Interview mit Herisau Präsident im St.Galler Tagblatt

31.05.2006 00:00:00 | maroons

Peter Hürzeler: «. . . sagen wir auch B»

Nie war Herisau der zweithöchsten Liga so nahe. Morgen Donnerstag wird auf dem Ebnet gegen Servette gespielt (Beginn 19.30 Uhr), am Pfingstmontag um 18.30 Uhr in Genf. Die präsidiale Hauptsorge gälte bei einem Aufstieg dem Organisatorischen.

Peter Hürzeler, wie viel Sinn würde zum 100. Geburtstag des FC Herisau ein Aufstieg in die Challenge League machen?.

Peter Hürzeler: «Die schwierigste Frage gleich zu Beginn? Das Ziel des Vorstands war nie, aufzusteigen. Aber wir sind ein Sportverein, dessen Mannschaft den Erfolg anstrebte und erreichte. Wir wollten den Spielern nach der starken Hinrunde das sportliche Ziel vor Augen lassen, wir sagten durch die Einreichung des Lizenzgesuchs, das bewilligt wurde. Jetzt sagen wir auch . Im Wissen darum, dass wir nicht über Nacht ein Verein und Ort mit Challenge-League-Strukturen werden.»Tagblatt Medien

Aus verschiedenen Sportarten sind Beispiele bekannt: Vereine dekorieren ihre Aufstiege in höchste Ligen mit ehrlich gemeinten Vernunftsbezeugungen, sie erleiden aber schlimme finanzielle, sportliche und personelle Rückschlage. Haben Sie keine Angst?

Hürzeler: «Es ist mit Vorstand und Team besprochen, dass wir ohne durch die Saison gehen würden und, wenn die sportliche Qualität nicht ausreicht, wieder absteigen. Aber man muss sich nichts vormachen: In gewissen Bereichen wären wir nicht einfach so bereit.»

Ihre Hauptsorge gälte also nicht den Finanzen?

Hürzeler: «Für mich läge das grösste Problem im Organisatorischen. Denken wir nur an den Ticketverkauf im Internet, an den Platzdienst usw. Wer im Dorf und im Verein ist bereit, hier mitzumachen? Im Sportlichen hätten wir, meine ich, die Ausgaben im Griff, so wie es in den vergangenen Jahren auch war. Wenn wir aber bei jedem Heimspiel ein paar Tausend Franken für die Funktionäre aufbringen müssen, dann haben wir effektiv bei den Finanzen Probleme. Es kämen wohl Aufgaben im Tagesgeschäft auf uns zu, die im Nebenamt schwierig zu bewältigen wären.»

Welche «Eckdaten» enthält das provisorische Budget, das Sie für eine Challenge-League-Saison einreichten?

Hürzeler: «Es würde 100 000 Franken über jenem für die 1. Liga liegen. Wir würden mit einem Zuschauerdurchschnitt von 400 rechnen, was nicht utopisch wäre. Das jetzige Vereinsbudget ohne Junioren beläuft sich auf rund 220 000 Franken. Wir würden ein 1.-Liga-Team ins Rennen schicken, die Spieler würden nur dreimal abends trainieren und weiterhin arbeiten. Das Ziel wäre, im Ebnet zu spielen. Für Partien, die wegen des Zuspruchs oder aus Sicherheitsgründen problematisch wären, könnten wir ins Espenmoos ausweichen. Da bestehen aber noch keine genauen Abmachungen.»

Am 3./4. November 2006 ist der FCH als Organisator für die Präsidentenkonferenz und Generalversammlung der 1. Liga vorgesehen. Auch bei einem Aufstieg?

Hürzeler: «Keine Ahnung. Daran denke ich jetzt nicht. Es steht im Moment einiges an mit der Aufstiegsrunde, mit der Organisation des Länderspiels zwischen der Ukraine und Libyen in Gossau, mit der Produktion eines Werks zum 100-Jahr-Jubiläum. Ich gehe davon aus, dass wir die Versammlung so oder so durchführen. Der Verband hat nichts anderes signalisiert.»

Zwei von acht Clubs steigen auf. Wie schätzen Sie die Aussicht ein, dass Sie ab dem Sommer gegen Wil, Xamax, Vaduz spielen anstatt gegen Biasca, Seefeld, Brugg?

Hürzeler: «30:70. Der Druck ist bei den Gegnern: Man weiss, wohin das führen kann. Eine Aufstiegsprämie haben übrigens weder Trainer noch Spieler im Vertrag.»

In der zweiten Runde würde Herisau am 8./11. Juni auf den Sieger aus Biel – Urania Genf treffen. Verzögert sich die Planung der nächsten 1.-Liga-Saison?

Hürzeler: «Es ist derzeit viel los, wir sind aber weit in den Gesprächen und werden mit einer Mannschaft in die nächste Saison steigen, die der jetzigen ähnlich ist. Es kommt zu einzelnen Abgängen, die wir aber nicht unbedingt komplett kompensieren. Im Fall eines Aufstiegs würden wir das Gespräch mit dem FC St. Gallen suchen: Es könnte Sinn machen, dass Junge, die für die erste Mannschaft noch nicht ganz reif sind, bei uns Wettkampfpraxis finden.»

Haben Sie für den Donnerstag spezielle Aktivitäten oder Massnahmen in Bezug auf Umfeld und Infrastruktur eingeleitet?

Hürzeler: «Punkto Sicherheit sind wir in Kontakt mit der Polizei. Wir bauen die Festwirtschaft aus durch zusätzliche Stände und das Platzieren des Schützengarten-Barwagens. Für mehr reicht die Zeit nicht: So haben wir auch auf den Druck von Plakaten verzichtet, weil der Gegner erst am Sonntag feststand und noch am Montagabend Konfusion über die Anspielzeit herrschte.»

Finanziell wird der Donnerstag dem FC Herisau nicht viel bringen, da der grösste Teil der Einnahmen an den Verband geht?

Hürzeler: «Ja. Alle müssen zahlen, auch Mitglieder. Wir hoffen, dass die Leute trotzdem aufs Ebnet kommen. Servette ist ein attraktiver Gegner. Und Aufstiegsspiele in die zweithöchste Fussball-Liga gab es im Appenzellerland noch nie.»

Interview: Lukas Pfiffner

St.Galler Tagblatt
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