Erfreulicher Auswärtssieg gegen Winterthur
Weiter im Krebsgang: (landbote.ch / 08.05.2014)
Trotz einer frühen Führung blieb der FCW zum achten Mal in Folge sieglos. Er verlor gegen Servettes verstärkte Juniorenmannschaft noch 1:2.
20, 25 Minuten lang konnte sich der gemeine Winterthurer Fussballfreund einigermassen an den Verrichtungen seiner Mannschaft in diesem viertletzten Pflichtmatch einer missratenen Saison erfreuen. Der FCW begann, dass man erwarten durfte, er werde den vierten Anlauf gegen Servette zum ersten Sieg nutzen – gegen ein Team aus Genf, in dem vier Teenager begannen und zwei weitere eingewechselt wurden, in dem dazu noch zwei U22-Fussballer standen.
Schon sehr früh hatten die Winterthurer zwei gute erste Chancen, und nach 13 Minuten erwischte Topskorer Marco Aratore den Genfer Torhüter Roland Müller, einen Deutschen, der im philippinischen Nationalkader steht. Aratores flacher Freistossball von der einen Strafraumecke in die weitere Torecke wirkte allerdings nicht unhaltbar. Aber den Ereignissen entsprach allemal, dass der FCW führte.
Servettes Doppelschlag
Doch so Mitte erster Halbzeit kamen die immerhin eifrigen Genfer zusehends besser ins Spiel. Sie bekamen zuerst den Match und dann auch das Resultat unter Kontrolle, gegen Winterthurer, die bald einmal darauf verzichteten, mit erkennbarem Einsatz weiterzuspielen. Und so fielen nach 35 Minuten binnen kurzer Zeit die beiden Tore, die den Match kehrten und die Genfer schliesslich mit drei Punkten heimfahren liessen.
Das 1:1 war ein Elfmeter, den David Marazzi, einer der Genfer Routiniers, treten konnte, nachdem Kevin Bua, einer der Genfer Jungen, vom Winterthurer Linksverteidiger in einer Art gefoult worden war, die dem Auftreten eines unbedarften Juniors entsprach. Gleich danach erhielten die Genfer auf der linken Flanke so viel freien Raum, dass der 17-jährige Romain Kursner unbedrängt flanken und Jocelyn Roux ebenso unbedrängt einköpfeln konnte.
1:2 stands auch am Schluss – nach einer zweiten Halbzeit, die man sich hätte schenken können. Die Genfer hatten keine bedeutendere Mühe mehr, ihren Vorsprung zu halten. Ihr Sportchef Pascal Zuberbühler freute sich hinterher darüber, was seine Youngsters mit den höheren 90er-Jahrgängen geboten hatten. «Denen zuzuschauen, macht Spass», sagte er nur wieder. Diesen Spass mussten sich «Zubi» und die Seinen jedenfalls nicht von dieser Mannschaft des FCW verderben lassen. Gewiss, es gab Einzelne, die sich bemühten, beispielsweise Sawwas Exouzidis, der sich auch in dieser angeknacksten Verfassung zum Dominator der Defensive aufschwang. Auch Stefan Iten musste sich immerhin nicht vorwerfen lassen, das Kämpfen unterlassen zu haben.
D’Angelo: Diesmal wars Rot
Es hätte Aratore nach einer guten Aktion in der 58. Minute, die Müller mit einer unorthodoxen Fussabwehr stoppte, sein zweites Tor schiessen können. Es hätte der eingewechselte Genc Krasniqi kurz vor Schluss ausgleichen können. Aber insgesamt war zu wenig, was die Winterthurer nun noch boten, viel zu wenig. Zu wenig wars auch, weil sie die letzte halbe Stunde auch noch in Unterzahl spielen mussten. Verschuldet hatte dies Gianluca D’Angelo, ihr defensiver Mittelfeldspieler, der in dieser Saison schon so oft damit aufgefallen war, Verwarnungen zu sammeln – auch an Orten und in Situationen, in denen es nicht nötig gewesen wäre. 13 Gelbe Karten hat er schon auf dem Konto, seit gestern eine Rote dazu: Von Gegner Bua gefoult, liess er sich zu einem Revanchefoul hinreissen, wofür er zu Recht vom Platz gestellt wurde. Es war ganz einfach ein ganz schwacher Auftritt.
D’Angelo wird am Samstag also in Chiasso fehlen. Aber eigentlich müsste man von ihm verlangen, diese Reise trotz allem mitzumachen. Drei weitere Spieler werden im sehr fernen Südtessin ebenfalls gesperrt sein, Aratore, Nico Zuffi und Kris Kuzmanovic. Aratore mag an diesem Abend ein weiteres Mal der mit Abstand torgefährlichste Winterthurer gewesen sein. Aber man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, als sei er, der normalerweise gefoult wird und nicht foult, nicht nur auf der Suche nach weiteren Toren, sondern auch nach der vierten Gelben Karte. In der 86. Minute hatte er dann sein Ziel erreicht. Man wünschte sich fast, der Schiedsrichter hätte da nicht regelgerecht gehandelt…
Am Ende stimmte aus Winterthurer Sicht also so gut wie nichts mehr. Die Mannschaft hatte zum achten Mal hintereinander nicht gewonnen, ja gegen einen bestenfalls mittelmässigen Gegner gar verloren. Sie hatte ihrer sportlichen Führung ein weiteres Mal deutlich gemacht, dass deutlich mehr personelle Retuschen nötig sind, als man vielleicht noch vor kurzer Zeit dachte. Und sollte die Beantwortung der nun schon bedenklich lange hängigen Trainerfrage auch von solchen Auftritten abhängen, dann haben einige Boro Kuzmanovic ziemlich in der Luft hängen lassen.
Es stehen jetzt noch drei Spiele aus, und man ist geneigt zu sagen, das Saisonende mehr denn je herbeizuwünschen.
FC Winterthur – Servette FC 1:2 (1:2)
Schützenwiese : 1‘500 Zuschauer
Schiedsrichter : Lukas Fähndrich ; Didier Dubrit, Philipp Bregy
Tore : 12’ Aratore (1:0), 35’ Marazzi (Foulpenalty) (1:1), 37’ Roux (1:2)
Servette FC : Müller ; Kursner, Bytyqi, Rodrigues, Aiyegbusi ; Hasanovic, Doumbia ; Bua, Margairaz (62’ Cespedes), Marazzi (82’ Pasche) ; Roux (73’ Dominguez),
FC Winterthur : Leite ; Elmer, Zuffi (69’ Grether), Exouzidis (66’ Schuler), Menezes ; Iten ; Aratore, Kuzmanovic, D’Angelo, Pacar (69’ Krasniqi) ; Bengondo
Verwarnungen : 32‘ Menezes, 34‘ Kuzmanovic, 53‘ Zuffi, 62‘ Bua, 87‘ Aratore, 87‘ Pasche, 90‘ Bytyqi
Rot : 62‘ D‘Angelo
Bemerkungen : Servette ohne Dams, Markovic, Routis, Tréand (Verletzt), Crettenand, Fernandez, Kutesa, Mfuyi, Monteiro, Odabasi, Pereira, Placca, Sauthier, Tadic (Nicht im Aufgebot), Winterthur ohne Akanji (Gesperrt), Sereinig, Simijonovic (Krank), Baumann, Marchesano, Ritter, Tighazoui (Verletzt), Hediger, Mesonero, Minder, Schättin (Nicht im Aufgebot)
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