Ausverkauftes Stadion birgt neue Risiken
Die Ruhe vor dem (Platz)sturm?
Am Mittwochmittag stellte der Servette FC nochmals einige Tickets für das Rückspiel gegen die Glasgow Rangers online. Innert kürzester Zeit fanden auch diese ihre Abnehmer. Beim Verein freut man sich auf ein volles Stadion, hat aber auch Respekt vor den Zuschauermassen.
"Es läuft die vierte Minute der Nachspielzeit. Nach dieser Szene dürfte der Unparteiische abpfeifen. Timothé Cognat legt sich die Kugel für einen Eckball zurecht. Der Franzose zieht seine Flanke auf den zweiten Pfosten. Dort lauert der wieder genesene Stevanovic und nickt zum 2:0 ein! WAHNSINN!! Die Grenats schalten die Rangers aus! Die Anhängerschaft stürmt das Spielfeld und feiert ihre Helden!" - Sportlich wäre es die Traumvorstellung der Servette-Verantwortlichen. Sicherheitstechnisch wäre es eine Katastrophe. Nebst finanziellen Konsequenzen für den Verein, könnte ein Platzsturm weitereichende Folgen haben. Die SG Eintracht Frankfurt wurde für selbiges Vergehen seiner Fans 2022 zu einem Geisterspiel auf Bewährung verdonnert. Ein schwerwiegender Imageschaden könnte auch für das Stade de Genève entstehen, das als Austragungsort des Finals der UEFA Conference League 2026 gehandelt wird. Es wäre wohl das Todesurteil für die Kandidatur.
Bei den Plätzen, welche der Verein nachträglich für den Verkauf frei gab, handelt es sich um diejenigen direkt am Spielfeldrand. Im Ligabetrieb, oder auch gegen Genk, sind diese Plätze mit Werbebannern oder Netzen abgedeckt. Damit wird meistens verhindert, dass sich kleine Autogrammjäger nach den Spielen auf den Platz verirren. Primär sollen damit aber unkontrollierte Platzstürme ausgebremst werden. Denn entlang der Längsseite des Platzes trennen maximal hüfthohe Mauern die Spieler von den Fans. Bei den zu erwartenden Menschenmassen ist klar, dass ein Platzsturm nicht komplett verhindert werden kann, sofern sich dieser anbahnt. Die Banner und Netze, welche eine entschleunigende Wirkung auf die Zuschauerströme hätten, müssen durch vernünftige Fans kompensiert werden. An allererster Stelle muss stehen, dass das gegnerische Team und das Schiedsrichtergespann sicher in den Katakomben verschwinden kann und dass es zu keinen Auseinandersetzungen mit dem Anhang der Schotten kommt.
Sollten die Servettiens die Sensation schaffen und die Rangers ausschalten, heisst es also "Ruhe bewahren". Feiern auf den Tribünen ist erwünscht, auf dem Platz sollen sich aber nur Rouiller & co. in den Armen liegen. Wer zwingend Rasen unter seinen Füssen wünscht, dem sei vor dem Schlafengehen eine kleine Runde im Garten, oder dem Naherholungsgebiet seiner Wahl, empfohlen. Echte Fans schaden ihrem Verein nicht!