Es folgte ein kurzes Intermezzo beim FK Karpaty Lwiw in der Ukraine, ehe im Sommer eine Rückkehr auf die iberische Halbinsel folgte. Racing Santander sicherte sich den wendigen Flügelläufer. Mit acht Treffern und vier Vorlagen bedankte er sich für das Vertrauen. Doch nach nur einem halben Jahr schien das Abenteuer in Kantabrien bereits wieder Geschichte zu sein.
Odyssee führte ihn in die Wüste
Die häufigen Vereinswechsel schienen das Fernweh geweckt zu haben. Als dann ein finanziell mehr als lukrativer Vertrag aus Saudi-Arabien lockte, packte Yoda seine Koffer und stieg in den Flieger. Vergessen war "Fussballmekka Spanien". Beim Al-Hazem SC entdeckte, der mittlerweile als Routinier geltende, Offensivspieler die Saudi Pro League. Es war eine Zwischenstation vor seinem ligainternen Wechsel zum Al-Wehda FC. Für den Muslim ein spezieller Arbeitsort, denn dieser Klub stammt aus Mekka. Über seine beiden Klubs verteilt lief Yoda in 38 Partien in der Pro League auf. Vier Tore und drei Assists sind keine wahnsinnigen Werte, aber auch nicht allzu schlecht. Besser sieht es bei seinem jetzigen Arbeitgeber aus. Als im Sommer 2023 die Transferoffensive auf europäische Stars startete, mussten die Klubs aus der Pro League Kaderplätze freischaufeln. In der folge verliess Yoda Mekka in Richtung Hofuf. Dort unterschrieb er beim Al-Adalah FC in der Saudi First Division (2. Liga). Im Spätherbst seiner Karriere verzückte der 35-jährige die arabischen Fans. Mit elf Toren und vier Vorlagen empfahl er sich für einen neuen Vertrag.
Falls Yoda kein Angebot unterbreitet wird, ist er ab kommender Woche vertragslos. Folgt dann ein weiteres Abenteuer oder der Ruhestand? Man weiss es nicht, den so unscheinbar wie sein Werdegang war, so unscheinbar könnte seine Karriere auch zu Ende gehen.
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