Berichte aus den "Freiburger Nachrichten"

04.05.2006 00:00:00 | maroons
Düdingen Kraft nur für eine Halbzeit

 
Fussball 1. Liga - Kanter-Niederlage gegen Servette

 
Eine Halbzeit lang konnte der SC Düdingen vor 550 Zuschauern gestern Abend dem grossen Favoriten aus Genf die Stange halten. Nach dem Tee und einem Ausschluss von Simic schlug es dann praktisch im Minutentakt bei Goalie Spicher ein. Am Schluss kanterte der Aufstiegsfavorit Servette den Aufsteiger brutal mit 6:0 nieder.
 

 
Viel Prominenz und zahlreiche Schaulustige aus dem ganzen Kanton Freiburg trafen sich auf dem Leimacker für dieses Nachtragsspiel der 1. Liga. Ex-YB-Star Bernt Theunissen, FCB-Pressechef Josef Zindel, Portalban-Chef Rocky Rojevic, dazu ein paar bekannte Trainer aus den unteren Ligen - alle wollten an diesem Frühlingsabend den Auftritt des Aufstiegsfavoriten gegen den SC Düdingen aus nächster Nähe miterleben. Und zumindest in den ersten 45 Minuten sahen sie ein erstaunlich ausgeglichenes Spiel, mit einem einzigen Tor für Servette. Dem Führungstreffer von Pizzinat ging allerdings ein Foulspiel voraus, das der Walliser Schiri leider übersah.
 
Im zweiten Umgang sorgte dann der Gast für klare Verhältnisse. Der Ausschluss von Simic nach einer zweiten gelben Karte und die nachlassenden Kräfte im Waeber-Team trugen neben der klar besseren Substanz der Genfer das Ihre dazu, dass es am Schluss für die Freiburger eine brutale 6:0-Schlappe absetzte. Dazu kam noch, dass Servette natürlich die viel bessere Auswechselbank hatte und in der letzten halben Stunde drei neue und motivierte Spieler aufs Feld schicken konnte. Anders der Heimklub, dem im Moment aus verschiedenen Gründen ein halbes Dutzend Kaderspieler fehlen.
Mit einer aggressiven Deckungsarbeit hinderte Düdingen fast eine Stunde lang den Gast am Entfalten seines riesigen spielerischen Potenzials. Zu eigenen Torchancen reichte es lediglich in der Startphase, als Schneuwly einen Flachschuss am Tor vorbeizischen sah. Die gefährlicheren Szenen spielten sich allerdings schon in den ersten 45 Minuten vor dem Tor von Hüter Reto Spicher ab, der trotz dem halben Dutzend Gegentore seine Sache gut machte. Nach dem Tee sorgte dann Servette plötzlich für viel mehr Druck, und spätestens dann, als Goalgetter Esteban nach einer knappen Stunde das 0:3 gelang, war der Widerstand beim Aufsteiger gebrochen. Die letzte halbe Stunde war dann ein einziges Schaulaufen der Genfer, die in regelmässigen Abständen ohne gross zu forcieren das Skore noch mächtig nach oben schraubten.
 
Ungleiche Spiesse
 
Ein Blick auf die beiden Aufstellungen zeigte allerdings schon vor dem Kickoff, dass sich hier zwei Teams mit ungleichen Spiessen gegenüberstanden. Servette arbeitet im Moment inklusive «Centre de formation» mit fünf Millionen Franken; davon kann der Birchhölzli-Club nur träumen. Auch ohne den gesperrten Ex-FCB-Spieler Cravero und den besten Torschützen, Besseyre, konnte Trainer Jean-Michel Aeby noch ein halbes Dutzend Ex-Nationalliga-Stars aufs Feld bringen. Nur verständlich, dass diese routinierten Leute gegen Ende des Spiels praktisch jeden Fehler ihrer zum Teil unerfahrenen Gegenspieler zu Toren ausnützten.
 

 
Trainer mit Plaffeier Wurzeln: Der Vater von Servette-Trainer Jean-Michel Aeby zügelte vor Jahren von Plaffeien nach Genf.
 


 
Düdingen - Servette 0:6 (0:1)
 
Leimacker: 550 Zuschauer. SR: Jörg Kalbermatten.
Tore: 38. Pizzinat 0:1; 52. Chedly 0:2; 58. Esteban 0:3; 77. Wissam 0:4; 85. Chedly 0:5; 90. Esteban 0:6.
SC Düdingen: R. Spicher; Vogelsang, D. Spicher, Simic, Henchoz (65. Lavorato); Zbinden, Giroud, Stulz (82. Aebischer), Krähenbühl; Brügger (76. Bertschy), Schneuwly.
Servette FC: Boully; Barea, Kusunga (58. Ratta), Girod, Bratic; Pont, Londono, Pizzinat (63. Hochstrasser), Treand (76. Wissam); Chedly, Esteban.
Bemerkungen: Düdingen ohne Wohlhauser (verletzt), Fasel (Militär), Bartels, Rhudani (beide Schule). - Servette ohne Cravero (gesperrt), Besseyre, Noriega (beide verletzt). - Verwarnungen: Londono (19.), Simic (38.), D. Spicher (55.), Hochstrasser (79.). - Ausschluss: Simic (58. Gelb-Rot).
 
Waeber: «Keine Schande»
 
Jean-Claude Waeber (Trainer SCD): «Mit der ersten Halbzeit meiner Mannschaft bin ich zufrieden, dann verloren wir etwas den Faden. Aber gegen eine solche Klassemannschaft wie Servette zu verlieren ist keine Schande. Ich denke, dass meine Spieler am Schluss nicht mehr die Kraft und die Motivation hatten, wie am Anfang weiterzukämpfen. Aber die Punkte zum Ligaerhalt müssen wir nicht gegen solche Mannschaften holen, sondern vielleicht am Freitag in Martigny. Für die Zuschauer war es auch so sicher ein spektakuläres Spiel mit vielen schönen Toren.»

Edi Barea (Servette-Verteidiger): «In der ersten Halbzeit trafen wir auf ein sehr aufsässiges Düdingen, das uns das Leben schwer machte. Nach der Pause konnten wir mehr Pressing machen, und mit dem Flachspiel kamen wir dann zu mehr Chancen. Was für uns zählt, sind die drei Punkte; diese sind wichtig im Kampf um Platz eins. Dieser und der Aufstieg sind nämlich unser erklärtes Saisonziel.»  mi              /bö