Tschumis Saisonrückblick - Teil 2

24.06.2011 00:00:00 | maroons
Der lange Weg zurück (Teil 2)

Hier der zweite Teil von Tschumis Saisonrückblick. Wir danken Tschumi für seinen Einsatz und verweisen nochmals auf seine Website super-servette.ch!!!
 
 
Im Winter-Trainingslager in Antalya (Türkei) will Joâo Alves das Team wieder zusammen schweissen und auch körperlich Top-Fit machen. Carlos Varela stösst zum Team! Ob er in der Rückrunde den Unterschied ausmachen kann wird sich zeigen.
 
Im ersten Spiel in Kriens scheint er in den 45 Einsatzminuten noch nicht wirklich motiviert. Auf dem sehr tiefen Boden geht er genau einmal zu Boden …so wird sein Maillot doch auch noch schmutzig. Esteban verwandelt den Penalty in der Nachspielzeit zum 1:1. Auch in Wil gibt es nur ein 0:0. Die Unabsteigbaren Aarauer werden mit 4:2 bezwungen. Das erste Tor für Varela.
 
Im März 2011 übernimmt Servette von der Stiftung Stade de Genève (FSG) den Betrieb des Stade de Genève. Damit sind die finanziellen Voraussetzungen für einen Aufstieg in die Super League gegeben. Majid Pishyar hat nach zähen Verhandlungen mit der Stadt und dem Kanton Genf erreicht, dass Servette den Stadionbetrieb in den nächsten 32 Jahren (!) unter sich hat. Servette hatte bisher für seine Partien das Stadion mieten müssen. Nun kann Servette neben Sportevents auch Konzerte oder Tagungen im Stade de Genève organisieren.
Das Ziel von Pishyar ist es, Servette sobald wie möglich die finanzielle Basis für eine Rückkehr in die oberste Spielklasse zu ermöglichen.
 
Es folgt ein Sieg auf fremden Platz. Angstgegner Stade Nyonnais wird im Colovray seit langem wieder einmal bezwungen. Da die Beute in den Ausswärtsspielen im Allgemeinen dürftig war enteilen Lugano, Vaduz und Lausanne-Sport. Karanovic schiesst wichtige Tore. Eudis hat schon seit mehr als ½ Jahr keins mehr geschossen. Mendes wird von Alves nur noch sporadisch eigesetzt. Nach dem 4:1 Heimsieg gegen Delémont kommt leider schon die frühe die Vorentscheidung.
Im Nachholspiel verliert Servette in der La Praille vor 10`000 Zuschauern gegen ein sehr reifes Lugano mit 0:2. Auch das folgende Spiel in Genf gegen Winterthur endet ebenfalls enttäuschend (3:3).
 
Die Chancen auf einen Aufstieg sind nur noch sehr, sehr klein. Im Prinzip kann die neue Saison schon Anfang April geplant werden. Das Interesse der Zuschauer nimmt sofort ab. Der Vertrag des beliebten Joâo Alves, der Servette auf einem Abstiegsplatz übernommen und kontinuierlich an die Spitze geführt hat, läuft aus. Wie reagiert Pishyar?
 
Das Léman-Derby auf der Pontaise endet zum dritten Mal in Serie mit einem Sieg der Grenats. Einem unerwarteten Knatsch folgt die überraschende Demission von Vize-Präsident und Kreativkopf David Pivoda. Die Hintergründe bleiben im Dunkeln.
Die folgenden Heimspiele gegen Schaffhausen 6:2 und Vaduz 3:1 werden gewonnen. Die Mannschaft kämpft solidarisch. Neuer Vize-Präsident wird der in Genf bestens bekannte Robert Hensler.
 
Auch Cup-Halbfinalist Biel wird auf der eigenen Gurzelen 0:5 deklassiert. Die Fans werden langsam wieder Euphorisch! Lugano und Vaduz fallen in eine Baisse.
Servette gewinnt in der La Praille 3:0 gegen Wohlen. Der gläserne Esteban nimmt immer mehr Fahrt auf. Auch Eudis trifft wieder. Lugano und Vaduz verlieren schon wieder. Dann folgt das sehr schwierige Auswärtsspiel im Cornaredo gegen Lugano.
 
Bei einem Sieg der Grenats wäre man wieder an der Spitze dran. Unglaublich nicht nur die Tatsache dass Servette noch mal um den Aufstieg mitreden kann, nein, das bis anhin so überragende Lugano wird mit 6:0 geschlagen! Euphorie bricht aus. Die Mannschaft bleibt im Tessin und bereitet sich auf ein um den Abstieg kämpfendes Locarno vor.
 
In der Zwischenzeit überstürzen sich die Ereignisse. Vaduz verliert zu Hause gegen Biel mit 5:0. Servette kann mit einem Sieg gegen Locarno die Spitze übernehmen und könnte das Schicksal in eigenen Händen halten. Der Aufstieg kann real werden!
Sehr viele Servette-Fans reisen ins Tessin. Es ist wohl die grösste Grenat-Fankolonie die es je auf Tessiner Boden gab. Alles war angerichtet. Diese einmalige Gelegenheit darf einfach nicht vergeben werden. Dann der Schock: Servette verliert 3:2. Statt Spitzenreiter fällt Servette auf den vierten Platz zurück. Ernüchterung. Kouassi war gesperrt. Pizzinat und Baumann waren verletzt. Der Ausfall der ganzen Mittelachse war zu viel. Zusätzlich verliert Servette Esteban wegen einer Verletzung und Eudis wegen Dummheit.
Lausanne-Sport hat sich mit Siegen gegen Lugano und Vaduz im Windschatten von Servette an die Spitze gemausert. Servette ist wieder auf Hilfe anderer angewiesen.
 
In der Zwischenzeit wird bekannt dass Majid Pishyar einen zweiten Verein übernommen hat. Der Geschäftsmann ist neu auch am portugiesischen Erstligisten SC Beira-Mar beteiligt. Das Team aus Aveiro hat in der abgelaufenen heimischen Meisterschaft mit Rang 13 den Klassenerhalt gesichert. Der Zeitpunkt wo das publik wird ist schlecht. Die Verunsicherung unter den Fans ist zu spüren.
Die Mannschaft lässt sich aber nicht verunsichern. Die Grenats gewinnen das nächste Spiel in Genf gegen Chiasso mit 3:0 und können sich dank einem erneuten Ausrutscher von Lugano auf den Barrage-Platz verbessern. Vor ekstatischen Zuschauern treffen Karanovic, De Azevedo und Vitkieviez. Servette (+46) hat das absolut beste Torverhältnis. (73 geschossenen Toren stehen 27 erhaltene gegenüber) Das ist so gut wie ein zusätzlicher Punkt.
 
Vor dem letzten Spiel gegen das bereits abgestiegene Yverdon sind die Vorzeichen wieder gut. Mit einem Sieg wäre die Barrage definitiv. Mit einem Sieg und einer Niederlage von LS ist gar der Direktaufstieg wieder möglich. Welches Gesicht wird uns Servette diesmal zeigen? Ohne viele Verletzte und gesperrte Spieler gewinnt Servette gegen ein aufopfernd kämpfendes Yverdon mit 2:0. Vitkieviez löst den Knopf. Von den 3‘450 Zuschauern waren mehr als 3‘200 Servettiens! Alle in Grenat war das Motto! Herrlich! Absolute Cupfinal-Stimmung!
 
Leider gewinnt Lausanne in Biel und steigt direkt auf.
Servette erhält mit den Barrage-Spielen eine nicht mehr für möglich gehaltene Chance zum Aufstieg in die Super League, nachdem im April, in Runde 21 von 30, bereits 14 Punkte Rückstand auf Leader Lugano und 13 auf den Zweitplatzierten FC Vaduz aufwiesen!
«Dieser zweite Platz ist das Ergebnis harter Arbeit», sagt den auch der „Druide“ João Alves. Es geht mit der Europacup-Formel gegen die Granata Bellinzona.
Ja, und da war noch kurz vor den Barrage Spielen ein grosser Skandal in Bellinzona. Der Genfer Ref Laperrière versäumt es einen glasklaren Penalty für die ACB zu pfeiffen. Laperrière und seine Assistenten werden angegriffen, Schmuck wurde geklaut, Kleider zerstört und das Auto zerkratzt. Jemand wütete in der Schiedsrichter-Kabine wo die Fans keinen Zutritt haben. Die Disziplinarkommission der SFL verurteilt drei Spieler zu Spielsperren und den Klub eine Busse von 80‘000 Franken – um einen Punktabzug kommen die Tessiner aber herum. Die Spieler Lima (4), Kapitän Lustrinelli (2) und Conti (1) erhalten Spielsperren. Die beiden Teamstützen Lima und Lustrinelli sollten in der Barrage nicht spielen können. Gut so.
 
Im Comunale (das Stadion ist eine Zumutung!) verliert Servette nach einem guten Spiel mit 1:0. Pavel Pergl erlöste die Tessiner mit einem sehenswerten Volley-Tor in der 88. Minute. Servette war trotz der Niederlage mehrheitlich das bessere Team. Ärgerlich, aber noch war nichts verloren. João Alves sagt: An der Ausgangslage ändert dieses Tor für das Rückspiel wenig. Übrigens hat Lustrinelli unverständlicherweise gespielt! Ein Skandal seitens der SFL. Aber nicht genug.
Für das Rückspiel in Genf wurde er von der Disziplinarkommission begnadigt. Mafia! Genf kocht vor Wut. Die Genfer Zeitungen hatten sechs Jahre nach dem Konkurs und dem Zwangsabstieg von Servette vom «wichtigstem Spiel der Geschichte» geschrieben. Und «Magier» Pishyar richtete vor dem Match salbungsvolle Worte an die über 23‘000 Zuschauer, die erwartungsfroh erschienen waren.
Die Servette-Equipe liess sich aber durch nichts beirren. Sie hatte grosse Lust auf einen schönen Fussballabend, ergriff sofort die Initiative, spielte viele risikoreiche Pässe und wurde schon in der ersten Halbzeit für ihre aufopfernde Spielweise belohnt. De Azevedo und Baumann sorgten für die 2:0-Führung zur Pause. Sieben Schweizer und vier ausländische Spieler standen bei Servette in der Startformation. Keiner von ihnen war älter als 29 Jahre. Diese junge Equipe symbolisiert das Servette der Neuzeit – mutig, lustvoll, selbstbewusst.
Es grenzte gar an eine Unverschämtheit, wie furchtlos sie phasenweise aufspielte. Sie wollte an diesem regnerischen Abend keine Kompromisse eingehen und schoss durch Baumann noch das 3:0. Lustrinelli (ausgerechnet er!) schoss in der zweiten Halbzeit zwar ein Tor, aber viel mehr als ein kurzes Aufbäumen der Tessiner war das nicht. Servette ist wieder da wo es hingehört!
 
LES GRANDS CLUBS NE MEURENT JAMAIS!!!
 
 
 
 
Text: Tschumi (http://www.super-servette.ch)

 
 
 
 
/peter