Schlappe in Chiasso

11.02.2019 22:24:41 | Peter

Chiasso holt Servette auf den Boden der Realität zurück

 

Eine lange Anreise, kalte Temperaturen, Regenwetter, eine schlechte Sicht aufs Spielfeld. Es gab eigentlich keinen Grund, um am gestrigen Nachmittag nach Chiasso zu reisen. Dazu kommt die Tatsache, dass sich die Grenats am südlichsten Zipfel des Tessins noch immer schwer getan haben. Der langjährige Lausanne- und Lugano-Spieler Antoine Rey kündete in der Tribune de Genève an, dass die Servettiens einen hartnäckigen und topmotivierten Gegner erwarten sollen. Rey lag damit goldrichtig.

Zwar startete Servette gut in die Partie. Bereits nach 9 Minuten hallte Jubelgeschrei aus dem Gästesektor. Schalk liess nach einer missglückten Chiasso-Rückgabe nicht locker und spitzelte das Leder an Martignoni und Mossi vorbei ins Tor. Eine frühe 1:0-Führung, welche den Grenats Sicherheit geben sollte. Diese Sicherheit verwandelte sich aber relativ schnell in eine gutschweizerische „Lari-Fari-Einstellung“. Anstelle das zweite Tor zu suchen, gewährte man den „Rosso-blù“ sehr viele Freiheiten. Dies sollte sich nach 23 Minuten rächen. Die Heimmannschaft spielte einen hohen Ball in die Spitze. Milinceanu bewies ein feines Füsschen und holte die Kugel butterweich auf den Boden. Der Moldawische Nationalspieler legte an die Strafraumgrenze zurück, wo Milosavljevic mit einem traumhaften Weitschuss zum 1:1 versenken konnte. Der SFC war gewarnt und wollte reagieren. Nur eine Minuten nach dem Gegentreffer passte Wüthrich zu Schalk. Der Niederländer tanzte Bewacher Perico mit einer flinken Drehung aus und schmettert das Spielgerät an den Pfosten. Den Servettiens gelang es das Spiel wieder an sich zu reissen. Trotzdem schiesst Ballbesitz keine Tore. Chiasso machte die Räume eng und lauerte auf seine Chancen. Eine dieser Chancen konnte Milinceanu beinahe verwerten. Nach 39 Minuten enteilte er Mfuyi und verzog nur knapp. Nur wenige Augenblicke später durften die Platzherren, dank gütiger Mithilfe aus Genf, doch noch jubeln. Mfuyi öffnete, erst mit einer missglückten Ballannahme, dann mit einem amateurhaften Befreiungsschlag, dem Gegner Tür und Tor zur Führung. Guidotto zog zielstrebig davon und hämmerte den Ball gnadenlos unter die Latte. Die Pausenführung für den FCC war verdient.
Geiger zeigte eine Reaktion und stellte zum Start der zweiten Hälfte um. Der glücklose Mfuyi wurde durch Iapichino ersetzt. Dieser platzierte sich auf dem linken Flügel, während Imeri von dort in die Mitte rückte. Cespedes rückte eine Reihe nach hinten und mimte fortan den Innenverteidiger. Mit so vielen Umstellungen tat der Trainer seinem Team keinen Gefallen. Er konnte sich sogar bei Torhüter Frick bedanken, dass es nach einer guten Stunde und einem Pollero-Volley nicht schon 3:1 stand. Servette wirkte antriebs- und ideenlos. Kapitän Sauthier und Flügelspieler Cognat wurden schmerzlich vermisst. Stevanovic spulte Meter um Meter ab, fand aber schlichtweg keine Anspielposition. Das Desaster zeichnete sich ab. Kurz vor Schluss hätte Chiasso-Joker Giorno den Deckel endgültig drauf machen können. Sein Abschlussversuch prallte glücklicherweise nur an den Pfosten. Nach fünf Minuten Nachspielzeit pfiff Schiedsrichter Erlachner die Partie ab und besiegelt die erste Servette-Niederlage seit September 2018.

Mit diesem Ausrutscher verpassen es die Grenats, den Vorsprung auf die ebenfalls „floppenden“ Konkurrenten aus Lausanne und Winterthur auszubauen. Die schlechten Resultate der Gegner (und die erstaunlich guten Paninos im Gästesektor) sollten das einzig Positive sein, was man von diesem Wochenende mitnehmen konnte. Gegen Wil wird eine Reaktion erwartet.

FC Chiasso – Servette FC 2:1 (2:1)

Riva IV : 480 Zuschauer
Schiedsrichter : Pascal Erlachner ; Alain Heiniger, Bryan Rossoz
Tore : 9‘ Schalk (0:1), 23‘ Milosavljevic (1:1), 40‘ Guidotti (2:1)

Servette FC : Frick ; Sarr, Mfuyi (46‘ Iapichino), Rouiller, Severin ; Cespedes (77‘ Duah), Stevanovic, Imeri ; Wüthrich (66‘ Alphonse) ; Schalk, Koné (56‘ Chagas)

FC Chiasso : Mossi ; Perico, Martignoni, Alessandrini ; Charlier (56‘ Giorno) ; Padula, Milosavljevic, Guidotti, Bahloul (75‘ Ajeti) ; Pollero (66‘ Josipovic), Milinceanu (74‘ Manicone)

Verwarnungen : 5‘ Charlier, 20‘ Perico, 50‘ Milinceanu, 59‘ Giorno

Bemerkungen : Servette ohne Cognat, Sauthier (Gesperrt), Busset, Lang, Routis, Souare (Verletzt), Antunes, Castanheira, Holcbecher, Vouilloz (Nicht im Aufgebot), 24‘ Pfostenschuss von Schalk ; Chiasso ohne Belometti, Lurati (Gesperrt), Malvino, Monighetti (Verletzt), Adamczyk, Batista, Candeloro, Gomes, Nsiala, Nsumbu (Nicht im Aufgebot), 89 Pfostenschuss von Giorno