Während es in der Deutschschweiz regnete, zeigte sich der Frühling in Genf von seiner schönsten Seite. Bei warmen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein, marschierten die beiden Mannschaften auf den Rasen des Stade de Genève. Alain Geiger stellte auf zwei Positionen um. Joël Kiassumbua erhielt den Vorzug gegenüber dem zuletzt hervorragenden Jérémy Frick. Im Mittelfeld rückte Timothé Cognat vom linken Flügel in die Mitte, wo er den gesperrten Sébastien Wüthrich vertreten durfte. Auf Cognats angestammter Position durfte Dennis Iapichino von Beginn weg ran.
„Pleiten, Pech und Pannen“, viel besser hätte man die Startphase der Grenats nicht bezeichnen können. Bereits nach 5 Minuten durfte die kleine Reisegruppe im Gästesektor den Führungstreffer ihres Teams bejubeln. Auf der rechten Seite knallt Routis einen Befreiungsschlag an den Oberschenkel von Brivio. Entsprechend springt der Ball hoch in den eigenen Strafraum. Rouiller will klären, trifft das Spielgerät aber bloss mit dem Schienbeinschoner. Kiassumbua greift ein und krallt sich die Kugel und wird von Severin unglücklich umgerempelt. Plötzlich liegt der Ball vor den Füssen von Padula, der sich nicht zwei Mal bitten lässt und zum 0:1 einschiebt. Slapstick vom Feinsten. Servette war kurzzeitig geschockt, konnte sich aber wieder fangen. Koné verpasste nach einer guten Viertelstunde den Ausgleichstreffer nur knapp. Sein Kopfball landete neben dem Tor. Wenig später sollte es dann doch klappen. Sauthier mit der Flanke von der Grundlinie, Lurati mit der schlechten Kopfabwehr und Iapichino mit einem perfekt platzierten Kopfball, holten den SFC ins Spiel zurück. So ging es mit dem Stand von 1:1 weiter. Der Leader wollte nun das Spieldiktat übernehmen, biss sich aber, mit diversen Einzelaktionen, an der gegnerischen Defensive die Zähne aus. Ironischerweise stand nach 36 Spielminuten beinahe eine Einzelaktion am Ursprung eines weiteren Servette-Treffers. Iapichino tanzte an der gegnerischen Strafraumgrenze einen Gegenspieler aus und lupfte den Ball über den Tessiner Abwehrriegel hinweg. Schalk roch den Braten und suchte sofort den Abschluss. Chiasso-Torhüter Mossi fischte den Ball mit einer starken Parade aus der nahen Ecke. So sollte es beim 1:1 bis zur Pause bleiben… „sollte“…denn Chiasso verspürte vor dem Pausenpfiff nochmals ein wenig Offensivdrang. Nach einer quasi geklärten Szene, hielt Gomes aus dem Hinterhalt drauf. Mit der Fussspitze verfälschte Routis die Flugbahn minim und liess Kiassumbua alt aussehen. Überraschend schafften es die Chiassesi die Führung mit in die Pause zu nehmen.
Wer sich in dieser Saison den ein- oder anderen Ausflug nach Genf gegönnt hat, der weiss, dass die Servettiens in der zweiten Hälfte meistens eine Schippe drauf legen konnten. Dies war am gestrigen Nachmittag nicht der Fall. Lange Zeit „rumpelte“ man gegen den gut stehenden Gegner drauf los. Viele Dribblings, viele dumme Ballverluste. Das kannte der geübte Fan auf der Tribüne anders. Cognat vergab nach einer Stunde eine erste konkrete Chance fast schon kläglich. Noch kläglicher waren die Eckbälle des eingewechselten Imeri. Ein Set Bauklötze von Lego Duplo (die grossen Steine), barg mehr Gefahren als Imeris „Irgendetwas“ zur Mitte. Der talentierte Mittelfeldspieler erwischte weiss Gott nicht seinen besten Tag.
Alain Geiger musste nochmals reagieren und brachte Chagas für den glücklosen Schalk. Der Wechsel sollte sich sogleich bezahlt machen. Zum zweiten Mal an diesem Tag, schlug die Ironie des Schicksals zu. Imeri mit einer geglückten Flanke zu Chagas. Dieser behandelt die Kugel mit viel Gefühl und setzt zum Seitfallzieher an. Mossi pariert mit einer Flugeinlage und muss sich dem Nachschuss des frei stehenden Koné geschlagen geben. Nach 70 Minuten stand es endlich 2:2. Die Servettiens schienen nun etwas beflügelt zu sein. Sauthier musste sich zehn Minuten vor Schluss Anthony Mossi geschlagen geben. Der Kongolesische Nationaltorhüter wehrte mit einem unglaublichen Reflex ab und durfte sich von seinen Teamkameraden beglückwünschen lassen. In der 85. Minute gingen die Glückwünsche an einen anderen Afrikaner. Follonier schlägt einen hohen Ball in die gegnerische Gefahrenzone. Koné schraubt sich in die Luft und trifft per Kopf zum 3:2! Riesen Jubel auf dem Rasen und den Tribünen des Stade de Genèves. Wahnsinnig, wie sich der Servette FC nochmals aufgerappelt hatte und plötzlich das Skore anführte. Nach sechs Minuten Nachspielzeit pfiff Schiedsrichterin Staubli die Partie ab und liess drei weitere Punkte auf das Konto der Grenats fliessen.
Somit machen die Rhônestädter einen weiteren Schritt in Richtung Super League und wahren ihren Vorsprung von 11 Zählern auf den FC Lausanne-Sport. Am Ostersamstag reisen die Grenats in die Deutschschweiz und treffen auf den FC Winterthur. Mit einem Sieg gegen den Tabellenvierten und einem Unentschieden des FC Aarau (auswärts in Wil), kann am kommenden Wochenende der Barrageplatz offiziell gesichert werden. In Winterthur maximal als Gast anwesend, wird Christopher Routis sein, der sich gegen Chiasso seine vierte Gelbe Karte abholen durfte und nun gesperrt fehlt.
Servette FC – FC Chiasso 3:2 (1:2)
Stade de Genève : 4‘447 Zuschauer
Schiedsrichter : Esther Staubli ; Bryan Rossoz, Susanne Küng
Tore : 5‘ Padula (0:1), 23‘ Iapichino (1:1). 45‘ Gomes (1:2), 70‘ Koné (2:2), 85‘ Koné (3:2)
Servette FC : Kiassumbua ; Sauthier, Routis, Rouiller, Severin (50‘ Imeri) ; Maccoppi (60‘ Follonier) ; Stevanovic, Iapichino ; Cognat ; Koné (88‘ Mfuyi), Schalk (68’ Chagas)
FC Chiasso : Mossi ; Perico, Lurati (82’ Ajeti), Martignoni ; Charlier ; Padula (70’ Malinowski), Gomes (64’ Bahloul), Milosavljevic, Brivio ; Manicone (68’ Josipovic), Milinceanu
Verwarnungen : 20‘ Milosavljevic, 33‘ Charlier, 65‘ Lurati, 70‘ Bahloul, 77‘ Routis, 85‘ Koné
Bemerkungen : Servette ohne Wüthrich (Gesperrt), Antunes, Lang (Verletzt), Alphonse, Azevedo, Busset, Castanheira, Holcbecher, Sarr, Vouilloz (Nicht im Aufgebot) ; Chiasso ohne Alessandrini (Gesperrt), Candeloro, Giorno, Iberdemaj, Nsumbu, Pollero (Verletzt), Guidotti, Nsiala (Nicht im Aufgebot)
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