Leidenschaftlicher Sieg gegen die Young Boys

04.11.2019 23:54:26 | Peter

YB-Ausrutscher auf Genfer Kartoffelacker

 

Was war das für eine Woche! Der Servette FC mischte munter in den Spalten der Boulevardpresse mit. Erst füllte Alex Schalks umstrittener Torjubel gegen Sion die Kommentarspalten von Blick Online & co. Danach schaltete sich der Disziplinarrichter der SFL ein und brummte dem Servette-Angreifer zwei Spielsperren auf. Am Donnerstag postete der Social-Media-Verantwortliche einen Porn Hub-Tweet, um für das Duell gegen YB zu werben. Der Tweet wurde auf Drängen von Didier Fischer gelöscht und mit einer offiziellen Stellungnahme auf der vereinseigenen Website verurteilt. Es half nichts ­ es entlud sich ein „Shitstorm“ über dem Genfer Traditionsverein. Zu guter letzt entleerte sich am Sonntag auch der Himmel über dem Stade de Genève. Es war alles angerichtet, für eine Schlammschlacht zwischen Schweizermeister und Aufsteiger.

Alain Geiger musste nebst dem gesperrten Schalk auch auf Kastriot Imeri verzichten. Das Mittelfeldtalent kuriert die Verletzung aus, die er sich im Derby gegen Sion zuzog. Als Ersatz rückten Mychell Chagas und Ricardo Azevedo ins Aufgebot. Für den 17-jährigen Azevedo ging zudem ein Traum in Erfüllung. Er durfte gegen YB seine ersten Profiminuten sammeln.

Servette wirkte zu Spielbeginn selbstsicher. Die Grenats hielten gut mit und überstanden die Startphase ohne grössere Schwierigkeiten. Die erste Halbzeit bot allerdings auf beiden Seiten keine grossen Highlights. Die glitschige Unterlage machte beiden Mannschaften zu schaffen. Die Heimmannschaft trat aggressiv auf und kämpfte um jeden Ball. Der Spielstil forderte seine Opfer. Dies aber auf Seiten des Meisters. Gaudino musste sich mit einer Verletzung am Syndesmoseband auswechseln lassen. Ondoua fuhr dem Deutschen rustikal in die Beine und durfte sich glücklich schätzen, dass der Unparteiische nur die gelbe Karte zückte. Fünf Minuten vor Ende der ersten Hälfte kamen die Hausherren doch noch zu einer ersten Chance. Kyei flankt von links zur Mitte, wo sich Stevanovic in die Luft schraubte. Der Kopfball des Bosniers landete nur wenige Zentimeter neben dem Tor.
Nach dem Seitenwechsel gehörte YB die erste gute Möglichkeit. Nsamé zog aus der Distanz ab und brachte Frick leicht in Verlegenheit. Die Gäste konnten das Spiel jedoch nicht an sich reissen. Die Partie blieb offen. Dann kam die 57. Minute und eine weitere Offensivaktion der Gelb-Schwarzen. Eine Lotomba-Flanke erreichte den Kopf von Nsamé und der nickt gekonnt zum 0:1 ein. Der Jubel blieb dem einstigen Servette-Akteur aber gleich im Hals stecken. Der Linienrichter ahndete ein Foulspiel des Angreifers. So lag es wieder am SFC, für etwas Spektakel zu sorgen. Tasar schickt Wüthrich in die Tiefe. Dieser legt quer und sieht, wie Bürgy die Kugel mit der Hacke abfälscht. Der Ball landet genau im Lauf von Tasar, der abgebrüht zum 1:0 verwandelte! 1:0 für den Aufsteiger! Und diese Führung war nicht gestohlen. Auf jeden Fall wirkten die Grenats wie beflügelt. Nur zwei Minuten nach dem Führungstreffer drischt Sauthier die Kugel hoch nach vorne. Bürgy kann die Situation nicht entschärfen und verliert den Ballbesitz an Tasar. Der Servettien fackelt nicht lange und hält voller Selbstbewusstsein einfach mal drauf. Von Ballmoos greift daneben und schon stand es 2:0! Genfer Freudentaumel und so langsam machte auch das Publikum mit. Die Young Boys mussten reagieren. Am einfachsten ging dies via Standardsituation. Nach 70 Minuten trat Bürgy das Leder an den gegnerischen Strafraum. Nsamé verlängerte bis zu Sasso. Der Franzose befreite mit einem Kopfball, legte aber perfekt für den YB-Topskorer auf. Nsamé zog aus zwanzig Metern ab und hämmerte den Ball an den Pfosten. Glück für die Rhône-Städter. Während sich die Wolkendecke keinen Zentimeter auf tat, fanden die Servettiens erneut eine Lücke in der Berner Hintermannschaft. Cognat bedient Wüthrich mit einer butterweichen Flanke. Der Regisseur kann unbedrängt hochsteigen und lässt von Ballmoos keine Abwehrchance. Das 3:0 war Tatsache und keiner konnte es so richtig glauben. Nach all den dürftigen Offensivleistungen der vergangenen Wochen, platzte der Knoten ausgerechnet gegen den Leader. In der Folge verwaltete der Aussenseiter seine die Führung problemlos. Debütant Azevedo versuchte auf sich aufmerksam zu machen und zeigte einige gute Einzelaktionen. Ausser mit einer Verwarnung schaffte es der U19-Nationalspieler aber nicht in den Notizblock von Schiedsrichter Fähndrich.

Schlussendlich sollte dies auch egal sein. Der Servette FC fügt dem BSC Young Boys die erste Meisterschaftsniederlage seit Mai 2019 zu und sammelt Selbstvertrauen für das Sechspunktespiel gegen Luzern. In der Swissporarena gilt es die Leistung zu bestätigen. Denn der Sieg gegen den Meister war in Form und Höhe absolut gerechtfertigt!

Servette FC – BSC Young Boys 3:0 (0:0)

Stade de Genève : 8'065 Zuschauer
Schiedsrichter : Lukas Fähndrich ; Marco Zürcher, Christopher Chaillet
VAR : Adrien Jaccottet ; Nico Gianforte
Tore : 61' Tasar (1:0), 63' Tasar (2:0), 73' Wüthrich (3:0)

Servette FC : Frick ; Sauthier, Rouiller, Sasso, Iapichino ; Ondoua, Cognat ; Stevanovic, Wüthrich (75' Azevedo), Tasar (80' Cespedes) ; Kyei (86' Chagas)

BSC Young Boys : von Ballmoos ; Janko (66' Spielmann), Sørensen, Zesiger, Lotomba ; Aebischer, Gaudino (37' Bürgy) ; Assalé (80' Mambimbi), Fassnacht, Ngamaleu ; Nsamé

Verwarnungen : 32' Ondoua, 35' Gaudino, 45' Nsamé, 70' Cognat, 70' Zesiger, 81' Azevedo

Bemerkungen : Servette ohne Schalk (Gesperrt), Imeri, Koné (Verletzt), Busset, Castanheira, Holcbecher, Lang, Martial, Severin, Souici, Vouilloz (Nicht im Aufgebot), SFC-Pflichtspieldebüt von Ricardo Azevedo ; YB ohne Garcia (Gesperrt), Camara, Hoarau, Lauper, Lustenberger, Martins, Sierro, Sulejmani (Verletzt), Ballet, Marzino (Nicht im Aufgebot), 57' Tor von Nsamé wegen Foulspiels aberkannt, 71' Pfostenschuss von Nsamé