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EL-Kracher unter den Augen von Martin Petrov und Alain Geiger

30.11.2023 15:07:53

Servette empfängt Rom, aber auch Martin Petrov und Alain Geiger

 

Der bulgarische Angreifer und der Trainer, der dem Verein wieder auf die Beine geholfen hat, werden heute Abend vor der Partie gegen die AS Roma offiziell willkommen geheissen.

Vielleicht ist es doch ein Zeichen. Servette ist kerngesund, seit zwei Monaten das beste Team der Super League, wom man zuletzt mit sieben Siegen in Folge eine makellose Bilanz verzeichnen konnte. Servette bereitet sich am Donnerstagabend auf ein Prestigespiel in der Europa League gegen die Roma von José Mourinho vor. Dies im ausverkauften Stade de Genève. Bei Servette sieht man das Leben momentan in rosa Farben.

Doch Servette vergisst auch seine Vergangenheit nicht. Weder die ferne, noch die jüngere. Vor dem Anpfiff werden Martin Petrov und Alain Geiger geehrt. Das ist vielleicht nicht unbedeutend.
Martin Petrov ist ein bulgarischer Stürmer. Ein brillianter Linksfuss, der im Januar 1999 im Alter von 20 Jahren nach Genf kam. Sechs Monate später feierte er mit Servette am 2. Juni 1999 den Meistertitel, nachdem man Lausanne auf der Pontaise mit 5:2 überrollt hatte.
Servette war Petrovs erster Verein im Ausland. Er blieb bis 2001 und geörte auch zum Team, das am 10. Juni den Schweizer Cup gegen Yverdon (3:0) gewinnen konnte. Petrov lief in seiner späteren Laufbahn auch für Wolfsburg, Atlético Madrid, Manchester City, Bolton und Espanyol Barcelona auf. Kurz vor dem Karriereende kehrte er zm ZSKA Sofia zurück. In Genf bleibt er als einer der Spieler in Erinnerung, welche bei den letzten beiden Titeln dabei waren: Meisterschaft 1999, Cup 2001.

Nun ist wieder eine Zeit angebrochen, in der die Grenats grosse Ambitionen haben. Der Besuch von Petrov ist vielleicht mehr als nur ein Zeichen zu seiner Freundschaft mit Lionel Pizzinat, dem heutigen Teammanager. Zusammen haben sie die obigen, magischen Momente mit Servette erleben dürfen.

Petrov hat Servette übrigens nicht vergessen. Wir konnten mit ihm sprechen. Er erzählt, warum er hier ist und welche Erinnerungen er an seine Zeit in Grenat hat: "Ich habe die Resultate von Servette immer verfolgt", erklärt er. "Servette war mein erster Verein, als ich Bulgarien verliess. Deshalb habe ich noch immer eine Bindung zum Verein. Es hat mir wehgetan, zu sehen, was man in den 2000er Jahren alles durchmachen musste. Umso schöner ist es zu sehen, dass die Mannschaft heute wieder an der Spitze mitmischt. Ich hatte schon lange vor, wieder einmal nach Genf zu reisen. Alleine schon um das Stade de Genève zu entdecken, das es zu meiner Zeit hier noch nicht gab. Ebenfalls wollte ich meinen Freund Lionel treffen, mit dem ich über all die Jahre immer in Kontakt geblieben bin. Ich freue mich darauf, mit meiner Frau bei diesem Spiel gegen die Roma dabei zu sein."

Erinnerungen an den Titel

Die Erinnerungen überschlagen sich. Der Titelgewinn am 2. Juni 1999: "Wow!", ruft Petrov aus. "Wie soll ich sagen? Es war verrückt, magisch. Ich war im Januar angekommen. Aber ich musste bis zu diesem Spiel warten, um meine ersten beiden Tore für Servette zu erzielen." Es war wohl der richtige Zeitpunkt.
Was macht Petrov heute? "Ich geniesse das Leben", lacht er. "Ich lebe in Madrid, alles ist gut. Vielleicht komme ich eines Tages zurück, um mit Lionel bei Servette zu arbeiten, wer weiss?"

Geht es zum bulgarischen Verband?

Es sei denn, er wird nicht bald zu anderen Aufgaben beim bulgarischen Fußballverband berufen. Die Qualifikation für die EM 2024 war ein Debakel (letzter Platz in der Gruppe G). Präsident Borislav Mihaylov wurde zum Rücktritt gezwungen, nachdem es zu Demonstrationen gegen ihn und den von verschiedenen Manipulations- und Korruptionsaffären geplagten Verband gekommen war.
Sein Nachfolger könnte Dimitar Berbatov heissen. Er fordert schon seit einiger Zeit den Rücktritt von Mihaylov. Martin und Stilian Petrov, beide nur Namensvetter, unterstützen Berbatov. Alle drei sind bekannte ehemalige bulgarische Nationalspieler. Petrov erklärt: "Berbatov und wir führen schon seit Jahren einen Krieg gegen die Leute, die an der Macht sind. Wir kämpfen dafür, dass Dimitar für die Wahl zum Verbandspräsident nominiert wird. Stilian und ich stehen voll hinter ihm und unterstützen ihn, wenn es nötig ist."

Martin Petrov ist zurück in Genf. Vor dem Anpfiff werden ihn die Fans begrüssen. Er repräsentiert ein Servette, das Titel gewann. Vielleicht hallt ja ein Echo auf die Grenats von heute, die wieder berechtigt grosse Ambitionen haben können.

Stehende Ovationen für Alain Geiger

Die Zuschauer werden auch Alain Geiger begrüssen dürfen. Er wird, nebst Petrov, ebenfalls im Stadion sein. Geiger muss nicht mehr vorgestellt werden. Noch immer steckt er als Trainer in den Köpfen der Servette-Fans. Aber man erinnert sich auch an seine Zeit als Spieler, in welcher er 1985 Meistertitel erringen konnte. Schon 1984 brachte Geiger den Cup nach Genf.
Mit ihm startete der Aufstieg, ehe man sich schliesslich für die europäische Bühne qualifizieren konnte. Dass die Grenats heute in der Europa League stehen und bereit sind, die Roma herauszufordern, verdanken sie zu einem guten Teil Alain Geiger. Der Walliser hievte Servette in der letzten Saison auf den zweiten Tabellenplatz. Ohne Fehl und Tadel endete sein Abenteuer nach fünf Jahren, weil die Führung neue Impulse setzen wollte. Alain Geiger ging unscheinbar durch die Hintertür und hinterliess René Weiler ein reichhaltiges Erbe. Geiger hat eine Standing Ovation unendlich verdient.

Petrov und Geiger als Glücksbringer, ein volles Stade de Genève, und die Herausforderung namens "Roma": Servette vergisst nicht, woher es kommt - dies um zu wissen, wohin es gehen will.


Quelle: (tdg.ch / 30.11.2023 13:32 Uhr / Daniel Visentini)