Mythos Servette

03.08.2011 00:00:00 | maroons
Darum sind die Genfer gerade in der Deutschschweiz so beliebt
 
Ein Fussballplatz im Schwyzerland. Knirpse zwischen 8 und 12 Jahren spielen ein Schülerturnier. Mitten in der sogenannten „Suisse primitive“.
Servette-Leibchen sind keine zu sehen. Vor 30 Jahren war das ganz anders. Bei den Kleinen muss sich der Kultverein aus Genf seinen Mythos west wieder erarbeiten. Bei ihren Vätern stehen die „Grenats“ aber seit je hoch im Kurs. Kein anderer Klub aus der Romandie hat in der Deutschschweiz mehr Anhänger.
Der „Servette Fanclub Deutschschweiz 86“ ist der älteste Fanclub der Bordeauxroten überhaupt. Älter als alle in der Romandie. Mit der Rückkehr ins Oberhaus wird Servette wieder zum Thema für alle. Die echten Fans haben ihre Lieblinge aber nie aufgegeben. Gründe für die unzerstörbare Liebe gibt es einige.
Die Farbe: „Als ich ein kleiner Knopf war, hat mich an Servette nur die Farbe interessiert“, erinnert sich John Appenzeller (41), Präsident des Fanclubs. „Im nächsten Match spielte Bellinzona in Bordeauxrot, da hätte ich fast gewechselt.“ In den 80er-Jahren habe es Servette einmal mit rosaroten oder hellblauen Trikots versucht. „Der Widerstand war so gross, dass die Übung schnell abgebrochen wurde.“
Die Spielkultur: Servette hatte immer den Ruf, schön und technisch hochstehend zu spielen. „Sie galten als die Brasilianer der Schweiz“, sagt Appenzeller.
Der Erfolg: Ausser GC (27) hat kein anderes Team so viele Meistertitel gewonnen wie die Genfer (17). „Es gab zeitweise auch viele Modefans – so, wie wenn heute Zürcher den FC Basel unterstützen“, weiss Appenzeller, selber ein Stadtzürcher.
Die Fankultur: „Als Servette heben wir usn ein wenig von den anderen ab“, sagt Hans Eggler (38) aus Schindellegi SZ, der im Fanclub „Maroons“ aktiv ist. „So sehe ich Leute aus der ganzen Schweiz, die ich sonst nie getroffen hätte.“ Schon früher war es sexy und etwas exotisch, einen anderen Klub als die grossen Deutschschweizer Vereine zu unterstützen.
Die Stars: Immer wieder spielten bei Servette auch deutschsprachige Stars wie Joko Pfister oder Kalle Rummenigge. Das machte den Klub auch ennet der Saane attraktiv. / Blick vom 23.07.2011
 
/peter