Die Geschehnisse des Vortages in Genf

02.06.2015 00:00:00 | maroons

Medienspiegel zur Lage in Genf

Wir haben ein Loch von fünf Millionen. Und kein seriöses Angebot : (tdg.ch / 01.06.2015 16:35 Uhr / Daniel Visentini)

 

Der Präsident, des heute Morgen zwangsrelegierten Servette FC, Hugh Quennec, stellt die Situation klar.

 

In einer Loge des Stade de Genève konnten wir Hugh Quennec treffen. Er ist der Präsident des heute Morgen von der Swiss Football League ins Abseits gestellte Servette, das keine Lizenz für die kommende Saison erhalten hat.

 

Daniel Visentini (Tdg) : Hugh Quennec, wie geht es weiter: mit dem Konkurs?
Hugh Quennec (Servette FC) : Wir haben gestern den Entscheid der Rekurs Behörde zur Kenntnis genommen. Wir müssen jetzt, zusammen mit unseren Anwälten, prüfen, welche Möglichkeiten uns in dieser Situation bieten. Das Ziel ist, einen Konkurs nach Möglichkeit zu verhindern. Aber, da steht uns ein Loch von fünf Millionen budgetierten Franken entgegen. Wir werden alles versuchen.

 

Wie sehen Sie sich selbst in der Schuld? Sie haben Rettungsangebote ausgeschlagen. Darunter waren seriöse Übernahmeangebote von Leuten, welche bereit gewesen wären, in die Aktiengesellschaft einzusteigen.

Ich übernehme einen Teil der Verantwortung. Zum Anderen, ich war bereit, mein Aktienkapital aufzuteilen, oder den Verein abzugeben, wenn es nötig gewesen wäre. In Wirklichkeit gab es nie ein konkretes oder genügendes Angebot.

 

Werden Sie zurücktreten?

Eine Demission wäre wie ein Kapitän, der das sinkende Schiff verlässt. In unserer aktuellen Situation hilft dies niemandem.

 

Mit einem Schuldenberg von fünf Millionen Franken sind Sie dazu verpflichtet, einen Richter zu kontaktieren und die Bilanz zu deponieren.

Wir sind momentan noch in einer Abklärungsphase, in der wir alle Möglichkeiten abwägen wollen, um einen Konkurs zu vermeiden. Dabei sind wir auch in Kontakt mit Personen, welche uns ihre Hilfe angeboten haben, im Falle eines Lizenzerhalts. Wir folgen dabei dem Rat unserer Anwälte.

 

 

Die Servette-Fans zeigen vor der La Praille ihren Unmut : (tdg.ch / 01.06.2015 20:42 Uhr / Aurélie Toninato)

 

Gegen 80 Personen trafen sich am Montagabend vor den Toren des Stadions, um den Rücktritt des Präsidenten Hugh Quennec zu fordern.

 

Fast 80 Fans der Grenats haben sich am Montagabend um 18:30 Uhr auf dem Stadionvorplatz der La Praille versammelt, um ihrer Enttäuschung und ihrer Wut Ausdruck zu verleihen.

Es wurden gemeinsam Lieder gesungen und lautstark mit „Quennec, démission!“ („Quennec, Rücktritt!“) Parolen, den Rücktritt des Präsidenten gefordert. Eine Aufforderung, welche auch mittels Banner am Stadioneingang platziert worden ist. Ein Dutzend Spieler nahm ebenfalls am Treffen teil und spendete mit Umarmungen Trost.

 

Die Fans sind zornig, vor allem aber bitter enttäuscht. Zahlreich fordern Sie den Kopf von Quennec. „Er hätte schon viel früher Alarm schlagen sollen!“, findet der 24-jährige Bastien. „Warum hat er nicht früher reagiert? Man hätte beispielsweise einen Spieler verkaufen können, was vielleicht genügend Geld eingebracht hätte, um die Ausgaben bis zum Saisonende zu decken. Oder er hätte den Klub zum Verkauf anbieten sollen, sein Aktienkapital öffnen.“

Ein anderer Supporter fügt an: „Quennec wollte der alleinige Boss sein, welcher die Stricke leitet. Er hatte die Verantwortung und hat versagt. Er soll gehen!“

 

Welche Zukunft erwartet Servette? „Der Bankrott und ein weiterer Zwangsabstieg sind uns sicher“, prognostiziert Antoine (25). Ist dies das Todesurteil für den Verein? „Xamax konnte sich fangen und wieder auferstehen. Aber bei ihnen war es der erste Konkurs. Bei uns wäre es der zweite…Ich habe Angst, dass es dieses Mal viel länger dauern wird, um uns wieder zurück zu kämpfen.“

Ein anderer zeigt sich ebenfalls besorgt: „Ich hoffe, dass dies nicht ein Konkurs zu viel wäre. Nur die Genfer Politik kann den Klub nun noch retten!“ Ein Familienvater, leidenschaftlicher Anhänger, ist mit Frau und Kindern gekommen. Er ergänzt: „Wir wollen aber keine Billiglösung, wie zum Beispiel eine Fusion mit Etoile Carouge, wie einige schon als Lösungsvorschlag angebracht haben. Servette würde dabei seine Identität verlieren! Lieber soll der Verein relegiert werden, als das.“

 

Bastien schliesst ab: „Der einzige positive Aspekt ist, dass Servette im Falle eines Abstiegs nicht mehr im Stade de Genève spielen könnte. Dann würden die lokalen Behörden sich mit einem leeren Stadion wiederfinden. Dann kämen sie vielleicht endlich auf die Idee, dieses zu renovieren!“

 

Das Treffen der Fans verläuft friedlich und wird mit dem Zünden von Bengalos und Rauchpetarden abgeschlossen.

 

 


Ein Grossteil der Fans fordert den Rücktritt des Präsidenten.
 

 

Übersetzung: Peter
Foto: Sabi

 

 

Wird das Stadion nun renoviert?

 

Es wirkt schon fast höhnisch, doch auf Léman Bleu gab es gestern auch Neuigkeiten zum Stade de Genève.

Die Regierungsrätin Anne Emery-Torracinta verkündete nämlich die schrittweise Renovation des Stadions. In einem ersten Schritt sollen die nötigsten Arbeiten vorgenommen werden. Danach sollen weitere Anpassungen vorgenommen werden. Laut Gerüchten, welche die Tribune de Genève aufgeschnappt hat, soll bereits am Donnerstag das benötigte Budget in der Höhe von 5,6 Millionen Franken vom Regierungsrat durchgewunken werden.

Bedenklich, wenn die Behörden eine Summe in der Höhe annehmen, welche dem SFC vor wenigen Wochen noch verweigert wurde. Auch die Tatsache, dass man dem Verein für die 1. Liga Promotion einen „Freundschaftspreis“ von 75‘000.– Fr. Semestermiete (Quelle tdg.ch) offerieren möchte, lässt einem die Galle hoch kommen.

Das scheinheilige Getue der Genfer Politik macht die Situation nun nicht besser. Wir hoffen inbrünstig, dass unsere Grenats noch gerettet werden können.