Derby-Sonntag hiess es vorgestern, als die Marooner sich mit Auto, (gefülltem) Minibus und Zug aufmachten, das Wallis zu erobern. Ein Teil der Zugtruppe reiste sogar extra mit den Extrazugwaggons der Section Grenat an, nachdem man einen Umweg über Lausanne in Kauf genommen hatte.
Im Tourbillon traf man dann die anderen Deutschschweizer und machte sich für den Spielstart bereit.
Kommen wir noch kurz zu der Mannschaftsaufstellung, wo beim SFC Gonzalez seinen Platz im Tor wohl definitiv zurückerobert hat. (Barroca sass nicht einmal auf der Bank.)
Ebenfalls dabei war auf der Seite der Genfer Julian Esteban. Das Offensiv-Talent mit den Knochen aus Glas und den Bändern aus Papier nahm aber vorerst am Spielfeldrand Platz und kam trotz der Sperre von Yartey und der kurzfristigen Verletzung von Saleiro noch nicht zu seinen ersten Spielminuten im Jahr 2012.
Dann ging es endlich los, das Highlight der Woche, auf das wir alle sehnsüchtig gewartet hatten. Die 90 Minuten „Hass-Derby“.
Sion erwischte da den leicht besseren Start. Crettenand versuchte sich nach wenigen Minuten mit einem ersten Distanzversuch, der Gonzalez zu einer ersten Intervention brachte.
Servette hingegen brauchte seine 15 Minuten, ehe es sich vor das Walliser Tor getraute. De Azevedo schickte Moutinho in die Tiefe, welcher seinen Gegenspieler Bühler narrte und Sion-Keeper Vanins mit einem satten Schuss prüfte.
Es war nicht das Spiel der grossen Torraumszenen. „Aussenstehende“ könnten ihre Mühe damit gehabt haben, doch wenigstens die Stimmung täuschte über das eher triste Spielgeschehen hinweg.
Erst nach 36 Minuten kam nämlich wieder eine erwähnenswerte Torchance. Sions Serey Die umkurvte Pont im Stile eines Thierry Moutinhos, flankte zur Mitte, findet dort aber keinen Abnehmer. Crettenand konnte sich aber das Leder erlauffen, brachte es nochmals ins Zentrum, wo Danilo bloss ein Luftloch, jedoch nicht den Ball traf.
Servette wollte es 5 Minuten später besser machen. Ein Eckball von De Azevedo landete über Umwege bei Vincent Rüfli am Strafraumrand, welcher munter abzog und seinen Schuss knapp am Tor vorbei zischen sah. Fast im Gegenzug kamen wieder die Walliser mit Danilo zu einem Abschlussversuch, der Stürmer, diesen Winter mit einer Empfehlung von 14 Toren in 16 Spielen in der Ungarischen Liga zu Sion gekommen, versemmelte aber auch diese Möglichkeit mit einem Schuss in die Wolken.
Dies war aber nicht die letzte Möglichkeit, die sich dem Heimteam bot um in Führung zu gehen. Nur einige Augenblicke später kam ein Freistoss hoch in die Genfer Gefahrenzone geflogen. „Kopfballmonster“ Vanczak stieg von allen Spielern am höchten und köpfte an den Innenpfosten. Der Ball rollte die Torlinie entlang und musste von Rüfli in Extremis in den Corner geklärt werden. Doch, es war alles halb so wild. Vanczak stand klar im Abseits und hätte seinen Treffer nicht bejubeln können.
So ging es torlos in die Pause. Beim SFC ist übrigens noch anzumerken, dass Jungtalent Daniel Soares kurz vor der Pause noch den verletzten Eudis ersetzen durfte und so zu seinem ersten Pflichtspieleinsatz mit der 1. Mannschaft kam.
Der Start in die zweiten 45 Minuten gelang dem FC Sion ebenfalls besser als unseren Servettiens. In Minute 54 marschierte beispielsweise Mario Mutsch munter nach vorne, zirkelte den Ball auf den Penaltypunkt, wo ihn Danilo geradewegs in dier Arme von Gonzalez köpfte. Die Chancenauswertung des Brasilianers war schlichtweg ungenügend.
Eine Minute später kam der FCS wieder vor den Genfer Kasten. Crettenand liess Rüfli wie einen Schuljungen aussehen und wollte Gonzalez mit einem satten Schuss in die nahe Ecke erwischen, hatte die Rechnung aber ohne den starken Goalie der Grenats gemacht. „Gonzo“ hielt sein Tor weiterhin nicht nur sauber, sondern rein.
Springen wir in die 79. Minute und zur ersten gefährlichen Aktion von Servettes Daniel Soares. Der Schweiz-Portugiese erhielt vor dem Strafraum den Ball, sah, dass Vanins etwas weit vor seinem Gehäuse stand und setzte zu einem Schlenzer an, der allerdings bloss auf dem Tor landete. Es war ein Lebenszeichen der Calvin-Städter, welche in der zweiten Halbzeit zwar mithielten, sich jedoch keine richtigen Tormöglichkeiten erarbeiteten.
Wer bereits gegen GC im Stadion war, der wusste, dass Servette keine Mannschaft der grossen Chancenauswertung ist, deshalb machte es umso mehr Freude, die folgende Situation anzuschauen. Rüfli eroberte sich mit einem aggressiven Tackling gegen Ex-Teamkollege Tréand in der 84. Minute einen Ball im Mittelfeld zurück und rannte sogleich in Richtung Sion-Strafraum davon. Rüfli hatte Platz, er hatte Zeit und er hatte das nötige Gefühl im Fuss um den Ball so in den Sechzehner zu schlagen, dass der eingewechselte Karanovic am Fünfmeterraum nur noch in die Luft springen musste, um mit seinem „Goldköpfchen“ zum 0:1 einzunicken. Der Gästesektor mit den zirka 1‘000 Servette-Fans tobte, als sich der Stürmer zum Jubel abdrehte und sich über die „Karanovic-allez-Gesänge“ freute! Es war einfach nur geil!
Doch noch war die Partie noch nicht gewonnen und beinahe hätte uns ein Hauch von Xamax den Derby-Sieg noch vermiest. Ex-Xamaxien Basha spielte zwei Minuten vor Schluss einen Laserpass auf den anderen ehemaligen Neuenburger Wüthrich. Der U21-Internationale zog davon, schloss ab und hatte Pech, dass Gonzalez mit einem tollen Reflex und viel Glück den Fuss noch an den Ball brachte und diesen zur Seite ablenken konnte.
So endete jedoch das Spiel der Spiele mit einem 1:0 Sieg für uns, und wir liessen uns das Schlussresultat so richtig auf der Zunge zergehen. Alex kamen die Tränen und andere liessen ihre Freude auch mal an den Cüpli-Girls aus.
Besonders Sabi, sie war die einzige der „Cüpli-Crew“, die mit dem Zug anreiste, genoss eine Heimfahrt „de Luxe“ und durfte sich von Testosteron „gebadet“ zu ihrem Glück schon in Bern von den anderen verabschieden.
Der Rest trennte sich dann ab Olten und Aarau ein weiteres Mal mit einem munteren „Adie Böpp(s)i!“ und freut sich auf das Auswärtsspiel diesen Samstag in Thun.
FC Sion – Servette FC 0:1 (0:0)
Stade de Tourbillon : 12‘300 Zuschauer
Schiedsrichter : Ludovic Gremaud ; Raffael Zeder, Antonio Fernandez
Tore : 84‘ Karanovic (0:1)
Servette FC : Gonzalez ; Rüfli, Routis, Roderick, Moubandje (46‘ Schlauri) ; Pizzinat, Nater ; Moutinho (67’ Karanovic), De Azevedo, Pont ; Eudis (41’ Soares)
FC Sion : Vanins ; Mutsch, Vanczak, Adailton, Bühler ; Rodrigo (75’ Tréand), Serey Die ; Ianu (56’ Wüthrich, Margairaz, Crettenand (79’ Basha) ; Danilo
Verwarnungen : 23‘ Margairaz, 71‘ Pizzinat
Bemerkungen : Servette ohne Yartey (Gesperrt), Baumann, Kouassi, Saleiro (Verletzt), Barroca, Schneider (Nicht im Aufgebot), Pflichtspieldebüt von Daniel Soares ; Sion ohne Dingsdag (Gesperrt), Mrdja, Obradovic (Verletzt), Bakrac, Berisha, Deana, Gonçalves, Joaquim, Mbondi, Micic (Nicht im Aufgebot)
Die Zusammenfassung im Video :
http://www.videoportal.sf.tv/video?id=492bcb2f-e791-4b8c-9c96-5578ce665a56
Wir möchten uns übrigens noch bei sämtlichen Personen im Verein bedanken, welche noch immer voller Elan weiterarbeiten, obschon sie ihren Januarlohn noch immer nicht auf dem Bankkonto wissen.
Siege wie dieser sind nicht nur den Spielern, sondern auch dem ganzen Staff zu verdanken, der den Kopf noch nicht hängen lässt.
Merci beaucoup!
/peter
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