Erster Teil des Saisonrückblicks

01.08.2015 00:00:00 | maroons

2014/15 – An der Tür zur Super League


An der WM in Brasilien stehen immerhin fünf ex-Servettiens in den Kadern der jeweiligen Nationalmannschaften. Hitzfeld nahm für die Schweiz Philippe Senderos (ein Einsatz) und Reto Ziegler (war Junior bei Servette) mit. Djamel Mesbah spielte für Algerien und die beiden Südamerikaner Jean Beausejour und Jorge Valdivia für Chile. Bei Servette ist wieder einmal kein Stein auf dem anderen geblieben. Das ungeliebte Duo Zuberbühler/Cantaluppi müssen zum Glück wieder ins zweite Glied zurück. Bereits Ende der letzten Saison nahm der Waliser Julian Jenkins als neuer CEO die Zügel in die Hand. Er setzt auf einen neuen Trainer. Der Engländer Kevin Cooper soll wieder Stabilität und System in die Mannschaft bringen. Die vielen jungen Talente erfordern spezielle Aufmerksamkeit. Cooper hatte bis anhin ausschliesslich mit Junioren gearbeitet. Jenkins startet mit vielen guten Ideen. Er geht sehr offen auf die Menschen zu. Er versucht von Anfang an mehr Leute ins Stadion zu bringen. Er eröffnet den «Business Club», sucht persönlichen Kontakt mit allen Fan-Gruppen und startet ebenfalls mit den «Ambassadeurs du Servette FC». Der Klub erhält die Spiel-Lizenz mal wieder erst in zweiter Instanz. Mit dem gegebenen Budget gibt es keine grossen Sprünge, aber man kann gespannt sein ob unter der neuen Führung auch auf dem Platz britische Härte und Tugenden einfliessen werden. Abgänge sind: Marazzi (Lausanne-Sport), Tadic (Schaffhausen), Tréand (St. Gallen) und Routis (Bradford City). Mit Aiyegbusi, Fargues, Gonzales, Hempler und Placca wird nicht mehr geplant. Auch der ehemalige Nationalspieler Xavier Margairaz darf nicht mehr mitmachen. Warum auch? Ein Spiel dauert mehr als 30 Minuten… Zum jungen Team stossen Johan Vonlanthen (Schaffhausen) und der Ostschweizer Michel Avanzini. Der Wechsel von Alhassane Keita zu Servette platzt. Die von Zuberbühler verbannten Walliser Crettenand und Sauthier werden wieder in die Gruppe integriert. Weil Barcelona nach der WM auf seiner Webseite ein Testspiel in Genf angibt entstehen Gerüchte von einem Spiel gegen Servette. Nichts als Wunschdenken, am Schluss spielt Barcelona gegen Napoli. Die Testspiele von Servette sind durchzogen. Einzig ein 0:3 „Auswärts-Erfolg“ gegen Évian Thonon Gaillard aus der Ligue 1 mag richtig gefallen. Erleichtert nehmen die Servette Fans zur Kenntnis dass wieder mit System gearbeitet wird und auch wieder eins erkennbar ist. Die Zeit von Trainer Cantaluppi, welche zeitweise an Slapstick nicht zu überbieten war, scheint vergessen. Dominguez, Kursner und Rodrigues werden offiziell Profis.

Um dem Stadion mehr Leben einzuhauchen werden die Fans aufgerufen das unterste Niveau der Architektur in der Farbe Grenat zu streichen. Das Resultat ist wirklich super! Im ersten Meisterschafts-Spiel gibt es einen glücklichen Heimsieg gegen „Bidu“ Zaugg`s Biel. Der 2:1 Erfolg wird erst in den letzten Minuten erzwungen. In der Presse wird etwas früh vom britischen Siegeswillen geschrieben, denn eine Woche später gibt es eine diskussionslose Niederlage gegen ein erstaunlich starkes Wohlen. Sforza hat aus dem Fast-Absteiger ein robustes und williges Team zusammengestellt. Der dritte Torhüter Guedes wird anschliessend für ein Jahr an Meyrin abgegeben. Soares, der Super League Einsätze hatte, verschwindet in den Niederungen des Amateurfussballs. Eine 1:2 Heimniederlage gegen ein biederes Wil rundet den Fehlstart ab. Es sind die bereits letzten Spiele in der Vorrunde von Crettenand. Der wird es bei Servette wohl nie richtig packen. In Chiasso gibt es unter drückender Hitze wieder einen Last-Minute-Sieg. Der eingewechselte Doumbia schiesst das glückliche 0:1. Schlimm aber die schwere Knieverletzung des Jungen Innenverteidigers Miguel Rodrigues. Er hatte sich unter Cooper neben Dams in der Innenverteidigung etabliert. Schade. Es folgt ein glanzloses 0:0 gegen Winterthur. Die Fans lehnen sich bereits gegen die defensive Spielweise und Grundhaltung von Cooper auf. So werden keine zusätzlichen Zuschauer ins Stadion kommen. Auch ein Stürmerproblem liegt auf der Hand. Wir schiessen zu wenig Tore. Im Derby um den Genfersee gewinnt Servette herrlich. Servette bekommt beim Stand von 1:1 in der Nachspielzeit einen Penalty und Ousmane Doumbia verschiesst! Aber Jocelyn Roux rettet die drei Punkte per Kopf nach einem Bua-Freistoss in der 93. Minute. Der Sieg wird begeistert gefeiert. Es fällt auf dass alle Siege erst in der Schlussphase realisiert werden konnten. Leider verletzt sich Ousmane Doumbia und steht für die Hinrunde nicht mehr zur Verfügung. Der Genfer WM-Fahrer Reto Ziegler hat sich von Juventus Turin frei gekauft. Er findet aktuell keinen Klub darf aber bei Servette mit trainieren. Warum springt er nicht über den Schatten und lässt uns die Stolperaktionen von Markovic vergessen machen? In Sirnach gibt es einen Standesgemässen 0:8 Cup-Sieg. Auch in der Meisterschaft geht es aufs Land. Le Mont Lausanne trägt seine Heimspiele in Baulmes aus. Servette bezwingt Le Mont wenig berauschend mit 0:1. Vonlanthen schliesst einen Angriff über Avanzini trocken ab. Servette schiesst weiterhin zu wenig Tore. So stösst der Italienische Mittelstürmer Lorenzo Cinque zum Team. Ob er der erhoffte Goalgetter ist? Die folgenden zwei Heimspiele enttäuschen wieder gewaltig. Ein langweiliges Unentschieden gegen Lugano und eine Cup-Niederlage gegen Leader Wohlen lässt Servette stagnieren. Die Spielweise beruht auf Sicherheit und Ballbesitz. Leider fehlen Torszenen fast komplett. Die Zuschauer bleiben fern. Wenigstens Auswärts gibt es ab und zu einige Räume und die Spiele sind gefälliger. Vonlanthen trifft auch in Schaffhausen und sichert drei Punkte. Als ob Hugh Quennec nicht schon genug zu tun hätte bürdet er sich auch noch das Präsidium des Servette RC auf. Im Stade de Genève wird also nun auch noch Rugby gespielt. Das erste offizielle Spiel um den Geneva Rugby Cup wird gegen die Grasshoppers ausgetragen. Resultat? Who cares? Im einzigen Fussball Stadion des Kantons Zürich verliert Servette gegen ein starkes Winterthur in einem rassigen Spiel mit 4:2. Die Niederlage kann zu Hause gegen Le Mont korrigiert werden. Der Treffer von Mfuyi wird zum Tor des Monats nominiert. Im Zuge der Nati Pause wird Loïc Favre von der Lohnliste gestrichen. Er hatte schon länger keine Funktion mehr. Die Affäre wird vor Gericht ausgetragen. Schade um ihn. Er konnte seine Ideen in Genf leider nie verwirklichen. Karim Gazzetta (19) hat seinen Vertrag mit dem Servette FC um 2 weitere Jahre, bis 30. Juni 2017, verlängert. Der talentierte Mittelfeldspieler kam unter Cooper zu zahlreichen Einsätzen. In Lugano gibt es wieder eine unnötige 2:0 Niederlage. Einige Zuschauer musste nach dem Schlusspfiff geweckt werden. Um den Rhythmus nicht zu brechen hatte man in der Nati-Pause auf ein Freundschaftsspiel verzichtet… Welchen Rhythmus? Wie so oft konnte sich die Mannschaft wieder aufrichten und endlich ein Spiel gegen Wohlen gewinnen! Der Leader konnte mit einem knappen 1:0 durch Sauthier bezwungen werden. Der Sieg wird durch den Tod des 56 jährigen Rainer Hasler tief getrübt. Der technisch versierte Aussenverteidiger Hasler war in den Achtziger Jahren Captain bei Servette. Damals war Servette noch national und international eine grosse Nummer. Lange ist es her. Der Verteidiger wurde mit den Grenats Cupsieger (1984) und Meister (1985). Regelmässig hatte er sich damals in Genf nach den Spielen von den Deutschschweizer Servette Fans verabschiedet und für die Unterstützung bedankt. Ein Grosser ist gegangen. Solche Aussenverteidiger bräuchte Servette wieder. Obwohl gerade Markovic den 1:0 Siegtreffer im folgenden mässigen Spiel in Biel markiert. Er kann aber trotz dieses unglaublichen Tores seine technischen Mängel nicht vertuschen. Es folgt ein weiteres starkes Spiel auf der Pontaise. Roux, Pasche und Vonlanthen treffen zum 1:3 im so wichtigen Derby um den Genfersee. Jedesmal gegen Lausanne spielt Servette einen rassigen und technischen Fussball. So macht es Spass. Zu erwähnen ist ausserdem das Debut des 17 jährigen Denis Zakaria. Wie so oft kommen aber wieder ernüchternde Spiele mit wenig Torchancen und Rhythmus. Servette spielt in der La Praille gegen ein sehr defensives Schaffhausen nur 1:1 und gegen Wil in der Ostschweiz gibt es gar eine Niederlage. Nach einem Kamikaze Ausflug von Müller musste Servette 35 Minuten in Unterzahl spielen. Wil trifft in der Endphase. Müller wird für drei Spiele gesperrt. Die Chance für Barroca. Im letzten Spiel vor der Winterpause hat er aber wenig zu tun. Die Grenats gewinnen das Heimspiel gegen Chiasso 3:1. Bereits nach 12 Minuten wird ein Tessiner unter die Dusche geschickt. Der Heissblütige Regazzoni folgt ihm nach einem Disput mit dem Schiedsrichter in der Halbzeitpause. Erst gegen 9 Spieler können sich die Genfer durchsetzen. Pasche, Sauthier und Roux treffen. Es fällt auf das der Servette FC sechs Spiele jeweils am Montagabend austrägt. Das ist für die Fans nicht nur lustig. Das gezeigte reicht für den dritten Platz hinter Wohlen (+4) und Lugano (+3). Jocelyn Roux und Johan Vonlanthen haben in der Vorrunde beide je 6 Tore geschossen. Der ruhige und umsichtige Innenverteidiger Niklas Dams hat mit 1610 Minuten die meiste Einsatzzeit. Mit 32 gelben und einer roten Karte ist Servette Leader der Fair-Play Tabelle. Es fällt auf das es in neun Heimspielen nur 13 Tore gab. Das reichte für 18 Punkte. In neun Away-Spielen gab es 11 Tore und immerhin 15 Punkte. Mit diesem Tore Durchschnitt holt man in Genf keine Zuschauer ins Stadion. Warum Spieler wie Crettenand immer noch durchgefüttert werden bleibt ein Geheimnis… und wie es jedes Jahr so ist dringen wieder finanzielle Probleme an die Öffentlichkeit. Die Probleme bleiben. Der Genfer Finanzplatz und Firmen interessieren sich nicht für Servette. Die Politische Hilfe bleibt aus. Servette hat zwar in der Challenge League am meisten Zuschauer, aber es sind einfach zu wenig um wirklich Ambitionen zu stellen. Das Stadion ist immer noch nicht fertig. Zur Erinnerung: Der ehemalige Präsident Pishyar hat es für 32 Jahre gemietet. Diese Schuldenlast drückt jedes Jahr gewaltig.