Dämliche Aussetzer sorgen für Niederlage in Yverdon

12.02.2024 19:37:06 | Peter

Zwischen Hühnerhaufen und Hühnermist

 

Die Serie der Ungeschlagenheit ist gerissen. Der Servette FC kassiert auswärts beim Yverdon Sport FC zum ersten Mal seit September eine Niederlage auf schweizerischem Boden. Die Niederlage schmerzt, weil man Boden auf YB hätte gutmachen können. Doch was noch viel mehr schmerzt ist die Art der Niederlage.

Wie im Vorfeld bereits berichtet, musste René Weiler in der Abwehr Steve Rouiller ersetzen. Der Trainer entschied sich, doch etwas überraschend, für Théo Magnin. Dieser machte, trotz ungewohnter Position, einen ordentlichen Job. In einem Spiel, das etwas Cup-Charakter hatte und witterungsmässig auch im April hätte stattfinden können, kamen die Gastgeber zur ersten nennenswerten Aktion. Le Pogam wird von Aké auf der linken Seite bedient. Der aufgerückte Aussenverteidiger bringt die Kugel scharf vors Servette Tor. Dort kommen Carlos und Olesen je einen Schritt zu spät. Nur wenige Zeigerumdrehungen später "tanzt" Aké mit Severin. Der Angreifer geht in den Abschluss, sieht seinen Schuss aber von Mall geblockt. YS verpasst den Traumstart und auf der anderen Platzseite kommen die Gäste aus Genf zu ihrer ersten guten Möglichkeit. Nach einem Eckball kommt Tsunemoto frei zum Schuss. Bernardoni hielt mirakulös.
Knappe fünf Minuten später krallte sich Cognat im Mittelfeld die Kugel. Der Franzose sieht die Lücke und passt auf den Flügel zu Bolla. Der Ungar leitet sofort weiter in den Lauf von Antunes. Dieser zeigt sich abgezockt und verwandelt kaltblütig zum 0:1.
Kaltblütig blieben die Servettiens nicht lange. "Heissblütig" beschreibt das Temperament von Enzo Crivelli, "verachtenswert" die darauffolgende Szene. Völlig unnötig schlägt Crivelli Gegenspieler Gunnarsson den Ellbogen ins Gesicht. Der VAR meldete sich bei Schiedsrichter von Mandach, welcher den Stürmer folgerichtig unter die Dusche schickte. Ein Bärendienst, den Crivelli seinen Teamkameraden geleistet hat.
Und als wäre dies nicht schon schlimm genug, kam Yverdon im Gegenzug zum Ausgleichstreffer. Ondoua konnte einen Tasar-Freistoss nur nach hinten klären. Dort kam Carlos zum Kopfballversuch und der landete im Netz! Wie eine Bogenlampe flog das Leder über Mall hinweg, der in dieser Szene nicht gut aussieht.
Überraschenderweise flachte das Spiel nach dem 1:1 deutlich ab. Die beiden Mannschaften nahmen das Unentschieden mit in die Pause.
Wie schon im ersten Durchgang machten die Hausherren auch in Halbzeit zwei von Beginn weg Druck. Der eingewechselte Lungoyi stolperte sich in den Strafraum und versuchte sich aus spitzem Winkel. In der Torhüterecke liess sich Mall jedoch nicht düpieren. Der Goalie klärt ins Toraus.
Wesentlich brenzliger wurde es in Spielminute 56. Dann hatte Le Pogam auf Links ein Herrenleben. Freistehend kann der Ex-Servettien zur Mitte flanken, wo mit Sauthier eine Servette-Legende in die Luft stieg und zum 2:1 einnickte. Der Torschütze entschuldigte sich beim Anhang der Gäste. Das Tor zählte logischerweise trotzdem.
Beim SFC schien sich mit fortschreitender Spieldauer Panik breit zu machen. Weiler wechselte alle seine Offensivkräfte ein. Diese stellten sich gegen tief stehende Waadtländer aber oft zu kompliziert an, oder wollten mit dem Kopf durch die Wand. Ein Stevanovic-Versuch nach 75 Minuten hätte es zum Beispiel an anderen Spieltagen nicht in den Matchbericht geschafft. In diesem Romand-Duell war es aber lange die beste Chance der Gäste. Kurz vor dem Ende der ordentlichen Spielzeit brachte Bolla den Ball nochmals in die Gefahrenzone. Kutesa löste sich mit einer Drehung von Bewacher Cespedes. Mit einem satten Linksschuss suchte der Servettien den Ausgleich. Gefunden hat er ihn aber nicht.
So ging es in eine ruppige Nachspielzeit. Torszenen gab es keine, dafür durfte man sich nochmals so richtig die Haare raufen. Nach einem Techtelmechtel mit Carlos zeigte von Mandach Severin die gelbe Karte. In der Hitze des Gefechts lässt sich dieser zu einem Applaus hinreissen, was ihm eine zweite Verwarnung und einen Platzverweis beschert. Eine, aufgrund des ausgedünnten Personalbestands in der Innenverteidigung, dämliche Aktion. Sie passte aber zum Gezeigten.

Mit einem Kraftakt holte sich Yverdon die drei Punkte gegen Servette. Diese müssen nun schnell wieder in die Bahn finden, um am Donnerstag gegen Ludogorez eine Bestleistung abrufen zu können. In der Meisterschaft geht es am Sonntag weiter. Dann empfängt man im Stade de Genève den FC Lugano.

Yverdon Sport FC – Servette FC 2:1 (1:1)

Stade Municipal :
3'600 Zuschauer
Schiedsrichter : Johannes von Mandach ; Susanne Küng, Nicolas Müller
VAR : Sandro Schärer ; Marijan Drmic
Tore : 20' Antunes (0:1), 29' Carlos (1:1), 56' Sauthier (2:1)

Servette FC : Mall ; Tsunemoto, Magnin (72' Guillemenot), Severin, Mazikou ; Bolla, Cognat (84' Ouattara), Ondoua (72' Stevanovic), Kutesa ; Antunes (90+1 Diba) ; Crivelli

Yverdon Sport FC : Bernardoni ; Sauthier, Gunnarsson, Tijani, Le Pogam ; Olesen (46' Lungoyi (62' Corness)), Cespedes, Liziero (84' Rodrigues) ; Tasar, Carlos, Aké (78' Vidakovic)

Verwarnungen : 45'+1 Kutesa, 58' Lungoyi, 67' Ondoua, 67' Aké, 72' Cespedes, 86' Le Pogam, 90'+3 Severin
Gelb-Rot : 90'+4 Severin
Rot : 27' Crivelli

Bemerkungen : Servette ohne Douline, Rouiller (Verletzt), Behrami, Besson, Dias, Kaloga, Ndema, Onguéné, Rekik, Rodelin, Salihi, Sestito (Nicht im Aufgebot), N'Diaye, Nishimura (Noch nicht qualifiziert) ; Yverdon ohne Del Fabro, Mahious (Gesperrt), Grødem, Kury, Malula, Silva (Verletzt), Cotter, Fargues, Gouet, Jaquenoud, Klepač, Mazzeo, Rodriguez (Nicht im Aufgebot)