Mit sehr viel Frust im Bauch reiste der genfer Anhang gestern von St. Gallen zurück in die Westschweiz. Auch die Spieler fühlten sich um einen Sieg betrogen. Vor dem Anpfiff gab aber etwas ganz anderes zu reden. Es war die Torhüterfrage, welche sich Alain Geiger stellen musste.: „Wer ersetzt den gesperrten Jérémy Frick?“ Edin Omeragic feierte gegen YB seine Feuertaufe. Der wiedergenesene Steven Deana wäre die nominelle Nummer zwei. Geiger setzte auf die „Karte der Jugend“. Omeragic stand zu Spielbeginn zwischen den Pfosten.
Und Omeragic musste in der Startphase immer auf der Hut sein. St. Gallen zeigte, dass es schnellstmöglich die rote Laterne zurück nach Luzern geben wollte. Die Espen begannen schwungvoll und schnürten Servette in der eigenen Platzhälfte ein. Nach gut zehn Minuten musste Omeragic ein erstes Mal zu einer Flugeinlage abheben. Ruiz prüfte den Youngster im genfer Kasten, der jedoch herrlich parierte.
Der FCSG konnte sich zu Beginn nur selbst stoppen - und genau das passierte. Kempter verletzte sich ohne Fremdeinwirkung und musste schon früh durch Traoré ersetzt werden.
Auf Seiten der Gäste wurde die Dynamik von Timothé Cognat schmerzlich vermisst. Zu ideenlos wirkten die Offensivbemühungen der Calvin-Städter. Ein Imeri-Freistoss landete in der Mauer. Es war die gefährlichste Szene des SFC.
Die Musik spielte nur auf der anderen Seite des Platzes. Nach 35 Minuten flankt Görtler aus dem Halbfeld in die Gefahrenzone. Duah nimmt die Kugel aus dem Lauf mit dem Kopf ab und verwandelt unhaltbar zum 1:0. Der Kybunpark bebte und die Führung ging absolut in Ordnung. Es schien, als müsste man sich in Genf wieder auf eine Niederlage einstellen. Immerhin hielt die Abwehr bis zur Pause dicht und es ging nur mit einem Eintorerückstand in die Kabine.
Zur Pause musste Alain Geiger wechseln. Der angeschlagene Imeri blieb draussen und überliess Antunes das Feld.
Der Start in Halbzeit zwei gelang den Servettiens besser. Erst neutralisierte man den Gegner, dann kam man zu seiner ersten richtigen Torchance. Antunes kommt im Strafraum in Ballbesitz und schlenzt das Spielgerät knapp am Pfosten vorbei. Die Szene machte jedoch Mut. Servette war fortan besser im Spiel und erarbeitete sich Vorteile. Stevanovic war der nächste, der im Abschluss sündigte. Der Bosnier brachte nach einer Rodelin-Hereingabe nicht genügend Druck hinter den Ball. Ati Zigi hielt ohne Probleme. Ati Zigis Vorderleute setzten nur noch auf punktuelle Nadelstiche. Der eingewechselte Youan schlitterte einmal am 2:0 vorbei und musste sich kurz darauf Omeragic geschlagen geben.
Als die beiden Schrecksekunden überstanden waren, schaltete sich Clichy auf dem linken Flügel in den Angriff ein. Der Franzose fand mit seiner Flanke den Kopf von Stevanovic. Dieser legt für Rodelin ab und der geht im Zweikampf gegen Stillhart zu Boden. Der Ostschweizer trifft bei seinem Klärungsversuch nur Rodelins Fuss. Schiedsrichter und VAR schauen gekonnt weg. Der Penaltypfiff blieb aus.
So musste die Geiger-Elf weiter dem Rückstand hinterherrennen. Die nächste Möglichkeit liess nicht lange auf sich warten. Valls zirkelte einen Freistoss auf Doulines Kopf. Der Mittelfeldspieler verfälscht die Flugbahn der Kugel mit seiner Stirn und verpasst haarscharf. Das Ticken der Uhr wurde lauter. Die reguläre Spielzeit dauerte noch fünf Minuten, da trat Valls eine Ecke auf den zweiten Pfosten. Dort lauerte Stevanovic, der den Flankenball unter Kontrolle brachte und scharf zur Mitte schlenzte. Rouiller reagierte blitzschnell und wuchtete den Ball per Kopf ins Netz! Das 1:1 war mittlerweile absolut gerechtfertigt. Lag vielleicht noch mehr in der Luft?
Nein, es kam sogar schlimmer! Denn in der Nachspielzeit kam es zum nächsten Aufreger zu unseren Ungunsten. Im Mittelfeld räumt Diakité Schalk ab. St. Gallen schaltet schnell um und wirft alles nach vorne. Youan kommt zu einfach durch die Abwehr durch und legt an der Strafraumgrenze für Schubert quer. Der Österrreicher passt mit Zug vors Tor, wo Guillemenot angegrätscht kommt und das Leder über die Linie drückt. Der Espenblock tobt und St. Gallen feiert seinen genfer Angreifer. Doch die Jubelstürme flauten schnell ab. Schiedsrichter Piccolo wird vom VAR an den Bildschirm zitiert. Es ging um das Foul vor der Angriffsauslösung. Eigentlich eine klare Sache, denn Diakité steigt überhart in das Luftduell ein. Völlig überraschand zeigte Piccolo nach Konsultation der TV-Bilder auf den Mittelpunkt. Das Tor zählte! Und beim SFC schwand jegliches Verständnis für die Kompetenz des Unparteiischen.
Denn der Treffer in der Nachspielzeit war gleichbedeutend mit der Niederlage. St. Gallen behielt die drei Punkte im Kybunpark . Servette muss nun reagieren. Nächsten Sonntag steigt das Rhône-Derby im Stade de Genève. Dort müssen unbedingt drei Punkte her, sonst orientiert man sich in Richtung Abstiegskampf. Das Spiel gegen die Walliser wird Boris Cespedes von der Tribüne aus mitverfogen müssen. Er steht Alain Geiger aufgrund einer Gelb-Sperre nicht zur Verfügung.
FC St. Gallen 1879 – Servette FC 2:1 (1:0)
Kybunpark : 13'945 Zuschauer
Schiedsrichter : Luca Piccolo ; Devis Dettamanti, Pascal Hirzel
VAR : Urs Schnyder ; Marco Zürcher
Tore : 35' Duah (1:0), 85' Rouiller (1:1), 90'+3 Guillemenot (2:1)
Servette FC : Omeragic ; Sauthier (64' Diallo), Rouiller, Sasso, Clichy ; Cespedes (64' Douline) ; Rodelin, Valls ; Stevanovic, Schalk, Imeri (46' Antunes)
FC St. Gallen 1879 : Ati Zigi ; Lüchinger, Nuhu, Stillhart, Kempter (16' Traoré) ; Diakité ; Görtler, Ruiz (60' Youan) ; Diarrassouba (60' Fazliji) ; Duah (88' Schubert), Besio (60' Guillemenot)
Verwarnungen : 20' Cespedes, 27' Nuhu, 76' Guillemenot, 79' Rouiller, 81' Antunes, 90'+5 Görtler
Bemerkungen : Servette ohne Frick, Nyakossi (Gesperrt), Alves, Cognat, Fofana, Kyei, Oberlin (Verletzt), Ambassa, Henchoz, Holcbecher, Magnin, Monteiro, Opoku, Salihi, Sawadogo, Wieland (Nicht im Aufgebot) ; St. Gallen ohne Kräuchi, Schmidt, Staubli, Stergiou (Verletzt), Abaz, Babic, Clément, Jacovic, Witzig (Nicht im Aufgebot)

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