Sommer vermasselt Servette die Cup-Sensation
Letzten Samstag wars endlich so weit. Der grosse FC Basel kommt zum noch grösseren Servette nach Genf. Dieses Spiel schien einige Servette-Fans zu interessieren. Im Zug waren so gegen
30 Leute im eigens reservierten Abteil. Beim Stadion warteten sogar noch mehr. Die Deutschschweiz schien somit völlig leergefegt.
Die grosse Anzahl Marooner wirkte sich auch auf die Stimmung aus. Bereits vor Bern herrschte feuchtfröhliche Cup-Fest-Stimmung und man konnte sich ja ausmalen, was bei einem Sieg auf der Rückfahrt losgewesen wäre.
Die Anreise verging wie im Flug, und viel Gerstensaft musste am Bahnhof zwischengelagert werden, bevor er dann per „Castor-Transport“ auf der Rückreise im Endlager verstaut werden konnte.
In Genf gings gleich mit dem Tram ab in Richtung Stadion. Während der von „Bömmels Rumänischer Strassen-Band“ musikalisch begleiteten Tramfahrt, kamen einige auch ins Gespräch mit FCB- und FCZ- (!) Fans.
Beim Stadion angekommen trennten sich die Wege der meisten auf. Plätze im Stadion reservieren oder Plätze im Restaurant auffüllen, waren die meistgewählten Alternativen.
Um 19.00 Uhr kam dann aber das, worauf alle so lange gewartet haben. Mit Choreos der Section Grenat und den Basler Fans marschierten die Spieler aufs Feld, um sich ein Spiel zu liefern, dass man zumindest auf Seiten Servettes nicht so schnell vergessen wird.
Servette gehörte die erste Chance des Spiels. Ein von
De Azevedo scharf in die Mitte getretener Freistoss wurde von einem Basler noch leicht abgelenkt und zwang FCB-Goalie
Yann Sommer zu einer ersten Parade.
Dann, gespielt waren
18 Minuten, luchste
Kouassi Shaqiri einen Ball ab und spielte zurück in den eigenen Strafraum zu
Maric. Der spielte sofort weiter zu
Pizzinat, welcher dem Ball aber zu wenig entgegen kam und so von
Almerares in Bedrängnis gebracht wurde. Als
Pizzinat den Ball weghauen wollte, kam
Almerares an ihm vorbeigesaust und liess sich geschickt fallen. Zum Entsetzen des Genfer Publikums pfiff
Schiedsrichter Busacca nach kurzem Zögern ab und zeigte auf den Penaltypunkt. Das Geschenk Busaccas verwertete Basels Oldie
Scott Chipperfield souverän zum
0:1.
Chancenmässig wars das für die erste Halbzeit. Doch das heisst keinesfalls, dass das Spiel langweilig gewesen ist.
Nach der Pause drückte Servette gleich auf den Ausgleichstreffer. Nach einem dummen FCB-Ballverlust im Mittelfeld kam Servette über die linke Seite nach vorne.
De Azevedo flankte zur Mitte, wo
Eudis einen kleinen Schubser von
Çagdas wahrnahm und sich plump wie ein Sack Kartoffeln fallen liess.
Busacca, wahrscheinlich vom schlechten Gewissen geplagt, pfiff sofort und zeigte wieder auf den Penaltypunkt.
De Azevedo nahm sich in die Verantwortung, und legte sich den Ball zurecht. Nach kurzem Durchschnaufen hämmerte
De Azevedo den Ball zum
1:1 unter die Latte. Viel besser kann man einen Penalty gar nicht schiessen.
Kurz darauf kam Servette über die rechte Seite auf das Basler Gehäuse gestürmt.
Nater legt im Sechzehner zurück zu
Kouassi, der spielt gleich flach zur Mitte, doch
Eudis und
Pont kommen nicht mehr an den Pass ran.
In der
54. Minute kam ein Eckball von
Stocker über Umwege zu
Almerares, welcher zwei Servettiens aussteigen lässt und das Leder an die Latte haut.
Gonzalez wäre bezwungen gewesen.
Wenn man in der zweiten Halbzeit noch weitere Basler Chancen suchte, suchte man vergebens.
Denn von nun an war nur noch Servette am Drücker. Erst scheiterte
Routis mit einem Kopfball, kurz darauf auch
De Azevedo, der mit seinem Freistoss
Sommer zu einer weiteren Reaktion zwang. Trotz spielerischer klarer Überlegenheit kamen die Grenats aber vorerst nicht zu weiteren Chancen.
So kam es, dass nach 90 Minuten das Spiel beim Stand von 1:1 abgepfiffen wurde und man sich auf eine Verlängerung einstellen musste.
15 Minuten waren in der Verlängerung gespielt, als
Shaqiri auf der linken Seite nach vorne preschte und mit seiner Flanke den Kopf von
Almerares fand, welcher die Chance aber mehr als kläglich vergab.
Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es weiter mit der nächsten Bebbi-Chance.
Tembo spielte steil auf
Almerares. Der Argentinier tauchte alleine vor dem Tor auf und zwang
Gonzalez zu einer super Rettungsaktion.
Zur ersten gefährlichen Tormöglichkeit der Heimmannschaft kam der überragend aufspielende
De Azevedo mit einem weiteren Freistoss. Sein Schuss kam allerdings genau auf den Torhüter geflogen und konnte zum Eckball geklärt werden.
Nach
113 Minuten griff wieder Basel an.
Shaqiri lancierte
Tembo, der passte zu
Frei und der verfehlte den Ball knapp. Das war die erste annähernd gute Aktion des Nati-Rekordtorschützen.
Dann lief die ominöse
120. Minute.
Schneider schickte
Karanovic, dieser sah, dass sich auf der rechten Seite
De Azevedo und
Pont freigelauffen hatten und spielte ab.
De Azevedo erhielt den Ball und stand nun völlig alleine vor
Sommer. Anstelle zu schiessen und diese 200% Möglichkeit zu nutzen, versuchte er den Torhüter zu umdribbeln, was
Sommer aber mit einer gewagten Rettungsaktion nicht zuliess und beinahe noch einen Elfmeter provozierte.
Zu Elfmetern kam es dann doch noch, denn jetzt gabs Penaltyschiessen.
Frei eröffnete das „Glücksspiel“ unter gellendem Pfeiffkonzert mit einem Treffer.
Für Servette eröffnete der Ex-Basler
Baumann.
Baumann hatte bei seinem Schuss allerdings weniger Glück und traf nur den Pfosten. Somit führte der Titelverteidiger bereits nach den ersten zwei Schützen.
Doch es ging weiter. Für Basel nahm
Tembo Anlauf und verwandelte ohne Probleme.
Bei Servette lief der junge
Christopher Routis an. Er liess
Sommer mit seinem Schuss keine Abwehrmöglichkeit.
Ebenso sicher verwandelte auch
Huggel gleich danach.
Auch
De Azevedo hielt bei seinem zweiten Elfmeter des Abends dem Druck stand und liess sich nicht aus der Ruhe bringen. Sein Schuss war unhaltbar für Goalie
Sommer.
Für den FCB trat nun
Almerares an. Mit viel Kraft pfefferte der Gaucho den Ball an die Querlatte. Servette konnte ausgleichen!
Karanovic liess mit seinem angetäuschten Schuss den Puls des Publikums noch höher schlagen. Dennoch traf er mit ein wenig Glück zum
3:3.
Für den fünften Penalty der Gäste war
Samuel Inkoom zuständig. Der junge Ghanaer brach unter dem Druck nicht zusammen und traf für sein Team.
Konnte auch Servette nachziehen?
Nater, der auch ein gutes Spiel zeigte, setzte den Ball auf den Penaltypunkt und nahm Anlauf.
Sommer ahnte die richtige Ecke und wehrte
Naters halbhohen Schuss ohne grosse Probleme ab. Aus, schluss und vorbei! Das wars mit dem Weiterkommen im Cup.
Trotz einigen Tränen bei Gonzalez und co. , dürfen wir stolz auf unsere Jungs sein. Wir konnten dem aktuellen Schweizermeister und Cup-Sieger beinahe ein Bein stellen.
Falls es doch noch ein paar Pessimisten gibt, die die Leistung schmälern wollen, da Basel ja „nur“ mit dem B-Team gestartet hatte, kann man ihnen entgegnen, dass bei Servette die Stammkräfte Esteban, Mendes und Rüfli auch nicht gespielt hatten und zumindest die Abwehr noch nie in dieser Zusammensetzung gespielt hatte.
Vielleicht ist das Ganze ja besser so, da man sich jetzt voll und ganz auf den Aufstieg konzentrieren kann.
So dachten auch viele Marooner auf der Heimfahrt, die trotz der Niederlage mit dem ganz oben angesprochenen Gerstensaft richtig lustig verlaufen war.
Geografie-Fans konnten ihre Welschlandkenntnisse testen, als der Zug in Metropolen wie Gland, Romont und so weiter stoppte.
Schliesslich fanden auch alle mehr oder weniger nach Hause. (Bisher gibt es noch keine Vermisstenanzeigen ;-) )
Servette FC – FC Basel 3:4 (1:1) (1:1) (0:1)
Stade de Genève : 14‘150 Zuschauer
Schiedsrichter : Massimo Busacca
Tore : 18‘ Chipperfield (Foulpenalty) (0:1), 47’ De Azevedo (Foulpenalty) (1:1)
Penaltyschiessen : Frei (0:1), Tembo (0:2), Routis (1:2), Huggel (1:3), De Azevedo (2:3), Karanovic (3:3), Inkoom (3:4)
Servette FC : Gonzalez ; Maric, Schneider, Routis, Schlauri (46’ Baumann) ; Nater, Pizzinat ; Kouassi (101’ Karanovic), Pont, De Azevedo ; Eudis (78’ Vitkieviez)
FC Basel : Sommer ; Inkoom, Ferati, Çagdas, Shaqiri ; Stocker (90+2‘ Tembo), G. Xhaka, Cabral (67‘ Huggel), Zoua ; Almerares, Chipperfield (62‘ Frei)
Verwarnungen : 44’ Cabral, 55’ Kouassi, 69‘ Çagdas
Bemerkungen : Servette ohne Mendes, Rüfli (Gesperrt), Poceiro (Verletzt), Ajdini, Esteban, Monteiro, Moubandje, Moutinho (Nicht im Aufgebot) ; Basel ohne Yapi (Gesperrt), Baron, Kusunga, Safari, Streller (Verletzt), Costanzo, Kamber, Unal, T. Xhaka (Nicht im Aufgebot), 54' Lattenschuss von Almerares
Sehr gute Zusammenfassung des TSR:
http://www.tsr.ch/sport/football/suisse/coupe-de-suisse/2709354-servette-frole-l-exploit-face-a-bale-en-coupe.html
/peter
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