MERCI CHRIS!

09.08.2020 23:59:38 | Peter

MERCI POUR TOUT!

 

Seit letztem Montag ist bekannt, dass Christopher Routis den Servette FC definitiv verlässt. Der 30-jährige, dessen Vertrag nicht mehr verlängert worden ist, wechselt ablösefrei zum FC Stade-Lausanne-Ouchy.

Mit Christopher Routis verlässt uns eine Ikone. Der sympathische Franzose spielte sich über Jahre hinweg in die Herzen des genfer Anhangs.

Routis stiess 2009 aus der Jugendakademie des französischen Drittligisten FC Libourne-Saint-Seurin zur U21 der Grenats. In der „zweiten Garde“ mauserte sich Routis zur Stammkraft. Durch seine Polyvalenz kam der gelernte Verteidiger in der Schlussphase öfters auch als Angreifer zum Einsatz. Als Stürmer entdeckte ihn SFC-Coach João Alves, der ihn ein Jahr später zur 1. Mannschaft holte. Der Portugiese soll damals vom Staff explizit darauf hingewiesen worden sein, dass Routis eigentlich ein Defensivspezialist sei.

Am 07.11.2010 stand Routis überraschend in der Startelf beim Heimspiel gegen den Yverdon-Sport FC. Das Debüt war nicht mit Erfolg gekrönt. Routis verletzte sich kurz vor der Pause und musste sich, bei seinem ersten Profieinsatz, zur Pause von Lionel Pizzinat ersetzen lassen. Immerhin konnte die Partie mit 3:1 gewonnen werden.

Zwei Wochen später schenkte Alves Routis zum zweiten Mal das Vertrauen. Beim 0:0 in Wohlen durfte Routis während 90 Minuten die Aussenverteidigerposition besetzen. Es folgten 10 weitere Einsätze in der Meisterschaft, sowie zwei grandiose Auftritte in der Super-League-Barrage gegen die AC Bellinzona. Es war das erste Highlight in Routis' noch junger Karriere.

In der Folgesaison durfte Routis als Stammspieler in der Super League auflaufen. Gleich beim Saisonauftakt skorte der Franzose per Kopf gegen den FC Thun. Der Start in die Meisterschaft ging allerdings in die Hose. Die berner Oberländer durften einen 3:1-Sieg in Genf bejubeln.

Nach zwei Spielzeiten im Oberhaus folgte der Abstieg 2013. Routis hielt dem Verein die Treue. Es folgten Umstrukturierungen in Genf. Im Vorstand kam es zu einer grossen Rochade. Unter anderem übernahm Ex-Natigoalie Pascal Zuberbühler. Nach einer akzeptablen Hinrunde ging in der zweiten Saisonhälfte alles drunter und drüber. Routis, mittlerweile Führungsspieler, stellte sich gegen die neue Führungsetage. Tortz Solidaritätsbekundungen zahlreicher Fans kam es zur Ausbootung. Routis verpasste die fünf letzten Partien der Spielzeit und wurde im Sommer vor die Tür gestellt.

Der frischgebackene Vater einer Tochter musste sich einen neuen Arbeitgeber suchen. Es folgte ein Wechsel in die dritte englische Liga. Beim Bradford City FC setzte sich Routis, nach harzigem Start, durch und kam zu regelmässigen Einsätzen in der League One. Im Januar 2015 stand Routis gar auf dem Platz, als man den Chelsea FC an der Stamford Bridge aus dem FA Cup kegelte.
Das zweite Jahr in England lief weniger erfolgreich. Routis brauchte mehr Einsatzzeit und fand diese in den schottischen Highlands. Beim Ross County FC (Scottish Premiership) landete Routis auf Anhieb in der Stammelf. Mittlerweile zum zentralen Mittelfeldspieler umfunktioniert, absolvierte Routis 65 Pflichtspiele. Unter anderem an der Seite von Alex Schalk.

Nach dem Abstieg in Schottland durfte Routis den Verein ablösefrei verlassen. Servette-Teammanager Lionel Pizzinat nahm Kontakt mit dem „verlorenen Sohn“ auf und lotste Routis zurück in die Calvin-Stadt. Auf Empfehlung brachte Routis auch obengenannten Schalk mit in die Schweiz.

An alter Wirkungstätte fand sich Routis direkt zurecht. Als Stimmungsmacher in der Garderobe und als kongenialer Abwerpartner von Steve Rouiller, führte Routis seinen Herzensverein zurück in die Super League.

Im letzten Sommer musste Routis kleinere Brötchen backen. Mit der Verpflichtung von Vincent Sasso rückte Chris ins zweite Glied. Wenn man ihn gebraucht hat, war er allerdings immer zur Stelle. Nach dem Corona-Restart entwickelte sich der „Lückenbüsser“ zum geschätzten Allrounder. Dass ihm der Verein am Herzen liegt, bewies Routis auch vor einigen Wochen. Aufgrund einer Option im Vertrag, hätte sich der auslaufende Vertrag bei einer Mindestanzahl von Einsätzen automatisch um ein Jahr verlängert. Da die finanzielle Situation, Lockdown sei Dank, auch in Genf nicht rosig ist, verzichtete Routis auf die ihm zustehende Vertragsverlängerung. Er liess den Verein entscheiden, ob in der Saison 2020/2021 mit ihm geplant werden würde.

Aufgrund Servettes geplanter Kaderverjüngung muss Routis nun über die Klinge springen. 147 Einsätze (8 Tore, 5 Assists) stehen auf dem Konto des Defensivspielers. Nun ist Schluss. Gegenüber der Tribune de Genève liess Routis verlauten, dass er sich auf seine neue Aufgabe in Lausanne freue. Er könne dem SFC aber nicht einfach so den Rücken kehren und müsse wahrscheinlich ab und an im Training vorbeischauen. „Um die Tränen über seinen Abgang zu trocknen“, fügte er mit einem Zwinkern an. Eine Rückkehr zum 17-fachen Schweizermeister schliesse er ebenfalls nicht aus. „Dann aber in einer anderen Rolle“, meinte Routis.

Wir bedanken uns bei Chris für die Treue und wünschen ihm nur das beste für die Zukunft!

Merci Chris! Servettien un jour, Servettien toujours!


Foto: twitter.com/ServetteFC