Das Spiel aus der Sicht des Thuner Tagblatts

09.11.2009 00:00:00 | maroons

Servettes Unentschieden in Thun

Thun hat es verpasst, mit einem Sieg die Tabellenspitze in der Challenge League zu übernehmen. Das Team von Murat Yakin musste froh sein, dass es gegen Servette nach frühem Rückstand noch zu einem 1:1 reichte.
 
In Thun sind die Weichen für die Zukunft gestellt. Das Stadionprojekt Thun-Süd kommt gut voran. Der Partner für die Mantelnutzung mit der Migros gefunden. Auch Murat Yakin investiert. Während der Woche setzt das Team auf dem ebenen Kunstrasen die Vorstellungen des Trainers gut um. Am Wochenende kommen die Spieler dafür auf den holprigen, tiefen Naturrasen nicht wunschgemäss zurecht. Mag sein, dass dieses Vorgehen kurzfristig ein paar Punkte kostet, spätestens im Frühling, wenn die Spielplätze wieder ebener werden, wird sich das «Geheimtraining» aber vermutlich auszahlen.
 
Was soll man an einem trüben, regnerischen Novembersonntag von einem Fussballspiel schon erwarten? Langeweile natürlich. Bei Thun gegen Servette sahen die 2'250 Zuschauer jedoch Folgendes: Nach 22 Sekunden stand Pape Omar Faye unvermittelt völlig frei vor dem Tor. Der Senegalese sah aber den Ball nach seinem Schuss via Servette-Torhüter David Gonzalez von der Torlatte zurück ins Spielfeld fliegen.
 
In der 4. Minute unterschätzte Timm Klose in der Thuner Verteidigung einen langen Ball. Julian Esteban konnte nur deshalb nicht vom Fehler profitieren, weil der Thun-Goalie Sascha Stulz hellwach war und den Ball ausserhalb des Strafraums aus der Gefahrenzone befördern konnte. Nur zwei Minuten später traten die Gäste einen Freistoss. Geoffrey Tréand fand mit seiner Flanke den Kopf von Eudis, der ohne Mühe zum 0:1 einnicken konnte.
 
Von Langeweile konnte in den Startminuten also keine Rede sein. Schon eher musste man dies für die restliche Spielzeit befürchten. Servette war nicht angereist, um offensiven Zauberfussball zu zelebrieren. Und nach dem frühen Führungstreffer konnten sich die Genfer erst recht zurückziehen und nach hinten orientieren.
 
Kein Wunder, taten sich die Thuner von diesem Moment an ziemlich schwer, eine Lücke in der gegnerischen Abwehr zu finden. Umso mehr, weil das Terrain – wie es für einen regnerischen, trüben Novembersonntag typisch ist – nur schwer bespielbar war.
 
Fayes Penaltytor
 
Spielerische Glanzstücke waren so nicht zu erwarten, und es erstaunt auch nicht, dass Thun einen Penalty benötigte, um noch vor der Pause zum Ausgleich zu kommen. Den Strafstoss erhielten die Berner Oberländer glücklich zugesprochen. Sie hatten den Ball in jener 36. Minute bereits verloren, ehe er zufällig wieder zu Stefan Glarner zurückkam. In diesem Moment grätschte N'Zay unmotiviert in die Beine des Thuners. Faye nahm das Geschenk der Genfer gerne an und erzielte das 1:1. In der zweiten Halbzeit suchte Thun den Führungstreffer. «Wir konnten aber die spielerischen Vorteile nicht ummünzen», sagte der Trainer. «Kombinationsfussball war auf diesem Terrain nicht möglich. Zumal der Gegner nur noch hinten reinstand.» Die destruktive Spielweise des Gegners war auch ein Grund, warum Yakin mit der Leistung seiner Equipe zufrieden war: «Unser Auftritt war gut, leider haben wir aus den wenigen guten Chancen kein zweites Tor erzielt.»
 
Gelegenheiten zum Siegestor gab es nach rund einer Stunde beinahe im Minutentakt. Nach einem Doppelpass mit Stjepan Kukuruzovic beförderte aber Milaim Rama den Ball fahrlässig übers Tor. Danach kamen Timm Klose und kurz darauf Rama bei Abschlussaktionen um einen Schritt zu spät. Schliesslich stand Faye zwar goldrichtig, er war aber zu nonchalant und brachte das Leder ebenfalls nicht im Tor unter. Der Topskorer der Challenge League hat noch Potenzial in Sachen Effizienz. Nur zu gerne hätten die Thuner zumindest für eine Nacht die Führung in der Tabelle übernommen – daraus ist nun freilich nichts geworden. / http://tt.bernerzeitung.ch
 
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/peter