Machtdemonstration gegen Wohlen

13.09.2016 00:00:00 | maroons

Genfer „Knabenschiessen“ im Stade de Genève

 

Ein ganz übles Willkommensgeschenk für den neuen Wohlen-Coach Gabriele: (aargauerzeitung.ch / 12.09.2016 17:25 Uhr / Jakob Weber)

 

Der FC Wohlen verliert beim Debüt des neuen Trainers Francesco Gabriele beim Aufsteiger Servette in Genf mit 1:6. Die Mannschaft kann sich bei Torhüter Kiassumbua bedanken, ohne den das Score vermutlich noch höher ausgefallen wäre. Der FCW übernimmt somit die rote Laterne der Challenge League.

 

Der Schein trügt. Vor der Partie präsentieren sich die Spieler des FC Wohlen noch als Einheit. Das gesamte Team betritt gemeinsam das Spielfeld, läuft sich zusammen warm und es ist nach zuletzt vier Niederlagen in Serie und unter dem neuen Trainer Francesco Gabriele so etwas wie Aufbruchsstimmung zu spüren.

 

Doch das Gefühl zerbricht mit dem Pfiff des Schiedsrichters. Der Aufsteiger aus Genf dominiert von Beginn weg und zerpflückt die Defensive der Wohler nach allen Regeln der Kunst. Nach neun Minuten lässt Olivier Kleiner dem Ex-YB-Star Vitkieviez viel zu viel Platz, was dieser als eine Einladung zu einer mustergültigen Flanke versteht. Nsamé bedankt sich mit der frühen Führung für Servette und hinter den Stirnen der Wohler Spieler beginnt das grosse Kopfkino.

 

«Wenn du viermal verloren hast, ist ein frühes Gegentor für die eh schon angeschlagene Moral nicht ideal», sagt Marko Muslin, der das Zentrum an der Seite des jungen Muhamed Seferi zu keiner Zeit in den Griff bekommt. Doch das allein reicht nicht als Erklärung für die folgenden 36 Minuten bis zur Pause, die zum Schlechtesten gehören, was der FC Wohlen in der Challenge League je geboten hat.

 

Genf ist in allen Belangen schneller, hat unglaublich viele Freiräume und weiss diese auch zu nutzen. Gabriele muss nur fünf Minuten später mit ansehen, wie Osmane Doumbia, der kleine Bruder von FCB-Stürmer Seydou Doumbia, aus 30 Metern seelenruhig schiessen, den Abpraller geruhsam annehmen und in die Schnittstelle schieben darf, wo Berisha zum 2:0 vollendet. Das 3:0 von Cadamuro ist dann nicht nur die Vorentscheidung, sondern auch der Moment, wo der zuvor äusserst aktive Gabriele auf seinem Trainerstuhl niedersinkt. Ein Blick auf die Uhr lässt das Unheil bereits vorherahnen: Noch sind 70 Minuten zu spielen.

 

Keiner haut dazwischen

 

Von den Wohler Spielern bäumt sich keiner gegen das drohende Debakel auf. Im Gegenteil: Die Defensivarbeit gegen Vitkieviez wird komplett einstellt. Der Ex-Schweizer-Internationale (1 Länderspiel) nutzt den Freiraum erneut und trifft diesmal selbst mit einem unhaltbaren Distanzschuss (32.).

 

Das letzte Fünkchen Hoffnung verliert Gabriele, als Nsamé nur wenige Sekunden nach Wiederanpfiff auf 5:0 stellt. Weil Servette nun mehrere Gänge raus nimmt, entwickelt sich im zweiten Durchgang eine ausgeglichenere Partie, bei der auch Wohlen vor dem Gehäuse der Genfer auftaucht und durch Sead Hajrovic (48.) noch zum Ehrentreffer kommt.

 

Das es am Ende «nur» sechs Gegentreffer gibt, verdanken die Freiämter ihrem Schlussmann, den sie aufgrund ihrer Passivität ungewohnt und ungewollt oft in Szene setzen. Joel Kiassumbua pariert gleich fünffach mirakulös und hat damit fast jede zweite Grosschance der Genfer verhindert. Kurz vor Schluss (88.) kann auch er den Dreierpack von Nsamé, der zum Abschluss per Vollspann in den Winkel trifft, nicht verhindern.

 

Francesco Gabriele muss sich nun als Psychologe beweisen und die niedergeschlagenen Köpfe seiner Spieler wieder aufrichten. «Ich habe die Mannschaft im Training anders wahrgenommen als auf dem Platz, doch es hilft nichts: Wir müssen den Mund abputzen und hart arbeiten», sagt er und fügt hinzu: «Arbeiten, arbeiten, arbeiten. Etwas anderes bleibt uns gar nicht übrig.»

 

In der Tat kommt einiges an Arbeit auf den Neuen zu, denn nach der Cup-Partie am Samstag in Chiasso warten der Reihe nach die Top 4 der Challenge League. Akute Fehlstart-Gefahr für Gabriele, der gekommen ist, um den Klassenerhalt zu realisieren.

 

 

Servette FC – FC Wohlen 6:1 (4:0)

 

Stade de Genève : 2‘064 Zuschauer

Schiedsrichter : Lukas Fähndrich ; Benjamin Zürcher, Jonas Erni

Tore : 9’ Nsamé (1:0), 14‘ Berisha (2:0), 23‘ Cadamuro (3:0), 32‘ Vitkieviez (4:0), 46‘ Nsamé (5:0), 48‘ Hajrovic (5:1), 88‘ Nsamé (6:1)

 

Servette FC : Gonzalez ; Cadamuro, Mfuyi, Faug-Porret ; Sauthier, Doumbia, Pont (74‘ Hasanovic), Le Pogam (66‘ Delley) ; Vitkieviez (79‘ Libertazzi), Nsamé, Berisha

 

FC Wohlen : Kiassumbua ; Giampà (73‘ Castroman), Stahel, Hajrovic, Kleiner (46‘ Pacar) ; Foschini, Muslin (84‘ Abegglen), Seferi, Kamber ; Schultz, Dangubic

 

Verwarnungen : 29‘ Kleiner, 61‘ Giampà, 77‘ Nsamé, 77‘ Seferi

 

Bemerkungen : Servette ohne Maouche, Yagan (Gesperrt), Alphonse, Caslei, Fargues, K. Gazzetta, Infante, Rodrigues (Verletzt), Cespedes, Da Silva, Dumont, L. Gazzetta, Guedes, Kursner, Sabaly, Shala (Nicht im Aufgebot), SFC-Pflichtspieldebüt von Alberto Libertazzi ; Wohlen ohne Lotti, Schmid, Stutzer (Nicht im Aufgebot), 67‘ Pfostenschuss Dangubic

 

 

Alle Tore gibt es hier in der Videozusammenfassung!

 

 

 

 

/peter