Ultraschwacher Auftritt in Zürich

12.08.2012 00:00:00 | maroons

Unterirdisch!


GC erspielt sich vor der Pause eine Vielzahl guter Chancen und muss am Ende dennoch um den verdienten Erfolg zittern. Ben Khalifa erzielt den Siegtreffer.

Vermutlich gibt es nichts Unverdächtigeres, als João Alves als Kronzeugen für dieses Spiel heranzuziehen: Alves ist der Trainer des Servette FC, er steht nicht im Verdacht, Propaganda für die Grasshoppers zu machen. Und er sagte nach dem 0:1: «GC ist der verdiente Sieger.» Es war ein Geständnis ohne Wenn und Aber, weil ihm seine Mannschaft an diesem Sonntag keinen Grund gegeben hatte, etwas anderes zu behaupten.
Besser als das Resultat

Der GC-Trainer Uli Forte brauchte nichts weiter zu tun, als zu nicken und Alves stumm beizupflichten. Es gab keinen Ermessensspielraum, nur die Feststellung, dass die Grasshoppers besser gespielt hatten, als es das schmalspurige Resultat ausdrückte – zumindest vor der Pause. Die Grasshoppers waren so überlegen, dass es eigentlich nur einen Streitpunkt gab: wie viele Chancen GC ausgelassen hatte. Je nach Zählweise waren es fünf oder sechs; einige verstiegen sich im Überschwang sogar zur Auffassung, GC hätte 10:0 siegen müssen.

Sie übersahen dabei, dass sich selbst ein gutartiger Gegner wie der Tabellenletzte Servette am Ende des Spiels zumindest in die Nähe des Ausgleichs getastet hatte. Es wäre grotesk gewesen, hätten die Grasshoppers dieses Spiel noch aus der Hand gegeben. Aber die Schlussphase erinnerte eben auch daran, dass GC selbst eine überlegen geführte Partie noch nicht unbelastet zu Ende spielen kann. Forte sprach von «Einbahn-Fussball». Aber gegen Ende wurde der spärliche Gegenverkehr eben doch noch zur leisen Bedrohung.

Forte wird nicht müde, unentwegt daran zu erinnern, woher die Grasshoppers kommen, wie viel Arbeit immer noch vor ihnen liege. Aber mit jedem Spiel in dieser Saison gelingt es ihnen besser, die belastende Vergangenheit allmählich verblassen zu lassen. Es sind erst fünf Runden in dieser Meisterschaft gespielt, doch GC ist kaum mehr wiederzuerkennen. Und bereits jetzt lässt sich feststellen, was die Transfers von Veroljub Salatic und Stéphane Grichting für GC bedeuten: Sicherheit und Stabilität. Genau dies hatte man von ihnen erwartet; und sie lösen es Spiel für Spiel ein, auch gegen Servette. Als es zehn Minuten vor Schluss zu einem kleinen Wortgefecht zwischen dem Verteidiger Taulant Xhaka und seinem Goalie Roman Bürki kam, wurde Xhaka von Grichting und Salatic zurechtgewiesen. In der letzten Saison hätte sich vermutlich niemand um ihn gekümmert.
«Matchwinner» Ben Khalifa

Ein anderer Zuzug, vom dem sich die Grasshoppers viel versprechen, ist Nassim Ben Khalifa. Er erzielte gegen Servette kurz nach der Halbzeit den Siegtreffer; für den Trainer Forte war er deshalb der «Matchwinner». Aber genauso offensichtlich ist, dass es Ben Khalifa an Überzeugung fehlt, dass er nachdenkt und zögert, wenn ihm der Ball vor die Füsse fällt, dass er immer noch Mühe bekundet, seinen Körper einzusetzen.

Forte durfte an diesem Nachmittag grosszügig darüber hinwegsehen. Er weiss: Im Vergleich mit der letzten Saison ist das fast schon eine Lappalie. / http://www.nzz.ch


Grasshoppers - Servette 1:0 (0:0)

Letzigrund - 6050 Zuschauer - SR Studer - Tor: 51. Ben Khalifa (Lang) 1:0

Grasshoppers: Bürki; Xhaka, Michael Lang, Grichting, Pavlovic; Salatic; Toko (77. Abrashi); Hajrovic (61. Brahimi), Gashi (43. Feltscher), Zuber; Ben Khalifa

Servette: Barroca; Gomes, Kusunga, Schneider, Moubandje; Rüfli, Kouassi, Pizzinat (67. Pont), Moutinho (46. De Azevedo); Eudis, Karanovic (24. Pasche)

Bemerkungen: Grasshoppers ohne Hoffmann (verletzt), Coulibaly (krank), Vilotic (gesperrt) und Adili (U21). Servette ohne Grippo (gesperrt), Baumann, Diallo, Esteban, Mfuyi, Routis, Schlauri und Tréand (alle verletzt). 1. Pfostenschuss von Ben Khalifa. 43. Gashi verletzt ausgeschieden. 47. Tor von Feltscher wegen Abseits aberkannt. Verwarnungen: 41. Kusunga (Foul). 66. Kouassi (Foul). 67. Toko (Reklamieren)






/peter