ENDLICH, der erste Sieg in diesem Jahr!

19.04.2009 00:00:00 | maroons
LAUSANNE SPORT - SERVETTE FC 0-1 (0-0)
 
Stadion Pontaise, 4100 Zuschauer (Saisonrekord)
Schiedsrichter: M. Grossen.
Tore: 67. Vitkieviez (Penalty) 0-1.
Lausanne Sport: Debonnaire; Barroso (59. Malacarne), Buntschu, Diogo, Sonnerat; Marazzi, Basha, Bilibani; Balthazar (65. Drago); Hélin, Kamel Boughanem. Trainer: John Dragani.
Servette: Gonzalez; Ratta (87. Schneider), Girod, Kusunga, Bratic; Pont, Pizzinat, Samir Boughanem (83. N'Diaye); Braizat; Vitkieviez, Eudis (46. Yoda). Trainer: William Niederhauser.
Bemerkungen: Lausanne ohne Favre, Stadelmann, Rey und Mauro (verletzt), Pasche und Pavlik (gesperrt); Servette ohne Ural, Treand, N'Tiamoah, Bouziane (verletzt), Ruefli (gesperrt). 52. Pfostenschuss von Yoda.
Verwarnungen: 21. Buntschu, 28. Marazzi. 55. Basha. 63. Pont. 69. Kusunga. 88. Braizat.
Rote Karte: 67. Buntschu (2. Gelbe). 95. Marazzi (2. Gelbe).
Eckballverhältnis: 2-11 (2-7)!!
 
Unter der Last der Vergangenheit
 
Die Klubs aus Lausanne und Genf dümpeln in der Challenge League
 
Bericht aus der NZZ am Sonntag
 
Das Stadion ist immer noch wie damals – wie vor zehn Jahren, als die Fussball-Schweiz zum Saisonschluss nach Lausanne blickte. Die Pontaise war 1999 mit 15 850 Zuschauern gefüllt, es goss wie aus Kübeln. Der Servette FC gewann gegen Lausanne-Sports 5:2 und den Meistertitel. Für Lausanne spielten unter anderen Brunner, Ohrel, Hänzi, Gerber, Rehn, Celestini, Pantelic und Thurre, für Servette Pédat, Wolf, Juarez, Lonfat, Fournier, Vurens, Petrow.
Alles weit weg. 2003 ging Lausanne Konkurs, 2005 der Servette FC. Beide Klubs fielen, nachdem sie von ausländischen Spekulanten hochgezüchtet worden waren. Beide mussten weit unten neu anfangen. 2009 treffen sie sich in der Challenge League. In der Pontaise sind immerhin 4100 Zuschauer zugegen, es hat Cheerleaders, zwei kleine Fangruppen und wie früher (zu) laute Musik. Auf der Tribüne sitzen die welschen Trainer Castella, Ryf, Andrey und Débonnaire, der St.-Gallen-Coach Forte macht Notizen. Servette gewinnt das nervöse, mit Verwarnungen und Platzverweisen durchsetzte Spiel 1:0 und so Punkte im Abstiegskampf.
 
Beide Klubs wollen wieder in die Super League aufsteigen. Doch der Weg zurück ist dornig, gesäumt von Rückschlägen und Illusionen. Was einmal das Romand-Derby war, ist heute fussballerisches Niemandsland. Es ist kaum zu glauben, dass an den reichen Gestaden des Lac Léman nicht möglich ist, was in Aarau, Vaduz und Neuenburg geht: Super-League-Fussball auf bescheidenem Niveau. Die Lasten der Vergangenheit wiegen schwer.
 
Der Klub aus der Waadtländer Metropole heisst heute FC Lausanne-Sport. Er wurde 2007 von der Sportmanagement-Firma Grand Chelem gerettet sowie administrativ und finanziell «auf solide Basis gestellt», wie der Vizepräsident Alain Joseph versichert. Das Budget beträgt 2,5 bis 3,5 Millionen Franken. «Es wird kein Franken ausgegeben, den wir nicht haben», sagt Joseph. Der Verein setzt auf die Ausbildung und will mittelfristig 50 Prozent eigene Nachwuchsspieler ins Fanionteam integrieren. Er strebt die Rückkehr sachte an – nicht «à tout prix», wie dies Joseph nennt, die oberste Liga sei im Moment keine «Obsession». Immerhin ist auch Grand Chelem in weniger als zwei Jahren schon beim dritten Trainer angelangt. Auf Umberto Barberis und Thierry Cotting folgte im Oktober 2008 der unbekannte Nachwuchstrainer John Dragani.
 
Auch der Servette FC nimmt wiederholt Richtungsänderungen vor. In der Uno- und Banken-Stadt drückt das überdimensionierte Stade de Genève aufs Gemüt. Während in Lausanne im Herbst eine Stadion-Vorlage (Pontaise-Ersatz) vor den Souverän kommt, ist das Stade de Genève eine Last. Nicht ersichtlich ist, wie der Servette FC hochkommen will. An der Spitze steht der Iraner Majid Pishyar, nachdem sich Francisco Vinas – seit dem Konkurs der Rettungsanker – nach Drohungen gegen ihn und seine Familie im September 2008 zurückgezogen hat. Auch mit Pishyar, der von einem längerfristigen Projekt spricht, kommt Servette nicht weiter. Nach Michel Sauthier und Gérard Castella ist William Niederhauser der dritte Coach in dieser Saison.
 
Mit Castella, dem Trainer von 1999, wollten die Genfer die Vergangenheit zurückholen. Jetzt bangen sie um den Ligaerhalt in der Challenge League.
 
/ 19. April 2009, NZZ am Sonntag
 
Viele (hundert) Fotos vor und während des Spiels:
http://www.photos-people.ch/fr/gallery/images/1535
 

/bö