So langsam kommt der Sommer – und mit ihm die Grümpelturniere. Auf irgendwelchen Sportplätzen des Landes tragen "Hobby-Ronaldos" ihren liebevoll gepflegten Bierbauch über den Rasen, nur um dann von übermotivierten Karatekickern umgesäbelt zu werden. Gleichzeitig dröhnt "Radio Swisspop" aus irgendeinem Lautsprecher, während vom Grill her Bratwurstduft die Nüstern bezirzt.
Die Schweiz hat eine Grümpelturnierkultur, welche auch schon vom Fussballmagazin "Zwölf" genauer unter die Lupe genommen worden ist. Wer selbst mal an einem "Grümpi" teilgenommen hat, der weiss wie mühsam das Zusammentrommeln eines schlagkräftigen Teams sein kann. Erst sagt der Kollege wegen einer Hochzeit ab, dann verletzt sich der Bruder beim Heimwerken. Plötzlich werden also irgendwelche Cousins gesucht, welche doch beim FC Kestenholz in der ersten Mannschaft aktiv sind. Diese treffen dann auf irgendwelche reaktivierte Arbeitskollegen, der seit den B-Junioren beim FC Härkingen nicht mehr gegen einen Ball getreten haben.
Wir haben uns überlegt, wie so eine Grümpelturniermannschaft aussähe, wenn unsere Servettiens ihre alten Teamkameraden anrufen müssten. Welche Ikonen würden in der Gemeinschaftskabine ihre Schuhe schnüren und das Leder über den holprigen Rasen treiben?
Unser Vorgehen: Wir haben den aktuellen Kader aus der Saison 2022/2023 genommen. Jeder Spieler darf nur einen ehemaligen Weggefährten "mitnehmen", weil alleine Gaël Clichys Ex-Teamkameraden eine Top-Elf gebildet hätten.
Wichtig war auch, dass die Spieler noch aktiv als Profis tätig sein müssen. Ebenso mussten der heutige Servettien und sein Ex-Kollege in mindestens einer Partie gemeinsam auf dem Platz gestanden haben. Ob im Verein oder auf Nationalmannschaftsebene ist egal. Ebenso wissen wir nicht, ob die Spieler heute noch in Kontakt stehen. Als Aufstellung haben wir ein klassisches 4-4-2 mit Raute gewählt.
Wir konnten ein paar Kräfte zusammentrommeln, welche der Konkurrenz das Fürchten lehren wird:

Hier präsentieren wir euch unser "Grümpi-Team" im Detail:
Tor: Gregor Kobel – Borussia Dortmund (SFC-Kollege: Dereck Kutesa)
Als sichereren Rückhalt nehmen wir Gregor Kobel ins Team. Mit 25 Jahren ist er unumstrittener Stammtorwart von Borussia Dortmund. Dort hat es in der abgelaufenen Saison beinahe zum Meistertitel gereicht. Er gilt auf seiner Position als eines der grössten Talente weltweit. Ihm gehört nach der "Ära-Sommer" der Platz im Tor der Nati.
Auf Juniorenebene machte Kobel seine ersten internationalen Erfahrungen zusammen mit Dereck Kutesa. Der SFC-Wirbelwind spielte auf Nachwuchsstufe für die Schweiz, wechselte nun als Aktivspieler jedoch den Landesverband. Kutesas Ziel ist ein langfristiger Platz in der Nationalmannschaft Angolas.
Rechtsverteidiger: Benjamin Pavard – FC Bayern München (SFC-Kollege: Ronny Rodelin)
Hinten rechts setzen wir auf einen französischen Nationalspieler. Der Stern von Benjamin Pavard ging an der FIFA-Weltmeisterschaft 2018 so richtig auf. Der Rechtsverteidiger bot sich mit guten Leistungen für höhere Aufgaben an. Der FC Bayern München schnappte zu und lotste den Franzosen vom VfB Stuttgart in die Allianz Arena. Heute gehört der 27-jährige zur Stammelf der Bayern, mit welchen er unlängst den Meistertitel erringen konnte.
Vor seiner Zeit in Deutschland kickte Pavard bei seinem Stammklub, dem LOSC Lille. Dies tat er von 2014 bis 2016 an der Seite von Ronny Rodelin. Während Rodelin zu den gestandenen Ligue-1-Profis gehörte, waren es für Pavard die ersten Schritte im Spitzenfussball.
Recher Innenverteidiger: Manuel Akanji – Manchester City FC (SFC-Kollege: Kevin Mbabu)
Mit Manuel Akanji holen wir uns einen spielintelligenten Abwehrpatron ins Team, der immer für eine Überraschung gut ist. Denn wer hätte letzten Sommer gedacht, dass die Karriere Akanjis so einen Verlauf nehmen würde? Beim BVB ausgemustert, blühte er unter Pep Guardiola auf und avancierte zum Leistungsträger bei Manchester City. 48 Einsätze (1 Tor, 1 Assists) stehen für den Schweizer zu Buche. Darunter auch das Finale der UEFA Champions League. Es sind Werte, die Kevin Mbabu neidisch lassen werden. Der Aussenverteidiger lief des Öfteren an Akanjis Seite für die Nati auf. Auch in den Nachwuchsteams des SFV waren die beiden Teamkameraden.
Linker Innenverteidiger: Dayot Upamecano – FC Bayern München (SFC-Kollege: Timothé Cognat)
In der Abwehr brauchen wir einen schnellen, technisch versierten Innenverteidiger. Einen wie Dayot Upamecano. Im Jahr 2015 feierte Frankreich den Europameistertitel auf U17-Ebene. Gleich mit 4:1 fegten "les Bleus" die U17-Auswahl Deutschlands weg. Zwei wichtige Teamstützen in dieser Mannschaft waren Kapitän Timothé Cognat und Abwehrchef Dayot Upamecano. Während die beiden auch in späteren Nachwuchsauswahlen miteinander zu tun hatten, gingen ihre Wege auseinander. Cognat wechselte 2019 aus der Lyon-Akademie zu Servette. Upamecano war zu dieser Zeit bereits fest im Red Bull-Gebilde verankert. Vom FC Red Bull Salzburg wagte der Innenverteidiger 2017 den Sprung zu RB Leipzig. Im Sommer 2021 lockten die Bayern das Abwehrtalent an die Isar. Der Erfolg liess nicht lange auf sich warten. Es folgten zwei Meistertitel mit dem FCB, der Titel in der UEFA Nations League mit Frankreich und ein WM-Finale, das jedoch verloren ging. Cognat wartet auf Klubebene noch vergebens auf einen Titel.
Linksverteidiger: David Alaba – Real Madrid CF (SFC-Kollege: Moritz Bauer)
Leider konnte Moritz Bauer in seiner Zeit in Genf keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Nichtsdestotrotz blickt der Österreich-Schweizer auf eine gelungene Karriere zurück. Diese führte ihn bis in die Nationalelf der "Ösis". Dort traf Bauer unter anderem auf David Alaba, an dessen Seite er zwei Länderspiele machte. Alaba ist der ideale Linksverteidiger für unser Team, da er sich auch in die Offensive einschalten kann. Der Flügelläufer, zu Bauers Nationalmannschaftszeiten noch beim FC Bayern München unter Vertrag, hat sich mittlerweile auch bei Real Madrid einen Namen gemacht. Alaba gilt als Titelsammler. Zehn Meistertitel und sechs Pokalsiege feierte der 30-jährige bei Bayern. Dieselben Titel holte Alaba je einmal mit dem "weissen Ballett". Auf internationaler Stufe durfte der Österreicher drei Mal die Champions-League-Trophäe in die Luft strecken.
Rechter Flügel: Xavi Simons – PSV Eindhoven (SFC-Kollege: Hussayn Touati)
Auf dem rechten Flügel soll eines der grössten Talente Europas auflaufen. Der Niederländer Xavi Simons steht zurzeit noch beim PSV Eindhoven unter Vertrag. Der im April 20 Jahre alt gewordene Offensivspieler skorte 2022/2023 was das Zeug hielt (48 Spiele, 22 Tore, 12 Vorlagen). Diese Traumzahlen sollen ihm diesen Sommer einen Arbeitsvertrag bei einem Topverein einbringen. Vor Simons' Engagement in Eindhoven, machte der Lockenkopf zusammen mit Hussayn Touati die gegnerischen Abwehrreihen nervös. Beide Spieler entstammen der PSG-Nachwuchsabteilung. Während Simons zu sieben Einsätzen im Fanionteam der Pariser kam, schaffte es Touati nicht über die U19-Auswahl hinaus. Der Franko-Algerier durfte aber in einzelnen Trainingseinheiten mit Messi, Neymar & co. mittun.
Defensives zentrales Mittelfeld: Franck Kessié – FC Barcelona (SFC-Kollege: Chris Bedia)
Um dem Rest des Teams den Rücken freizuhalten, nominieren wir Franck Kessié fürs defensive Mittelfeld. Der Ivorer wechselte im letzten Sommer von der AC Mailand zum FC Barcelona. Seither räumt er das Zentrum der Katalanen auf. Kessié darf sich italienischer und spanischer Meister nennen. In den kommenden Jahren will er sich mit "Barça" auch die CL-Trophäe unter den Nagel reissen. Auf Nationalmannschaftsebene gehört der 26-jährige zu den Stammkräften der Elfenbeinküste. Schon auf Juniorenstufe trug Kessié das orange Trikot. Dies tat er gemeinsam mit Chris Bedia. Gemeinsam standen sie 2013 an der U17-Weltmeisterschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten im Einsatz. Ebenso liefen beide am U20-Afrika-Cup 2015 im Senegal auf. In der A-Nationalmannschaft kam es bislang zu keinem Wiedersehen der beiden. Dies könnte sich allerdings schon bald ändern. Bedia hat sich mit seinen zwölf Saisontoren auf den Notizzettel von Trainer Jean-Luis Gasset gespielt haben. Ein Aufgebot des ivorischen Verbands wäre keine Überraschung.
Offensives zentrales Mittelfeld: Kevin De Bruyne – Manchester City FC (SFC-Kollege: Gaël Clichy)
In seiner langen Karriere spielte Gaël Clichy mit so manchem Topstar zusammen. Für unser Team haben wir uns einen seiner Kollegen aus den letzten beiden Spielzeiten in England ausgesucht (2015-2017). Kevin De Bruyne gilt als absoluter Weltklassespieler. Der Belgier überzeugt seit Jahren mit Glanzleistungen auf Klub- und Nationalmannschaftsebene. Ihm ist es unter anderem zu verdanken, dass Manchester City seit 2018 fünf Mal den Premier-League-Titel feiern durfte. Mit dem Gewinn der UEFA Champions League setzte der 31-jährige seiner Karriere die Krone auf. Zusammen mit Clichy feierte De Bruyne 2016 den Triumph im League Cup.
Clichy blickt ebenfalls auf eine erfüllte Karriere zurück. 2003/2004 gehörte er zu der Arsenal-Mannschaft, die als "Invincibles" in die Geschichte ein ging. Die "Gunners" holten sich den Meistertitel ohne eine einzige Niederlage kassiert zu haben.
Linker Flügel: Julian Brandt – Borussia Dortmund (SFC-Kollege: Patrick Pflücke)
Hier setzen wir auf einen Mann, der auch Mal in die Mitte rücken könnte. Von Deutschlands U15 bis zur U17 standen Julian Brandt und Patrick Pflücke mehrmals miteinander auf dem Rasen. Danach trennten sich ihre Wege nicht nur in den DFB-Auswahlen. Pflücke machte seinen Weg durch die Regionalliga und die 3. Bundesliga. Er verbrachte unter anderem Zeit in den zweiten Mannschaften des 1. FSV Mainz 05 oder von Borussia Dortmund. Über den KFC Uerdingen 05 folgte der Transfer nach Holland. Bei der Roda JC erlebte er eine äusserst erfolgreiche Zeit und empfahl sich für den SFC.
Brandt schaffte auf Anhieb den Sprung in die 1. Bundesliga. Im Februar 2014 debütierte er für Bayer 04 Leverkusen. Nach 215 Partien für den "Pillenklub" nahm der deutsche Nationalspieler eine neue Herausforderung an und wechselte zu Borussia Dortmund. Dort gehört der 27-jährige zum Stammpersonal. Hätte ihn ein Muskelfaserriss im März nicht ausgebremst, hätte er dem BVB womöglich zum neunten Meistertitel verholfen.
Rechter Angreifer: Kingsley Coman – FC Bayern München (SFC-Kollege: Enzo Crivelli)
Im Sturm soll ein Mann den Gegner verunsichern, der trotz jungen Alters schon zahlreiche Erfolge feiern durfte. Kingsley Coman ist so etwas wie der Erfolgsgarant in jeder Mannschaft. Wo der Franzose hin wechselt, wird im darauffolgenden Sommer der Landestitel gefeiert. 8-Mal mit dem FC Bayern München, 2-Mal mit Juventus Turin und 2-Mal mit PSG durfte sich Coman Meister nennen – zum Teil gar in zwei Ländern in einer Saison. Hinzu kam der Champions-League-Titel 2020 mit Bayern. Der ursprünglich aus Guadeloupe stammende Flügelstürmer teilte im U21-Nationalteam die Kabine mit Enzo Crivelli. Während Coman Titel sammelte, sammelte Crivelli "Liebesbekundungen" bei seinen Gegenspielern. Ob in Frankreich, der Türkei oder jetzt in der Schweiz – gegen den "Kaktus" spielt niemand gerne.
Linker Angreifer: Kylian Mbappé – Paris Saint-Germain FC (SFC-Kollege: Ilyes Chaïbi)
Als zweiten Angreifer nominieren wir einen absoluten Megastar. Kylian Mbappé ist, zusammen mit Erling Haaland, der wahrscheinlich beste Offensivspieler der heutigen Zeit. Als 19-jähriger feierte er den Weltmeistertitel, als 23-jähriger scheiterte er in seinem zweiten WM-Finale an Argentinien. Auf Klubebene wird Mbappé diesen Sommer den nächsten Schritt wagen und Paris Saint-Germain verlassen. In Paris durfte er sechs Meistertitel bejubeln.
Die Karriere von Ilyes Chaïbi verlief etwas weniger spektakulär. Engagements auf Korsika, in Österreich und Algerien blieben mehr oder weniger erfolglos. Erst beim Thonon Évian Grand Genève FC ging sein Stern so langsam auf. In der abgelaufenen Spielzeit überzeugte er für Servettes U21 in der 1. Liga Classic und kam zu zwei Kurzeinsätzen im Fanionteam. Mbappé und Chaïbi blicken beide auf eine fussballerische Ausbildung bei der AS Monaco zurück. Obwohl Mbappé zwei Jahre jünger ist als der Servette-Stürmer kreuzten sich ihre Wege hin und wieder. So zum Beispiel auch in der UEFA Youth League 2014/2015, als man zu Hause Zenit St. Petersburg 1:3 unterlag. Auf Aktivebene bestritten die beiden 2016 eine Partie in der Coupe de France. Gegen den FC Evian Thonon Gaillard (damals noch mit altem Namen) kam Chaïbi nach 83 Minuten für Mbappé auf den Platz. In der Verlängerung entschieden die Monegassen das Cup-Duell für sich. Chaïbi gab den Assist zum siegsichernden 1:3-Endresultat.

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