Nachdem man am letzten Wochenende den Grasshopper Club Zürich in einem Testspiel gefordert hatte, war am frühen Mittwochabend der andere Neuling der Challenge League an der Reihe. Der FC Stade-Lausanne-Ouchy war in der abgelaufenen Spielzeit das Spitzenteam der Promotion League. Mit neun Punkten Vorsprung setzten sich die Lausanner gegen Verfolger Yverdon-Sport durch. Das Team ist gespickt mit diversen Spielern, die hierzulande auch schon auf höherem Niveau gespielt hatten. Auch mehrere Ex-Servettiens (João Barroca, Marco Delley, Karim Gazzetta und Christophe Guedes) schnüren ihre Schuhe mittlerweile für den Aufsteiger. In Saint-Prex war man gespannt, wie die Mannschaft von Trainer Andrea Binotto gegen den Servette FC schlägt.
Alain Geiger überraschte die zahlreichen Zuschauer mit einem völlig neuen Spielsystem. Mit einem 3-5-2 (detaillierter 3-2-3-2) startete seine Farben in die Partie. Kapitän Sauthier durfte auf dem rechten Flügel ran, während Sasso, Routis und der junge Vouilloz die Abwehrkette bildeten. Auf der linken Seite durfte Neuzugang Tasar zum ersten Mal das Servette-Dress tragen.
Das Spiel war noch keine zwanzig Sekunden alt, da ging bereits ein Raunen um den Platz. Guedes wollte einen langen Ball nach vorne schlagen, übersah aber, dass von hinten Schalk heranmarschiert kam. Der Stürmer warf sich in den Abschlag und hatte Pech, dass die Kugel zu weit weg sprang. Servette drückte auf den frühen Führungstreffer und lancierte sogleich den nächsten Angriff. Tasar mit einer butterweichen Flanke auf den Fuss von Chagas, der an Guedes scheiterte. Ein fulminanter Start, dessen Feuer aber schnell erloschen schien. Der FC SLO fand langsam den Weg in die Partie. Gaillard dribbelte sich in den Genfer Strafraum. Mit einem Übersteiger zog er an Sasso vorbei und hakte am Bein des Neo-Servettiens ein. Für den Unparteiischen ein klares Verdickt. Penalty für Lausanne-Ouchy! Mutombo nahm Anlauf und „zimmerte“ die Kugel unhaltbar ins linke Lattenkreuz – 0:1. Die Grenats schienen überrascht und konnten nicht reagieren. Auf dem ohnehin schon schmalen Amateurfeld, machte man sich mit einem 5-Mann Mittelfeld die Räume selber eng. Der rechte Flügel hatte überhaupt keinen Zug und die Absprache zwischen Sauthier und Vouilloz war mangelhaft. Zum Glück brachte Eleouet auf dem linken Lausanner-Flügel ebenfalls nichts zu Stande. Platz hätte er mehrmals genug gehabt. Immerhin klappte beim SFC das Spiel über links. Tasar offenbarte mehrmals seine Schnelligkeit und konnte nur durch Fouls gestoppt werden. Der Neuankömmling konnte erste Akzente setzen und erarbeitete seinem Team mehrere Eckbälle. So kam Servette auch nach einer Ecke zur nächsten Tormöglichkeit. Ein zu weit getretener Corner wurde nochmals in den Sechzehner spediert, wo Vouilloz zum Kopfball ansetzte. Akrobatisch kratzte ein Waadtländer den Ball von der Linie.
Nach der Pause ersetzte Geiger beinahe die komplette Startelf und passte das System auf ein 3-4-3 an. Der eingewechselte Azevedo rechtfertigte die Umstellung, direkt nach Wiederanpfiff, beinahe mit dem Ausgleichstreffer. Auch die „Stadiers“ brachten frisches Blut aufs Feld, waren aber deutlich effizienter. Perrier hämmerte das Leder aus der zweiten Reihe aufs Tor. Kiassumbua setzte zur Flugeinlage an, kam aber zu spät. Der Unterklassige durfte das 0:2 bejubeln. Lange ging wieder nichts. Die Servettiens hatten mehr Ballbesitz, wurden aber stark unter Druck gesetzt. Azevedo und Strohbach, beides Ergänzungsspieler, kämpften um jeden Ball. Trotzdem entstanden aus den Bemühungen keine konstruktiven Offensivszenen. Es brauchte einen hohen Ball in die Spitze und einen Schubser in den Rücken von Stevanovic, ehe Servette wieder zu einer guten Möglichkeit kam. Denn auch in dieser Szene entschied der Referee auf Penalty. Koné übernahm die Verantwortung und scheiterte mit einem halbhohen Schuss am eingewechselten Barroca. Der SFC lancierte den Endspurt. Noch einmal wurde es brenzlig vor dem Lausanner Tor. Ein verunglückter Rückpass sollte von Barroca geklärt werden. Der Portugiese traf nur den herbeieilenden Koné. Stevanovic schnappte sich den Abpraller und zog aus dreissig Metern ab. Das Runde landete neben dem Eckigen.
Knapp zehn Minuten später war Schluss. Der Servette FC verliert mit einem exotischen Spielsystem verdient gegen den FC Stade-Lausanne-Ouchy. Auch wenn das Resultat zweitrangig ist, kann man Erfahrungen aus dieser Testpartie mitnehmen. Die taktisch geschaffene Überzahl im Mittelfeld ging nicht auf. Auch das Experiment mit Flügelspieler Sauthier kann als misslungen betrachtet werden. Tasar nicht im Angriff zu bringen, dürfte funktionieren. Mit seiner Schnelligkeit kann er in Kontersituationen einen Mehrwert bringen.
Bereits am Samstag testet der Servette FC ein weiteres Mal. In Vevey trifft man auf den FC Lausanne-Sport.
Servette FC – FC Stade-Lausanne-Ouchy 0:2 (0:1)
Stade de Marcy, Saint-Prex : ca. 300 Zuschauer
Schiedsrichter : ?
Tore : 16‘ Mutombo (Foulpenalty) (0:1), 48’ Perrier (0:2)
Servette FC : Frick (46’ Kiassumbua) ; Vouilloz (46’ Strohbach), Routis (63’ Martial), Sasso (46’ Severin) ; Cespedes (68’ Cognat), Cognat (46’ Rouiller) ; Sauthier (46’ Stevanovic), Antunes (46’ Imeri), Tasar (73’ Antunes) ; Chagas (46’ Koné), Schalk (46’ Azevedo)
Verwarnungen : /
Bemerkungen : Servette ohne Busset, Gonçalves, Iapichino, Lang, Maccoppi, Mfuyi, Wüthrich (Verletzt), Castanheira, Holcbecher, Ondoua (Nicht im Aufgebot), 75‘ Koné verschiesst Foulpenalty
Alex, die Hitzeperiode ist vorbei. Die Temperaturen sind etwas zurückgegangen. Wie war das Training in dieser Woche?
Der Start in diese Woche war definitiv angenehmer. Aufgrund der Hitze mussten wir das Training letzte Woche ein bisschen den Gegebenheiten anpassen. Die Einheiten machen aber trotzdem Spass. Wir haben eine gute Intensität und arbeiten hart, um beim Saisonbeginn bereit zu sein. Trotzdem haben wir heute einen schlechten Tag eingezogen. Wir haben ein neues System ausprobiert, das natürlich nicht innerhalb von 2-3 Tagen perfekt funktioniert. Wir fühlen uns in diesem System noch nicht ganz wohl und müssen noch dran arbeiten. Vielleicht war diese Umgewöhnung auch der Grund für die heutige Niederlage. Trotzdem ist dieses Spiel nicht negativ zu bewerten. Wir haben zwei gute Auftritte gegen Xamax und GC gezeigt. Nun wurde uns aufgezeigt, dass es noch immer einen Haufen Arbeit gibt, den wir zu bewältigen haben. Genau dafür sind die Vorbereitungsspiele ja da.
Dann sehe ich das richtig, dass du, abgesehen vom Resultat, Fortschritte in der Mannschaft erkennen kannst?
Ja, mit Sicherheit! Das Team ist toll und wir konnten viele Spieler aus der letztjährigen Mannschaft behalten. Mit ein paar Verstärkungen können wir eine schlagkräftige Truppe zusammenstellen. Gestern hat Gaël (Ondoua) bei uns unterschrieben. Ich bin zuversichtlich, dass er uns im Mittelfeld noch etwas Schub geben kann. Wie ich schon gesagt habe, können wir aus dieser Niederlage positive Schlüsse ziehen und die Fehler punktuell beheben. Ich bin zurzeit wirklich froh, dass ich hier sein darf, freue mich auf die neue Saison und schaue positiv gestimmt in die Zukunft.
In den Medien wird darüber spekuliert, dass man einen weiteren Angreifer engagieren möchte. Gibt dir das einen zusätzlichen Motivationsschub, um dich jetzt aufzudrängen und bereit zu sein, wenn der potentielle Neuzugang zur Mannschaft stösst?
Das ist schwierig zu sagen. Die Konkurrenzsituation ist auch jetzt schon vorhanden. Aus meiner Sicht würde ich gerne zusammen mit einem grossen Mittelstürmer spielen. So einer fehlt uns momentan noch. So könnte ich über die linke Seite oder aus dem Hintergrund Akzente setzen. Ich bin keine klassische „Nummer 9“ wie Koro (Koné) oder Mychell (Chagas). Um meinen Spielstil umsetzen zu können, brauche ich jemanden, der sich mir als Anspielposition anbietet. Trotzdem bin ich voll motiviert. Auch wenn Gerüchte kursieren, legen wir den Fokus auf die Spieler, die momentan da sind. Ob und welche Transfers der Verein tätigt, darauf haben wir als Spieler keinen Einfluss. Jeder kam in den Testspielen zu seinen Einsätzen. Wir müssen als Mannschaft funktionieren. Ich bin gespannt darauf, wer gegen die Young Boys von Beginn weg ran darf.
Nach deiner Ankunft letzten Sommer in Genf, hatte Christopher Routis in den Medien 15 Saisontore von dir versprochen. 9 sind es schlussendlich geworden. Hast du noch Luft nach oben, oder wie lautet dein persönliches Saisonziel?
(Lacht) Nein, nein, da hast du was falsch verstanden. Natürlich kann ich Tore schiessen, aber die abgelaufene Spielzeit war definitiv nicht meine beste. Ich war zwei Mal verletzt und habe dadurch zehn Spiele verpasst. Solange ich fit bleibe, kann ich meine Tore schiessen. Ich werde aber mit Sicherheit nicht ankünden, dass ich 10 oder gar 20 Mal treffen werde. In erster Linie geht es für mich darum, dass ich zu meinen Einsätzen komme und fit bleibe. So kann ich alles daran setzen, dem Team weiterzuhelfen. Wer die Tore schiesst, ist mir egal. Wichtig ist, dass es in der Mannschaft stimmen muss.
Vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch. Ich wünsche dir einen schönen Abend. Man sieht sich spätestens in Bern.
Fotos: Gilbert & Peter
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