Tschumis Saisonrückblick - Teil 1

23.06.2011 00:00:00 | maroons
Der lange Weg zurück (Teil 1)

Tschumi, der Macher von super-servette.ch, einer der wahrscheinlich besten Websites im Netz, stellte sich uns zur Verfügung und schrieb einen etwas längeren Saisonrückblick.
 
 
Vorweg kann man nehmen dass es für Servette eine unglaubliche Saison geben würde. Die Zeichen standen am Anfang nicht nur auf Erfolg. Das grosse Talent Fellipe Bastos verliess Servette Richtung Brasilien zu Vasco da Gama, Genséric Kusunga wollte unbedingt nach Basel. Christopher Nzay hiess plötzlich Mfuy und spielte fortan für Valenciennes, Tozé wurde ein Jahr nach Portugal ausgeliehen, Geoffrey Tréand spielt ab der neuen Saison lieber für Xamax. Mickaël Rattà geht zu Meyrin. Steve Celestini muss wegen ständigen Verletzungen die Karriere beenden, Anthony Braizat wechselt in die Junioren-Akademie. Boris Deugoué will man nicht mehr. Neu stossen der in Basel ausgebildete Patrik Baumann (Kriens), Lassana Camará genannt Sana (Juniorennationalspieler Portugal, Benfica B), Goran Karanovic (Kriens), Mobulu M'Futi (Aarau), Oliver Maric (Wohlen), Pedro Mendes (Real SC), Stéphane Nater (Schaffhausen), Christian Schlauri (Schaffhausen) und André Soares (Benfica B) zum Team. Julian Esteban löst seinen Vertrag mit Rennes auf. Majid Pishyar hat lange gepokert und hat Esteban definitiv für Servette übernommen. Die Ziele wurden vom Präsidium für Spieler und Zuschauer bereits bei der Abo-Kampagne klar und deutlich kommuniziert. OBJECTIF SUPER LEAGUE. In der ganzen Stadt hängen Poster. Majid Pishyar erntet dafür manch abschätziges Lächeln. 
 
Der Anfang März zurückgetretene ehemalige Internationale Raphael Wicky wirkt neu im Trainerstab von Servette mit. Der 33-Jährige hat das B-Diplom und wird die U14 und spezifisch auch die U21 betreuen. Ob er in Zukunft mal…
Die Vorbereitungsspiele sind durchzogen. Die Servette-Fans haben trotz ambitionierter Vorgabe Angst dass mit den vielen Wechseln die Automatismen und auch der tolle Elan von Ende letzter Saison verloren gegangen sind. Mendes zeigt erstmals sein grosses Potenzial. Pishyar will mit oder ohne Hilfe von Stadt und Kanton eine Junioren-Akademie bauen. Etwas was all seine Vorgänger nicht geschafft haben. Das ganze Konzept besteht für 32 Talente und kostet 30 Mio.!
Das erste Spiel in Vaduz begeistert sofort die mitgereisten Fans. Nach 10 Minuten steht es bereits 2:0. Die Familie Pishyar unterstützt die Mannschaft zeitweilig aus dem Servette Fanblock. Eine nette Geste! Die Grenats haben das Spiel total unter Kontrolle und gewinnen 4:1. Die neuen Spieler haben sich bereits gut integriert. Es treffen De Azevedo, Eudis 2x und der Liechtensteiner Nater. Im ersten Heimspiel gegen Biel geht es gleich wieder flott zur Sache. Knapp 5‘000 Zuschauer merken dass es im Klub wieder aufwärts geht. Servette gewinnt mit 2:0, nach Toren von Vitkieviez und wieder Nater. Auch gegen Nyon gibt es ein 3:1 Sieg. Diesmal treffen De Azevedo, Eudis und Vitkieviez. Auch Stade Nyonnais wird mit 3:1 nach Hause geschickt. Es sind dies die schönsten Momente seit dem Konkurs. 11 Siege in folge; 15 Spiele nicht mehr verloren; der Dank gehört dem „Druiden“ João Alves. Eine Niederlage beim schlecht gestarteten Winterthur beendet die Serien. Gespann warten in der La Praille knapp 6000 Zuschauer auf eine Reaktion des Teams. Sie kommt! Ein früh dezimiertes Kriens wird mit 6:0 nach Hause geschickt. Das Team lebt. Beim Heimspiel gegen Wil kommen bereits mehr als 6000 Zuschauer. Servette spielt  eine souveräne 1. Halbzeit und ist leider nur 1:0 in Führung. Dann lässt sich der junge Abwehrchef Mendes provozieren. Der Hirnbefreite Cavusevic schlägt zuerst, Mendes schlägt zurück und nur das wird vom auch sonst überforderten Schiedsrichter Amhof gesehen. Aber trotz einem Mann weniger hat Servette immer noch die entscheidenden Spielvorteile. Eine biedere Wiler Mannschaft bringt es gerade mal auf einen Distanzschuss. Bedenklich. Das folgende Ausswärtsspiel in Schaffhausen geht durch einen fraglichen Penalty verloren.  Auch das Heimspiel gegen das reife Lausanne geht 1:2 verloren. Vor 15`000 Zuschauern endet ein packendes Challenge League Spitzenspiel enttäuschend. Aber der Fussball in Genf lebt! Zwei Siege in Delémont und zu Hause gegen Locarno stabilisieren das Team wieder.
 
Um die Stadt mehr für das Stadion zu begeistern und um ihm ein bisschen Atmosphäre einzuhauchen startet Majid Pishyar ein weiteres Grossprojekt. Das Stadion soll nebst einer komplett neuen Vermantelung auch einen Fanshop, eine Bar und eine Kinderkrippe  und ein Servette-Museum erhalten. Auf dem Dach sollen Solarzellen angebracht werden und der Innenraum soll besser für Konzerte oder sonstige Grossanlässe ausgestattet werden. Bleibt nur zu hoffen, dass der Kanton dem ganzen Projekt zustimmt.
 
Es folgen ein torloses Unentschieden gegen die einstmals Unabsteigbaren Aarauer und ein 3:1 Heimsieg gegen das inferiore Yverdon. Vor dem grossen Cup-Showdown gegen Basel gibt es eine unverständliche Niederlage auf dem Kartoffelacker von Chiasso. Im Cup qualifizierte sich Servette gegen Wettswil-Bonstetten und Baulmes für die 1/8-Finals wo es dann Ende November in der eiskalten La Praille zum Highlight gegen Champions-League Teilnehmer Basel kommt. Vor 14`200 Zuschauer wird Servette erst im Penalty-Schiessen bezwungen. Damit es bis zum Ende der Verlängerung überhaupt zu Toren kam, erfand Busacca gleich zwei Penaltys. De Azevedo konnte in der 120 Minute alleine auf den Basler Torhüter laufen, verzögerte und wurde geblockt. Es wäre zu schön gewesen. Im Liga-Alltag gibt es in Wohlen wieder nur einen mageren Punkt. Die Bilanz der Vorrunde ist zwiespältig. Die Heimspiele werden in der Regel gewonnen. Bei den Ausswärtsspielen bleiben zu viele Punkte liegen. So wird es Ende Saison nicht für die „Promotion“ reichen. Rang 4.
 
Da und dort gibt es Baustellen. Esteban ist ein Schatten seiner selbst. Lassana Camará, genannt „Sana“ hat noch keine Minute gespielt. M'Futi dribbelt alle schwindlig, am meisten sich selber. Soares und Karanovic müssen vielleicht noch wachgeküsst werden.
 
 
 
 
 
Text: Tschumi (http://www.super-servette.ch)
 
 
 
 
 
 
/peter