Bilanz zur Hinrunde 2019/20

31.12.2019 11:00:00 | Kevin

Bilanz zur Hinrunde 2019/20

 

Die erste Saisonhälfte im Schweizer Fussball-Oberhaus ist schon wieder Geschichte. Grund genug einmal die Statistiken zusammen zu suchen und zu analysieren.

Nicht mancher hätte den Servettiens eine solch gute Hinrunde zugetraut. So darf man sagen, dass man mit 27 Punkten aus 18 Spielen ein besseres Resultat erzielen konnte als angenommen werden durfte. Noch 9 Punkte fehlen um die «potenzielle Nicht-Abstiegs-Marke» von 36 Punkten zu knacken. 36 Punkte, also ein Punkt aus jedem Spiel reichen normalerweise um mit dem direkten Abstieg nichts zu tun zu haben. In den letzten 15 Jahren ist kein Team mehr mit 36 Punkten abgestiegen, meist hatten diese auch noch nicht einmal etwas mit den Barrageplätzen zu tun.

Wenn man dann auch noch beachtet, wieviel Pech unsere Servettiens in der Hinrunde hatten (10 Aluminiumtreffer, 3 VAR-Fehlentscheide) hätte dieses Resultat gar noch höher ausfallen können. Für die Rückrunde wird jetzt die Devise sein, den Nicht-Abstieg zu sichern und Erfahrungen zu sammeln. Denn die zweite Saison nach einem Aufstieg, ist ja bekanntlich die Schwierigere. Bis dahin bleibt noch viel Zeit, aber man muss in der Rückrunde bereits mit der Vorbereitung für nächste Saison beginnen.

Defensive + Angriff

Einer der Erfolgsfaktoren unserer Servettiens ist unsere Defensive. Mit nur 18 Gegentoren stellt Servette die zweitbeste Defensive der Liga. Und Jeremy Frick ist mit 7 Spielen ohne Gegentore ebenfalls in den Toprängen (Omlin, Brecher und Baumann alle ebenfalls 7 Spiele ohne Gegentor). Weniger zu lachen hatten da die gegnerischen Torhüter, wenn es gegen Servette ging. Nur viermal konnte der gegnerische Torhüter nicht bezwungen werden und davon sind zwei torlose Remis (gegen Sion und Lugano). Während man in der Aufstiegssaison zudem noch oftmals auf die letzten Minuten eines Spiels angewiesen war, spielt die Nachspielzeit in dieser Saison bisher eine untergeordnete Rolle. Nur 2 Tore fielen in der Nachspielzeit der ersten oder zweiten Halbzeit (1 Tor für und 1 Tor gegen Servette). Besonders stark sind die Servettiens in der Mitte der beiden Halbzeiten, dann lohnt es sich am meisten das Spiel zu schauen anstatt Bier und Bratwurst holen zu gehen. 6 Tore schossen unsere Servettiens zwischen der 16. und der 30. Minute (1 Gegentor) und 6 Tore zwischen der 61. und 75. Minute (ebenfalls nur 1 Gegentor). Will man hingegen die Gegentreffer verpassen, war man in der ersten und dritten Viertelstunde der ersten Halbzeit am besten bedient.



Chancenverwertung

Ein weiterer wichtiger ist die Effizienz, Servette schiesst nicht wirklich öfters auf das gegnerische Tor als die Kontrahenten, aber die Chancen werden öfters genutzt. So liegt die Torquote bei Schüssen aufs Tor der Gegner bei 35%, bei den Gegnern liegt diese lediglich bei 21.4%. Ein weiterer Punkt der aus den Statistiken heraussticht sind die Offsidestellungen, die Servettiens stehen fast nur halb so oft im Abseits wie der Gegner, vermutlich auch durch die überfallartigen Konter bei denen meist auch aus der eigenen Hälfte heraus agiert wird und weniger Gefahr für eine Offsidestellung besteht.



Zuschauer

Der grosse Negativpunkt ist auch in diesem Jahr nicht auf dem Platz zu suchen, es sind wie so oft die Fans. Gerade die Heimspiele zeugen teilweise trotz Aufstieg immer noch eher einem Geisterspiel. So liegt der Zuschauerdurchschnitt in Genf bei 7’423 Zuschauern, dies ist zwar immer noch mehr als Xamax, Thun und Lugano jedoch leider auch noch 2'000 Zuschauer weniger als die anderen im Mittelfeld klassierten Vereine FC Zürich, Luzern und Sion. Natürlich sind die Negativausreisser (Lugano und St.Gallen) rein von der Distanz die beiden weitesten Auswärtsfahrten für unsere Gegner, jedoch bleibt auch das Interesse wie man beim letzten Heimspiel der Servettiens gegen Thun (5'084 Zuschauer) einfach immer noch zu klein für eine so grosse Stadt.

Es überrascht deshalb nicht, dass im grossen Stade de la Praille somit nur eine Auslastungsquote von 24.71% herrscht und Servette in dieser Tabelle weit abgeschlagen von den anderen Teams (Rang 9 FCZ 35.6%, Rang 8 Xamax 48.4%) liegt.


Auch wenn man immer sagt Servette hat in der ganzen Schweiz seine Fans, was ja auch stimmt, die maroons sind hierfür ja das beste Beispiel, freuten sich nur zwei Teams über mehr Zuschauer bei einem Servettespiel als beim durchschnittlichen Zuschaueraufkommen, so waren dies die Spiele in Sion und Thun. Es braucht also auch Auswärts noch mehr Zuschauer die an die Spiele pilgern, sei es aus Genf, aber auch aus der restlichen Schweiz.

Eingliederung der Jugendspieler

Ein weiterer Negativpunkt der angesprochen werden muss ist die mangelnde Eingliederung von Juniorenspielern in der ersten Mannschaft. Natürlich muss ein Aufsteiger sich erst einmal etablieren und dies geht am einfachsten wenn man mit Spielern die bereits Erfahrung in den obersten Ligen gesammelt haben spielt. Dennoch ist Servette in Punkto Jugendarbeit resp. Eingliederung der Spieler in der ersten Mannschaft so schlecht wie fast kein anderer Verein und dies trotz einer der besten Jugendabteilungen.

Mit einem durchschnittlichen Alter von 26.1 Jahren stellt Servette in der Hinrunde gar das «drittälteste» Kader der gesamten Liga. Man muss hierbei aber auch hervorheben, dass die Zukunftsaussichten deutlich besser aussehen als die bisherigen Zahlen vermuten lassen. So konnte beim 3:0 Sieg gegen YB mit Ricardo Azevedo ein neues Talent sein Debüt in der ersten Mannschaft geben und ist sogar der zweitjüngste Debütant der gesamten Liga (17 Jahre, 11 Monate und 1 Tag). Zudem steht die U21 der Servettiens mit einer makellosen Bilanz an der Spitze ihrer 2. Liga interregional-Gruppe (13 Spiele, 13 Siege). Dies trotz einer radikalen Verjüngung der U21, so waren zwar anfänglich noch einige Spieler die rekonvaleszent waren im Aufgebot der 2. Mannschaft, jedoch bestritt die letzten ebenfalls erfolgreichen Spiele nur noch das junge Team. Mit einem Durchschnittsalter von 19 Jahren über alle Spiele kann man also durchaus von einer sehr guten Voraussetzung im Juniorenbereich sprechen. Ein Aufstieg in die 1. Liga (4. Höchste in der Schweiz) ist aber in dieser Saison Pflicht, damit das Leistungsgefälle zwischen der U21 und dem Fanionteam nicht zu gross ist. Gut möglich, dass hierzu auch in der Rückrunde noch einmal ein paar Spieler der ersten Mannschaft für das Ziel Aufstieg in die Hosen der U21 steigen «müssen». Evtl. ja vielleicht sogar ein bisheriger Leistungsträger, denn bis jetzt plant man Sébastien Wüthrich in die U21 zu verbannen, sollte er den Vertrag bei der ersten Mannschaft nicht verlängern.

Übrigens ist es auch gut möglich, dass durch einen möglichen Wegfall von Wüthrich ein Servette-Eigengewächs endlich die Chance erhält sich im Mittelfeld zu profilieren. So steht zum Beispiel ein Imeri bereit um eine mögliche Lücke auf dieser Position zu schliessen. Aber auch Cespedes wäre durchaus eine Alternative. Oder kommt vielleicht doch wieder ein Routinier? Oder einigen sich die Servettiens doch noch mit Wüthrich, der definitiv ein Schlüsselspieler war in den letzten Jahren?

Trainer

Ein grosses Lob muss man an dieser Stelle auch dem aktuellen Übungsleiter beim SFC, Alain Geiger, machen. Mit dem Team welches den zweitkleinsten Marktwert der gesamten Liga ausweist, hat er bisher enormes geleistet. Denken wir an die hervorragenden Siege gegen YB und Basel, aber auch das 5:0 gegen den FCZ im fremden Stadion. Servette hat mit 13.78 Millionen Euro (Quelle: transfermarkt.com) wie gesagt das «zweitbilligste» Kader der Super League, nur Xamax kommt mit noch einem geringeren Wert aus. Zum Vergleich, die Spieler der Super League haben insgesamt einen Wert von 286.24 Millionen Euro. Das macht einen Durchschnitt von 28.12 Millionen also weit mehr als das doppelte das Servette hat. Gegen YB (Platz 1, MW 68 Mio. Euro) konnte Servette ja schliesslich 4 Punkte in 2 Spielen feiern.

Was Servette in dieser Spielzeit besonders auszeichnet ist der Teamzusammenhalt und der Wille jedes Spiel gewinnen zu wollen. Gerade der zweite Punkt, war in den letzten Jahren nicht immer erkennbar. Unter Alain Geiger ist aber eine eingeschworene Gemeinschaft gebildet worden. Bei der auch Spieler die nicht in der Startaufstellung sind heiss sind ihre Chance zu bekommen. So rangiert Servette’s Trainer zum Beispiel auch bei der Joker Statistik zusammen mit Basels Marcel Koller auf Platz eins. Bei seinen Einwechslungen wechselte Geiger 5 Tore ein. Wichtigen Anteil daran hat Alex Schalk welcher mit 8 Einwechslungen und dabei 3 erzielten Toren der beste Joker der gesamten Liga ist.

Schlussfazit

Der Servette FC ist hervorragend in diese Saison gestartet, die Spieler müssen dies aber nun auch in der Rückrunde bestätigen und weiterhin kaltblütig vor dem Tor bleiben. Gleichzeitig sollte ein Fundament für die zukünftig kontinuierlich aufgebaut werden und bei Möglichkeiten künftige Leistungsträger in der Rückrunde, in der man wohl nicht mehr gegen den Abstieg spielen muss, einbauen und sie halt auch mal Lehrgeld bezahlen lassen.

Und für uns Fans, gibt es nur eines. Alle an die Spiele von Servette, die ersten acht Spiele der Rückrunde wurden bereits fixiert. Es geht gleich mit zwei sehr wichtigen Spielen los. Also Agenda nach vorne holen und folgende Daten dick markieren:

Samstag, 25.01.2020 um 19 Uhr: Neuchâtel Xamax FCS - Servette FC

Sonntag, 02.02.2020 um 16 Uhr: Servette FC – FC Thun

Sonntag, 09.02.2020 um 16 Uhr: FC St.Gallen 1879 – Servette FC

Sonntag, 16.02.2020 um 16 Uhr: Servette FC – FC Zürich

Sonntag, 23.02.2020 um 16 Uhr: FC Basel 1893 – Servette FC

Sonntag, 01.03.2020 um 16 Uhr: Servette FC – FC Lugano

Sonntag, 08.03.2020 um 16 Uhr: FC Sion – Servette FC

Samstag, 14.03.2020 um 19 Uhr: FC Luzern – Servette FC

Sonntag, 22.03.2020 um 16 Uhr: Servette FC – BSC Young Boys