Mit zwei Tagen Bedenkzeit reisten die Servettiens nach der Blamage gegen Lausanne-Sport ins Fürstentum Liechtenstein. Nebst den gesperrten Koné und Sasso traten auch Kyei und Ondoua die Reise nicht mit an. Beide verletzten sich unter der Woche im Mannschaftstraining. Im Weiteren verzichtete Alain Geiger auf eine Nomination von Arial Mendy. Entsprechend schnell liess sich die Startaufstellung zusammenstellen. Cespedes, Imeri und Severin füllten die frei gewordenen Plätze auf. Zudem nahm Alexis Antunes nach längerer Verletzungspause wieder auf der Ersatzbank Platz.
Die Mannschaft zeigte Charakter und ging mit viel Druck in die Partie. Vaduz wurde vom Startpfiff weg direkt in der eigenen Platzhälfte eingeschnürt. Nach 11 Minuten kam der SFC zu einem Corner. Valls zirkelt diesen auf den zweiten Pfosten, wo Stevanovic frei zum Kopfball kommt. 0:1 für Servette! Ein wichtiger Führungstreffer, der den Maroonern ausserhalb des Rheinparks die Zeit im Regen versüssen sollte. Der SFC behielt die Kontrolle über das Spiel. Erst nach gut zwanzig Minuten kam Lüchinger zu einem ersten Abschluss. Der Versuch entpuppte sich jedoch als „Warnschüsschen“. Die Liechtensteiner mussten weiterhin unten durch. Nach einem geblockten SFC-Angriff machte Sauthier das Spiel wieder schnell. Mit dem Aussenrist setzte er Stevanovic in Szene, der das Leder aus spitzem Winkel ans Gebälk donnert.
Vaduz muss vorwiegend mit Standardsituationen auf sich aufmerksam machen. Dass dies ein probates Mittel der Ländle-Kicker ist, bewiesen sie in dieser Saison zur Genüge. In der 35. Minute legte sich Gajic den Ball für einen Freistoss zurecht. Der Serbe tritt diesen in die Gefahrenzone. Dort legt Schmied für Schmid auf. Der Innenverteidiger setzte zum Flugkopfball an und drückt die Kugel zum 1:1 über die Linie. Mit dem Ausgleichstreffer hatte Servette Mühe. Bis zur Pause wartete man Vergebens auf eine Reaktion der Calvin-Städter.
In der Halbzeit folgte wahrscheinlich in beiden Kabinen der Blick auf die Zwischenstände der anderen Duelle. Bei Servette nahm man zur Kenntnis, dass der direkte Verfolger aus Luzern gegen die Young Boys in Führung lag. Die Qualifikation für die UEFA Europa Conference League war somit stark gefährdet. Auf der Gegenseite realisierten die Vaduzer, dass man mit einem Sieg den FC Sion in die Challenge League schicken könnte. Die Walliser lagen auswärts in Lugano zurück..
Überraschend verhalten startete die zweite Hälfte in Vaduz. Beide Teams neutralisierten sich weitestgehend. Bei den Servette-Fans fürchtete man sich vor einem erneuten Aufkommen der altbekannten Offensiv-Lethargie. Als gerade 64 Minuten auf der Uhr standen, machten die Grenats wieder auf sich aufmerksam. Clichy erobert mit einem klasse Tackling den Ballbesitz zurück. Stevanovic schnappt sich das Spielgerät und leitet den Konter ein. Es folgt ein Pass in den Lauf von Schalk. Der Niederländer schüttelt Schmid ab und versenkt mit viel Augenmass zum 1:2! Jubel brandete vom Stadionzaun in das Rund des Rheinparks hinunter. Nun war der FCV unter Zugzwang. Und es kam erstaunlich wenig von den sonst so kämpferischen Rotweissen. Erst in der Schlussphase fand die Heimmannschaft ein Mittel gegen die kompakt stehende SFC-Defensive. Dafür wurde es umso brenzliger. Djokic zieht Sauthier und Stevanovic auf sich. Der FCV-Angreifer findet dennoch eine Lücke und spielt gefährlich an den Fünfmeterraum. Schmied geht mit einer Grätsche zum Ball und spitzelt diesen beinahe durch Fricks Finger. Die Kugel kullert am Pfosten vorbei. Dusel für die Servettiens, die sich nun ganz auf ihre Abwehrarbeit konzentrieren mussten. Denn Mario Frick peitschte seine Mannen nochmals nach vorne. Dabei wurde das eigene Defensivkonzept komplett über den Haufen geworfen. Servette sagt „Merci“ und erzielt in der Nachspielzeit das 1:3. Cespedes fängt einen Angriff der Liechtensteiner mit dem Kopf ab. Stevanovic schickt Valls in die Tiefe. Der Franzose beweist Übersicht und legt uneigennützig für Fofana quer. Der Flügelläufer steht völlig frei und schiebt ins leere Tor ein. Kurz danach war Schluss!
Dank der Niederlage des FC Luzern in Bern und dem „Dreier“ im Ländle, ist der Servette FC nicht mehr vom dritten Platz zu verdrängen! Damit qualifiziert sich die Geiger-Truppe für die UEFA Europa Conference League! Derweil geht das Zittern für den FC Vaduz weiter, der in der Tabelle aber noch immer vor dem FC Sion liegt. Während die bedröppelten Liechtensteiner in der Kabine verschwanden, feierten die Grenats den Erfolg mit dem mitgereisten Anhang. Auch wenn man in den letzten Wochen sehr viele Nerven brauchte, darf man mit zwei lachenden Augen auf die Saison zurückblicken. Am nächsten Freitag kommt es im Stade de Genève zur Abschlusspartie gegen den FC St. Gallen 1879. Der zweite Platz ist nur noch rechnerisch Möglich. Trotzdem darf man sich auf eine hoffentlich ordentliche Verabschiedung in die Sommerpause freuen. Beim Saisonfinale nicht mit am Start sind Anthony Sauthier und Kastriot Imeri. Beide werden eine Gelb-Sperre absitzen müssen.
FC Vaduz – Servette FC 1:3 (1:1)
Rheinpark Stadion : 100 Zuschauer
Schiedsrichter : Nikolaj Hänni ; Didier Dubrit ; Matthias Sbrissa
VAR : Stefan Horisberger ; David Schärli
Tore : 11' Stevanovic (0:1), 35' Schmid (1:1), 64' Schalk (1:2), 90'+3 Fofana (1:3)
Servette FC : Frick ; Sauthier, Rouiller, Severin, Clichy ; Cespedes ; Cognat, Valls ; Stevanovic, Schalk (81' Fofana), Imeri (56' Antunes)
FC Vaduz : Büchel ; Dorn, Rahimi (70' Coulibaly), Schmid, Schmied, Obexer ; Gajic ; Gasser (77' Sutter), Lüchinger (70' Prokopic) ; Cicek (46' Djokic) ; Di Giusto
Verwarnungen : 20' Imeri, 41' Obexer, 85' Schmied, 88' Sauthier
Bemerkungen : Servette ohne Koné, Sasso (Gesperrt), Guérin, Henchoz, Kyei, Ondoua (Verletzt), Ambassa, Holcbecher, Magnin, Mazzolini, Mendy, Monteiro, Nyakossi, Omeragic, Opoku, Pédat, Regillo, Sawadogo, Wieland (Nicht im Aufgebot), 23' Lattenschuss von Stevanovic ; Vaduz ohne Simani (Gesperrt), Hug, Wieser (Verletzt), Chande, Ibrisimovic, Saglam, Santin (Nicht im Aufgebot)

Foto: facebook.com/servettefootballclub

Social Media