Presseberichte vom Cupspiel

06.02.2006 00:00:00 | maroons

Winterthur in Genf nie dominierend - trotzdem im Halbfinal

Vier Tore in der Verlängerung und emotionale Szenen nach dem Winterthurer Führungstreffer haben den Cup-Viertelfinal in Genf geprägt, in dem sich der Gastklub aus der Challenge League entgegen dem Spielverlauf für den Halbfinal qualifizierte. Schlecht belohnt ist damit Servette Genf - der Leader der Erstliga-Gruppe 1 hatte die zweiten 45 Minuten mit nur zehn Mann dominiert und sich am Ende mit neun Spielern je länger, desto heftiger gegen die Niederlage gewehrt. Doch der zweite Platzverweis (gegen Kusunga, kurz nach dem Zürcher Führungstreffer in der 106. Minute) war einer zu viel: Unmittelbar danach schoss Mikari das 2:0. Der Anschlusstreffer durch einen Foulpenalty Tréands und Renfers 1:3 ins leere Tor taten nichts mehr zur Sache. Winterthur steht zum vierten Mal im Cup-Halbfinal.

Fast 5000 unterstützen die Amateure

Ein Jahr und einen Tag nach dem Konkurs der Profi-Abteilung bewiesen Servette-Fussballer und Servette-Fans, dass sie auch unter veränderten Rahmenbedingungen den Erfolg wollen. Gegen 5000 Genfer verwandelten die Haupttribüne des Stade de Genève in ein bordeaux-rot-weisses Farbenmeer, während die elf Spieler auf dem Rasen von Beginn weg entschlossener zur Sache gingen als der Gegner.

Die Gäste gaben sich zurückhaltend: Übertönt wurden die 700 Zuschauer, die im Extrazug aus Winterthur angereist waren; vielfach überrannt die Spieler, die direkt aus dem Trainingslager auf Malta gekommen waren. Die besseren Chancen hatte der Gastklub (mit Renfer als einziger Sturmspitze) zuerst trotzdem. Aber nie fand er zu der einfachen Spielweise, die der Coach Mathias Walther gefordert hatte, und je länger das Spiel dauerte, desto biederer wirkte ihr Auftreten verglichen mit der Genfer Verve.

Das Missverhältnis nahm noch zu, als der Genfer Routinier Bratic nach 50 Minuten die zweite gelbe Karte sah. Zu zehnt liefen vor allem die jüngeren Grenats zu grosser Form auf, liessen den Ball laufen und zeigten dabei technisches Geschick. Und während vorne Noriega, Chedly und Tréand wirbelten, beschleunigten die Routiniers Cravero und Londono das Spiel von hinten mit einer erfolgreichen Risikostrategie,

Überkochende Emotionen

Das ging 105 Minuten lang gut. Bis der Winterthurer Kozarac dann eben doch einmal durchbrach, mit dem Genfer Cravero einen unbeabsichtigten «Doppelpass» spielte und Goalie Boully mit einem satten Schuss bezwang. nach dieser Szene überkochten die Emotionen. Kusunga kassierte seinen Platzverweis nach einem Foul, und Londono hätte ebenso die rote Karte verdient, als er den Schiedsrichter Wildhaber mit Gewalt daran hinderte, am Spielfeldrand, wo Gegenstände geflogen kamen, nach dem Rechten zu sehen. Es war ein unschönes Ende einer grossen Genfer Gala. Für die Servettiens folgt ein Monat Pause, dann geht es weiter - gegen Echallens.           /Neue Zürcher Zeitung Online

 

Servette von Winterthur gestoppt

Die Winterthurer qualifizierten sich dank einem 3:1-Sieg nach Verlängerung gegen Servette als zweites Team aus der Challenge League für die Halbfinals im Swisscom Cup. Erst dreimal hatte der FC zuvor die zweitletzte Runde im K.o.-Wettbewerb erreicht.

Gegen den glücklosen Erstligisten Servette fielen alle drei Tore in Genf erst in der zweiten Hälfte der Verlängerung. Zunächst traf Samir Kozarac; dann erhöhte Yassin Mikari auf 2:0 für die Gäste. Geoffrey Treand sorgte eine Minute vor Schluss per Foulelfmeter für den Anschlusstreffer der Genfer, doch Pascal Renfer sicherte den Sieg Sekunden später mit einem Konter. (si)           / Tages-Anzeiger Online

 

Der FC Winterthur blieb beim Erstligisten Servette mit 3:1 (0:0) nach Verlängerung siegreich. Der Challenge-League-Verein profitierte von zwei Platzverweisen gegen die Genfer und gewann dank Treffern von Samir Korazac, Yassin Mikari sowie Pascal Renfer in einer ausgeglichenen Partie etwas glücklich.              /  Blick online

 

Schon im Vorzimmer zum Endspiel       

In der Verlängerung gegen Erstliga-Leader Servette er zwingt der FCW den 3:1-Sieg, der ihn erstmals seit 31 Jahren in die Halbfinals des Schweizer Cups bringt.

Es war spielerisch nicht annähernd, was der FCW in den beiden vorangegangenen Cuprunden gegen die Grasshoppers und den FC Luzern geboten hatte. Was am Ende, nach über 120 Minuten im eisig kalten Stade de Genève, aber zählte, war der statistisch grösste Erfolg für den Verein seit immerhin 31 Jahren. Denn so lange ist es her, dass er landesweit Aufsehen erregte mit einem Platz in den Halbfinals des Schweizer Cups. Damals war er dann – mit einem 2:1 zu Hause und einem 0:0 auswärts gegen die Young Boys – zum zweiten Mal in den Final vorgestossen. Jetzt ist er zum vierten Mal in der Vereinsgeschichte Halbfinalist, steht er immerhin schon im Vorzimmer zum grossen Endspiel im Stade de Suisse.

Es war Losglück, es für einen Match dieser Bedeutung mit einem Erstligisten wie Servette zu tun zu bekommen. Und das brauchten die Winterthurer auch, denn sehr viel stärker als die Genfer hätte an diesem Tag ein Gegner nicht sein dürfen. Der FCW tat sich nach zehn Tagen Trainingslager vorwiegend auf tiefen Plätzen in Malta auf dem hart gefrorenen Terrain in Genf schwer. Genau genommen war der FCW, die nominell zweifelsfrei bessere Mannschaft, fast nie richtig im Spiel; vielleicht in der ersten Viertelstunde nach der Pause hatte er die Dinge auch mit offensivem Wirken unter Kontrolle. Das war doch ein erstaunlich kurzer Zeitraum, und es war auch nicht ungefährlich.

Hürzelers Parade

Denn so setzten sich die Winterthurer 90 Minuten der regulären Spielzeit und nochmals eine erste Viertelstunde der Verlängerung der Gefahr aus, in einer heiklen Szene, mochte sie auch durch den Zufall be einflusst worden sein, in Rückstand zu geraten. Natürlich spielte die Abwehr defensiv gut, die gesamte Mannschaft defensiv so aufopferungsvoll, dass schliesslich nichts passierte. Aber kurz vor Halbzeit, als Erich Hürzeler einen sehr guten Diagonalschuss Alban Noriegas gerade noch an den Pfosten lenken konnte, waren die Genfer nahe an diesem Coup.

Bis dahin war jedenfalls fast unerklärlich gewesen, wie wenig das Winterthurer Mittelfeld – Samir Kozarac und die vier Mann vor ihm – das Spiel unter Kontrolle bekam; es fehlte jegliches Selbstverständnis; es gab kaum eine Passage über mehr als zwei Pässe. Trainer Mathias Walther reagierte: Er schickte den Debütanten Boban Maksimovic aufs Feld, liess Fabio Digenti fortan praktisch als zweiten Angreifer wirken. Das Ergebnis: 10, 15 Minuten Winterthurer Überlegenheit und Spielkontrolle, in dieser Zeit auch ein Platzverweis gegen Servettes Linksverteidiger Aleksandar Bratic, der innert wenigen Minuten zweimal allzu forsch gegrätscht hatte.

Aber bald wars mit der Überlegenheit wieder vorbei, erhielt das Spiel wieder das Gesicht der ersten Halbzeit: eifrige, auch zu zehnt mehrheitlich überlegene Genfer, die in der Offensive aber weder Klasse noch Durchschlagskraft hatten, die Winterthurer Defensive zu überfordern. Anderseits ein FCW, dem es zwar nicht am Willen fehlte, von dem noch immer zu sagen war, er sei «nicht im Spiel». Ging nach vorne mal was, wars eine Einzelleistung Yassin Mikaris. Wer ihn hätte unterstützen sollen, war dazu nicht fähig, keiner aus dem Mittelfeld, nach einem guten Start auch Maksimovic nicht mehr – und schon gar nicht Pascal Renfer, die Sturmspitze.

Kozaracs Kraftakt

Die Verlängerung war deshalb nichts als logisch. Und nun, immerhin, tat sich was. Kozarac beispielsweise, der Captain des Tages, gewann plötzlich mehr Bälle und spielte sie präzis weiter. Und gleich zu Beginn der zweiten Viertelstunde der Zusatzzeit leistete er dann seinen ziemlich spielentscheidenden Beitrag: Energisch erkämpfte er sich Mitte der Genfer Platzhälfte den Ball; energisch behauptete er ihn; und noch energischer drosch er ihn dann aus vielleicht 14 Metern zum 1:0 ins Tor.

Es war kein Zufall, dass Kozarac, der sich gesteigert hatte, dieses Tor schoss. Kein Zufall war auch, dass Mi kari in der 113. Minute nach einer Freistossflanke Marjan Solomuns und einem Doppelpass mit Maksimovic das 2:0 folgen liess. Denn Mikari war der Einzige aus der Winterthurer Offensive, der an diesem Tag Wesentliches leistete.

Sekunden vor dem 2:0 war Servettes Jung-Verteidiger Génerix Kusunga (18) für ein Frust-Foul ebenfalls vom Platz gestellt worden. Das erweckte den Zorn diverser Genfer, auf und neben dem Platz. Routinier Oscar Londono beispielsweise konnte es sich erlauben, den Schiedsrichter Guido Wildhaber ungestraft herumzuschubsen – was allerdings zur schwächlichen Erscheinung passte, die der Schiedsrichter an diesem Tag abgab. Auf jeden Fall hätte Wildhaber gescheiter Kusunga auf dem Platz belassen, als nachher den FCW zu benachteiligen – wie mit einem gesuchten Elfmeter nach einem «Foul» Andy Hausers.

Geoffroy Tréand verwertete die Gelegenheit zum 1:2. Eine Gefahr für den Sieg des FCW war das dann doch nicht. Renfer liess seinen ersten Konter zwar am Pfosten enden, den zweiten – in der bereits 123. Minute – beendete er aber mit einem «Empty-Netter» zum 3:1. Bei einem Eckball für Servette war auch Torhüter Michaël Boully in den FCW-Strafraum gestürmt. Im Gegenstoss hatte Renfer dann das leere Tor vor sich, nachdem er in seinem Lauf über mehr als das halbe Feld immerhin zwei Genfer locker abgeschüttelt hatte ...

So hatte auch er noch seine bedeutende Szene. Zum Rest ist zu sagen: Mikari war gut; Pascal Castillo und Stefan Kohler führten die Abwehr solide; Erich Hürzeler hatte seine grosse Parade (erreichte aber nicht alle Flanken und kickte schlecht ab); und alle dürfen sich dafür loben lassen, kämpferisch der Bedeutung des Anlasses entsprechend aufgetreten zu sein. Allzu viele Gedanken, der Lohn für die geleistete Arbeit sei diesmal ungewöhnlich hoch gewesen, brauchen sie sich nicht zu machen. Wer so lange auf einen grossen Erfolg warten muss wie der FCW, der soll sich doch einfach mal freuen. (hjs)   (Landbote)

http://www.landbote.ch  Bildgalerie aus Sicht der Winterthurer  

   

Fotos (aus Sicht von den Maroons) von unserem Genfer Weekend folgen später     /bö