Heute Abend schafft der Servette FC historisches. Das Team von Alain Geiger qualifiziert sich erstmals seit 2001 für den Halbfinal des Schweizer Cups. Wie schon im Viertelfinal gegen Vevey United, müssen die Grenats mehr Effort erbringen, als erhofft. Wie im Vorfeld anzunehmen war, rotierte Geiger auf einigen Positionen. Auf der linken Abwehrseite durfte Nachwuchsspieler Oscar Wieland zum ersten Mal fürs Fanionteam ran.
Ein anderes Eigengewächs sorgte derweil für die erste richtungsweisende Aktion des Spiels. Kastriot Imeri, am Wochenende noch Siegtorschütze gegen den FCZ, versuchte sich ein erstes Mal aus der Distanz. Die Präzision liess aber noch zu wünschen übrig. Der SFC probierte das Spiel an sich zu reissen. Die Ballbesitzstatistik gab ihnen recht. In der Torschussstatistik konnte man sich nur wenig abheben. Kriens-Goalie Brügger konnte vorerst durchatmen. Sein Gegenüber kam in der 24. Minute wesentlich mehr ins Schwitzen. Mulaj wird auf der linken Seite in Szene gesetzt. Der Ex-Xamaxien dribbelt sich an Sauthier vorbei und legt auf den Elfmeterpunkt zurück. Dort lauert Mistrafovic, der eiskalt das 1:0 erzielt.
Jetzt galt es nur nicht den Kopf in den Kunstrasen zu stecken. Dies gelang nur bedingt. Wenig Torraumszenen liessen nichts Gutes erahnen. Kriens hätte das Skore vor der Pause gar erhöhen können. Follonier, ein Mann mit Servette-Vergangenheit, bereitete dem jungen Wieland abermals Probleme. Nach 43 Minuten verlagerte ebendieser Follonier das Spielgeschehen auf die linke Seite. Dort suchte Djorkaeff den Abschluss. Sauthier lenkt die Flugbahn gefährlich ab. Frick muss sich ganz lang machen, damit er den Ball am Tor vorbei lenken kann.
Zur Pause blieb es bei der Führung für den Vertreter aus der Challenge League.
Der SCK versuchte die Gäste auch in der zweiten Halbzeit zu ärgern. Immer wieder setzten die Innerschweizer nach und störten den Gegner frühzeitig. Sessolo war der nächste Krienser, der Frick prüfen konnte. Der eingewechselte Ulrich hätte nach einer Stunde das 2:0 auf dem Fuss gehabt. Aus spitzem Winkel verzog der Schwyzer nur haarscharf. Es dauerte bis zur 67. Minute, ehe die Genfer wieder zu einer konkreten Chance kamen. Koné erobert sich mit viel Körpereinsatz das Leder. Schalk übernimmt und passt zum gut positionierten Stevanovic. Dieser legt zurück auf Cognat, welcher den Angriff wiederum mit einem herrlichen Weitschuss ins Lattenkreuz vollendete! Das wichtige 1:1 war endlich da!
Wer nun einen Leistungsabbruch bei den Gastgebern erwartet hatte, wurde enttäuscht. Der SC Kriens spielte weiterhin munter nach vorne. Nach einer Ulrich-Flanke kam Sessolo unbedrängt zum Kopfball. Und schon stand es 2:1. Jetzt brannte der Baum lichterloh. Geiger musste reagieren und ersetzte Verteidiger Sasso durch Angreifer Kyei. Der Wechsel sollte sich bezahlt machen. Fünf Minuten vor Ende der regulären Spielzeit überbrückt Vouilloz das Mittelfeld mit einem langen Ball. Fofana treibt die Kugel vor sich hin. Die Hereingabe wird von Brügger nur ungenügend entschärft. Stevanovic reagiert umgehend und spielt zu Kyei. Der Franzose muss nur noch den Fuss hinhalten und markiert das 2:2! Die Servettiens ziehen ihren Kopf im letzten Augenblick aus der Schlinge und retten sich in die Verlängerung.
Dort machen sich Abnützungsspuren bemerkbar. Die Partie verlor an Intensität. 107 Minuten standen auf der Uhr, als Stevanovic einen Corner ins Zentrum trat. Dort segeln gleich mehrere Spieler am Ball vorbei. Ondoua nutzt das Wirrwarr im Strafraum aus und bugsiert die Kugel über die Linie! Zum ersten Mal lagen die Grenats in Führung! Kein schönes, dafür ein umso wichtigeres Tor. Denn die Grün-Weissen schienen nicht mehr den Eindruck zu machen, das Ruder nochmals herumreissen zu können. Überraschend zog dann plötzlich Marleku Rouiller davon. Die Luzern-Leihgabe legt sich den Ball etwas zu weit vor. Frick kommt kompromisslos entgegen und rettet für den SFC. Der Goalie blieb allerdings liegen und musste sich an der Stirn pflegen lassen. Marleku traf Frick mit offener Sohle am Kopf. Die rote Karte liess Schiedsrichter Hänni stecken. Dafür pfiff er die Partie wenige Augenblicke später ab.
Die Mannschaft von Bruno Berner zeigte einen aufopferungsvollen Kampf. Servette kommt mit einem, vielleicht sogar zwei blauen Augen davon und zieht in den Halbfinal ein. Der Effizienz sei Dank.
Für die Genfer geht es am Sonntag mit einem Auswärtsspiel in Basel weiter. Blauäugig darf man sich im „Joggeli“ nicht präsentieren. Zwar brechen die tumulte um den Klub vom Rheinknie nicht ab, eine gewisse Qualität ist dem FCB aber nie abzusprechen. Cabral und Widmer müssen die Partie von der Tribüne aus mitverfolgen. Die beiden Stammspieler sitzen eine Gelbsperre ab. Auf Seiten des SFC muss Severin aus demselben Grund zuschauen. Wir hoffen, dass die Cup-Partie nicht zu stark in den Beinen steckt und freuen uns auf ein packendes Sechspunktespiel.
SC Kriens – Servette FC 2:3 n.V. (2:2) (2:2) (1:0)
Stadion Kleinfeld : ? Zuschauer
Schiedsrichter : Nikolaj Hänni
VAR : /
Tore : 24' Mistrafovic (1:0), 67' Cognat (1:1), 78' Sessolo (2:1), 85' Kyei (2:2), 107' Ondoua (2:3)
Servette FC : Frick ; Sauthier (57' Diallo), Sasso (83' Kyei), Rouiller, Wieland (46' Vouilloz) ; Ondoua ; Cognat, Imeri (46' Alves) ; Stevanovic, Koné (114' Holcbecher), Schalk (71' Fofana)
SC Kriens : Brügger ; Urtic, Alessandrini (83' Berisha), Kryeziu, Costa ; Follonier (59' Ulrich), Mistrafovic, Selasi (109' Maloku), Mulaj (74' Busset) ; Sessolo (83' Bürgisser), Djorkaeff (46' Marleku)
Verwarnungen : 30' Mistrafovic, 65' Ulrich, 72' Marleku, 75' Busset, 120'+1 Urtic
Bemerkungen : Servette ohne Antunes, Henchoz, Valls (Verletzt), Ambassa, Cespedes, Clichy, Guérin, Kiassumbua, Magnin, Martial, Mazzolini, Mendy, Monteiro, Nyakossi, Opoku, Regillo, Sawadogo, Severin (Nicht im Aufgebot), SFC-Pflichtspieldebüt für Oscar Wieland ; Kriens ohne Aliu, Luan, Yesilcayir (Verletzt), Kukeli, Sadrijaj, Souare, Tadic, Zizzi (Nicht im Aufgebot)

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